Mordstheater
Liebhaber und potentiellen Freund zu verlieren, indem
ich Greg verdächtigte. Ich wollte nicht noch einen falschen Zug machen, aber es
kam mir seltsam vor, daß Anthony White, dem das alles zum Vorteil gereichte,
zunächst nicht überrascht über Agathas Tod schien. Dann hatte er seine Theorie
darüber geändert, dann, an dem Tag, als ich ihn damit konfrontieren wollte (wie
ich mich jetzt trübe an dem Vormittag erinnerte, es schien so lange her), hatte
er mich entlassen. Außerdem war er jetzt, soweit ich wußte, die letzte Person,
die Agatha bei Bewußtsein gesehen hatte. Er hatte sehr unangenehm berührt
ausgesehen, wie mir einfiel, als ich ihn gefragt hatte, wann er zuletzt mit ihr
gesprochen hatte, und hatte impliziert, daß sie nur am Telefon miteinander
geredet hatten.
Ich fragte mich, ob ich am Morgen Mr. Middlemarch
anrufen sollte, erinnerte mich dann aber, daß ich mit Dorothy zu Mittag aß — die
schließlich auch zu den Verdächtigen zählte — , also entschied ich, bis danach
zu warten, für den Fall, daß ich irgend etwas Neues herausfand.
Es war drei Uhr morgens, aber ich konnte immer
noch nicht schlafen. Ich stand auf, zog meinen weißen Bademantel aus Frottee
an, ging ins Wohnzimmer und machte es mir mit der zweiten Hälfte von Die
Haare im Abfluß auf dem Sofa gemütlich.
Am Anfang des zweiten Akts merkt Johnny, daß es
mit dem eigentümlichen Trio, mit dem er das Haus teilt, etwas Seltsames auf
sich hat. Zuallererst versucht er, sich bei Sid anzubiedern, läuft aber gegen
eine Backsteinmauer der Loyalität, dann fangen Johnny und Jemima ein sehr
lautes und leidenschaftliches sexuelles Verhältnis an. Bella verzehrt sich vor
Eifersucht, wie auch Sid bis zu einem gewissen Grad. Sid sagt Bella, daß er
nicht glaubt, daß Johnny
Jemima liebt, sondern daß er nur ihrer aller
Geheimnis herausfinden will. Bella, die eine Möglichkeit wittert, Johnny in ihr
eigenes Netz zu locken, enthüllt ihm das Geheimnis. In dem Stück besteht das
Geheimnis darin, daß Jemima, Bella und Sid lediglich in das Haus eingedrungen
sind, die Besitzer sind in Urlaub. Sie sind eingebrochen und haben überhaupt
kein Recht, dort zu sein. Johnny erkennt, daß er schnell weiterziehen muß. Er
hatte es immer seltsam gefunden, daß die anderen die ganze Zeit im Haus
bleiben, obwohl es heißes Wetter ist. Er hat einen Job und muß gesehen worden
sein, wie er aus dem Haus ging und wiederkam. In jedem Fall werden sie früher
oder später ausziehen müssen. Er ruft alle zusammen und erläutert ihnen seinen
Plan, wie er sie sicher hinausbekommen will. Bella erklärt sich bereit, mit ihm
zu gehen. Sid lungert im Hintergrund herum und wartet auf Anweisungen. Jemima
runzelt einfach königlich die Stirn, als hätte sie keine Ahnung, wovon er
redet.
Der Schluß des Stückes ist zweideutig. Hat
Jemima sich derart in eine Illusion hineingesteigert, daß sie jetzt verrückt
ist und glaubt, sie sei die Dame des Hauses, oder tut sie nur so, mit der
Absicht, Johnny (und Bella) zu zeigen, daß sie immun gegen ihren Verrat ist? In
der letzten Szene verlassen Johnny und Bella in einem Durcheinander das Haus.
Bella versucht, sich zu verabschieden, wird aber ignoriert. Die letzte
Bühnenanweisung lautet: »Scheinwerfer auf Jemimas teilnahmsloses Gesicht.
Schlüsselgeräusche im Schloß, als die Hausbesitzer zurückkommen.«
» Sicherlich
haben Sie sich gefragt, warum
ich Sie hierhergebeten habe«, sagte Dorothy.
Das war eine leichte Untertreibung. Ich nickte
andeutungsweise.
»Nun, wie Sie sich bestimmt vorstellen können,
hat mich die ganze Sache ziemlich durcheinandergebracht. Ich weiß, daß ich ein
bißchen kurz angebunden war, und so wollte ich Ihnen so etwas wie einen Ölzweig
reichen...« Sie war Agatha erschütternd ähnlich, sowohl äußerlich als auch in
ihrem Auftreten. Bis hin zu der eigentümlich aristokratischen Art, Gefühle
herunterzuspielen.
Ich murmelte etwas davon, daß das nicht nötig
sei, während sich der Kellner in unserer Nähe herumdrückte und auf die
Bestellung wartete. Dorothy wählte als Vorspeise ein halbes Dutzend Austern.
Ich suchte etwas, das einfacher zu essen war, und begnügte mich mit einem Salat
aus Ruccola, sonnengetrockneten Tomaten und Parmesanstreifen. Es hörte sich
weniger interessant an als die Spaghetti mit Tinte vom Tintenfisch und
Langustensalsa, aber ich trug einen cremefarbenen Rollkragenpullover, der fast
eine Garantie dafür war, daß ich mich bekleckern würde. Es handelte sich um
eines
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