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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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Solche Leute beschäftigen die besten Anwälte.“
     
    Ich reagierte meinen Ärger an einem großen Blonden ab. Angenehm kühl rann mir das herbe Bier die Kehle runter. Nach dem Spiel saßen wir vor unseren beschlagenen Krügen auf langen Holzbänken im Garten des Clubhauses, wo gleichzeitig eine öffentliche Schankwirtschaft betrieben wurde. Schrebergartenatmosphäre zwischen Goldfischteich, Hortensienkübeln und Gartenzwergen. Als eingefleischter Fußballfan war Ken hier regelmäßiger Gast und kannte Hinz und Kunz.
    Heute hielt sich die Stimmung in Grenzen, weil Rosenhagen null zu drei vom Gegner abgerüscht worden war. Mein Schmollen über meine eigene Naivität, mit der ich Krüger auf den Leim gegangen war, fiel zwischen den geknickten Fans, die umsonst mehr als neunzig Minuten in der Hitze geschmort hatten, nicht auf.
    Ein sonnenverbrannter Kleiderschrank in Boxershorts, dessen Stiernacken aussah wie am Spieß geröstet, kam an unseren Tisch. Wieder einer von Kens Fußballkumpels?
    Zögerlich blieb der Kleiderschrank stehen. Die Unentschlossenheit passte nicht zu seiner Statur. Er beäugte Ken, baute sich in voller Größe vor ihm auf und tippte ihn an. „Mensch, Kurt, bist du’s wirklich?“
    Ken starrte ihn befremdet an.
    Aber der Kleiderschrank war sich jetzt sicher. Mit voller Wucht ließ er sich auf die Holzbank gegenüber fallen, woraufhin die Leute, die am anderen Ende saßen, in die Luft hopsten. Er achtete weder auf die Empörung der Leute noch auf Kens finsteres Gesicht, sondern plapperte fröhlich weiter: „Wie viele Jahre ist das her?“ Er wartete keine Antwort ab und wandte sich erklärend an mich. „Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Hansa-Realschule. Nicht wahr, altes Haus?“ Er hieb Ken kumpelhaft auf die Schulter.
    Der nickte pflichtschuldigst. „Äh, Dietmar ...“
    „Friedrichs!“, brüllte der Kleiderschrank triumphierend und orderte lautstark ein Bier. „Junge, das waren Zeiten! Weißt du noch, wie wir dich in die Mülltonne eingesperrt hatten? Joachim saß oben auf dem Deckel. Mann, hattest du Schwein! Wenn der Pauker nicht vorbeigekommen wäre, wärest du erstickt.“ Der Kleiderschrank johlte. „Oder wie wir dich im Schulsekretariat zurückgelassen haben, wo wir die Prüfungsaufgaben einsahen und du mit deinen Stoppelbeinen nicht schnell genug fliehen konntest! Hahaha.“ Er verschluckte sich vor Lachen an seinem Bier. „Ja, Kurt, du warst halt der Kleinste in der Klasse. Mann, was waren wir damals fies! Tut mir heute leid.“ Er machte eine Pause, als erwartete er Kens Vergebung für seine jugendlichen Streiche.
    Aber dieser trug eine versteinerte Miene zur Schau und wirkte, als hätte er den Stiernacken seines ehemaligen Klassenkameraden am liebsten abgesägt und dann auf den Rost des großen Außengrills geschmissen.
    Der Kleiderschrank merkte nichts. „Das war auch ein Ding, als du, im Biosaal eingeschlossen, die Nacht verbringen musstest! Aus Rache hast du alle Frösche an den Beinen aufgehängt, bis sie ausgetrocknet sind. Und an den Schwanz von Peters Hund hast du Knallfrösche geheftet.“ Der schwitzende Kleiderschrank japste und fächelte sich mit dem Bierdeckel Luft zu.
    Diese Sekunde nutzte Ken. Er sprang von der Bank auf und riss mich mit. „Freut mich, dich wiedergesehen zu haben! Aber leider müssen wir jetzt los.“
    „Och schon?“ Enttäuscht kratzte sich der Kleiderschrank den rosafarbenen Stiernacken. „Kurt, wir wollen bald ein Klassentreffen machen. Hier ist meine Karte. Ich ...“
    Mit eisiger Miene nahm Ken die Visitenkarte, verstaute sie mit spitzen Fingern in seiner Hosentasche, als handle es sich um ein ekliges Gewürm und zog mich zum Ausgang. „Alter Schwätzer!“, brummte er vor sich hin. Offensichtlich schämte er sich vor mir, von seinem ehemaligen Klassenkameraden als Schwächling bloßgestellt zu werden.
    „Warum sagt der Kurt zu dir?“
    Verlegen trommelte Ken auf das glühende Lenkrad. Der Mercedes hatte in der prallen Sonne gestanden. „Ich heiße Kurt. Ich habe dir von meinen spießigen Eltern erzählt, die verpassten mir den albernen Namen.“
    „Na und?“
    „Wer macht als Kurt Karriere? Höchstens Komiker!“
    „Oh, mir fällt ein bekannter Politiker ein.“
    „Der Mann ist eine Ausnahme. Außerdem stammte er aus anderen Verhältnissen. Du weißt ja, dass ich es nicht so leicht hatte, den Arbeiterstaub von den Füßen zu schütteln. Und als Kurt? Das erschien mir undenkbar. Also änderte ich meinen Namen in

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