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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Hoffmann
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eine Gestalt in Uniform. Ein Polizist kam auf mich zu.
    In Windeseile rekapitulierte ich alle möglichen Schandtaten der letzten Wochen. Geschwindigkeitsüberschreitung? Nein, das interessierte die Hausbewohner nicht. Laute Musik? Manchmal drehte ich voll auf. Hatten sich die Nachbarn zusammengerottet, um gemeinsam Anzeige gegen mich zu erstatten? So ein Wahnsinn!
    Aggressiv schleuderte ich meine Tasche auf die Treppe. Das kam nicht häufig vor. Ich war selten zu Hause. Das Gekläffe vom Dackel über mir oder das Gebrüll der Kleinkinder im Parterre schlug meine Musik bei Weitem. Das würde ich mir nicht gefallen lassen!
    Betrüger, Vergewaltiger und Mörder lasst ihr frei herumlaufen, aber wenn unsereins mal die Anlage etwas über Zimmerlautstärke aufdreht, schnappt ihr zu! , wollte ich dem Beamten entgegen schleudern, aber ehe ich ‚Pieps‘ sagte, fasste er mich leicht am Ärmel meiner Jeansjacke. „Sind Sie Nina Campbell?“
    Wollte der mich auf der Stelle verhaften oder was?
    Ich nickte stumm. Meine Sprache war eingefroren.
    „Gehört Ihnen ein schwarzer Kater?“
    Ich nickte wieder. Daher wehte der Wind! Oscar hatte etwas angestellt, und meiner Nachbarin war der Kragen geplatzt. Im Hintergrund sah ich ihre pinkfarbenen Lockenwickler leuchten. Aber ihr Gesichtsausdruck war eher betroffen als gehässig.
    Der Polizist zupfte wieder an meinem Ärmel. „Frau Campbell, es ist etwas sehr Unschönes geschehen.“
    „So, was hat das Tier denn verbrochen?“
    „Das Tier ist tot!“
    „Ach …“ Mehr brachte ich nicht über die Lippen. Haltsuchend klammerte ich mich einen Moment lang an das Treppengeländer, an dem eben die erschöpfte Nachbarin von links unten gelehnt hatte. Ich fühlte mich kaputt.
    „Er hängt an der Wand. Es ist grausig!“, jammerte die Nachbarin von links unten.
    Automatisch trat die Gruppe auseinander, um mir freie Aussicht auf das Stück Wand neben meiner Wohnungstür zu gewähren.
    Der Polizist räusperte sich. „Ein sehr unschöner Anblick!“
    Zunächst erkannte ich nicht viel, weil es relativ dämmerig war. Unser Hauswirt gehörte zu der sparsamen Sorte, die ausschließlich 25-Watt-Birnen in die Flurlampen schraubten. Ich sah ein schwarzes Etwas an der Wand kleben. Irgendjemand schob mich von hinten dichter ran.
    Es war ein Fell. Ein Fell, das zu einem Lebewesen gehörte.
    Meine Knie wurden weich. Ich krallte meine linke Hand haltsuchend in die Jacke des Menschen, der mir am nächsten stand. Es war die Uniform des Polizisten.
    „Wie gesagt, sehr unschöne Sache!“, wiederholte er leise.
    Kalte Schauer liefen mir über den Rücken. Dies war mehr, als ich vertrug.
    An der Wand hing ein schwarzer Kater. Durch seine ausgestreckten Vorder- und Hinterläufe waren große Nägel getrieben worden, die sie an der Wand hielten. An den Stellen, wo sich die Nägel durch die Beine bohrten, klebte getrocknetes Blut. Quer über den Rücken lief eine hässliche Wunde, aus der nach der Blutlache auf dem Boden zu schließen, eine Menge Blut gelaufen war. Der herbe Geruch stieg mir in die Nase. Das Maul des Tieres war leicht geöffnet. Man erkannte deutlich das Gebiss, als hätte es noch im Tode seinen Peiniger mit den Zähnen attackiert. Die weiße Wand war um das Fell herum rot verschmiert.
    Der Kater schien grausam verblutet zu sein. Trotzdem wirkte das tote Tier lebendig zum Sprung bereit. Nur der buschige Schwanz baumelte schlaff herunter.
    „Ähem“, der Polizist räusperte sich wieder, „man hat Ihren Kater gekreuzigt. Sehr unschöne Sache! Können Sie sich vorstellen, wer das getan haben könnte?“
    Meinen Kater gekreuzigt? Wer behauptete denn, dass das Fell an der Wand dort Oscar gehörte? Es gab Milliarden von schwarzen Katern. Nein, Oscar würde sicherlich faul auf dem Ledersofa dösen.
    Statt die Frage des Polizisten zu beantworten, schloss ich meine Wohnungstür auf. Das dauerte eine Weile, weil ich mit dem Autoschlüssel im Schloss herumfummelte. Ich sperrte die Tür auf und rannte ins Wohnzimmer.
    Alles schaute aus wie immer. Das schwarze Ledersofa, aus dem dank Oscar an einigen Stellen die Füllung herausquoll, stand einsam im Raum. Die Näpfe mit Katzenfutter waren halb voll. Das Katzenklo unangetastet, aber Oscar pinkelte ja sowieso lieber auf den Teppich.
    „Oscaaar!“, rief ich wie eine Blöde und klöterte dazu mit einer Packung ‚Brekkies‘, die er unwiderstehlich fand.
    Aber es rührte sich nichts. Das Fenster im Wohnzimmer stand einen Spalt offen. Groß genug für

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