Mordsucht
sich selbst im Ruhezustand zu bewegen schienen. Seine Haut war makellos und gebräunt, die Haare mit Gel in Form gebracht und die Augen strahlten die pure Freundlichkeit aus.
Du wärst der perfekte Kandidat für unseren Serienmörder …
Ich gab ihm die Hand. Er schien einer der Trainer zu sein. »Ich bin Tomas Ratz. Wäre es möglich, den Hausmeister von dem Laden hier zu sprechen?«
»Und warum?« Seine Freundlichkeit wich einem leichten Misstrauen. »Hat er was angestellt?«
»Nein, nein.« Ich lächelte und versuchte die Situation zu entschärfen. »Ich will ihn was über meine Freundin fragen, sie trainiert hier. Sie erwähnte, dass der Hausmeister seine Nase gerne in Dinge steckt, die ihn nichts angehen.« Dass ich von der Kriminalpolizei war, verschwieg ich.
Er schien zu verstehen und zwinkerte mir zu. »Du glaubst, sie hat was mit jemandem und Brian könnte was gesehen haben?«
Ich nickte bloß.
»Komm, ich bring dich zu ihm.« Er lotste mich durch die Schleuse, die man ansonsten nur mit einer Mitgliedskarte überwinden konnte, und führte mich zwischen den Trainierenden hindurch bis ans Ende des Studios. Es ging eine kleine Treppe hinunter in einen Keller, der vollgestellt war mit defekten Geräten und Hanteln.
»Hast Glück, dass er da ist. Er hat eigentlich heute frei, kam gerade aber total gehetzt hier rein. Er wollte irgendein Werkzeug holen, keine Ahnung.« Er blieb vor einer Tür stehen und klopfte an. »Brian? Kann ich reinkommen?«
Ein gedämpftes Ja drang durch die dicke Stahltür und mir kroch eine Gänsehaut über den Körper. Ich würde nicht sagen, dass ich eine richtige Phobie vor Kellern und deren Türen hatte, wohl war mir dabei allerdings nicht. Vor meinem inneren Auge lief immer der gleiche Film ab, wie ich meine Schwester und meine Nichte tot hinter einer Kellertür fand.
Ich schüttelte den Kopf und folgte dem Trainer in einen Raum, durch den sich mehrere Rohre schlängelten, die die verschiedensten Funktionen einnahmen. Etliche Besen und Wischmopps standen neben Putzeimern und stapelweise Klopapier. Das Reich des Hausmeisters, ohne Zweifel.
»Der Herr will dich was fragen, hast du einen Moment?«
Der Mann mittleren Alters hob seinen verschwitzten Kopf, den er in einer Unmenge von Werkzeugen vergraben hatte.
»Worum geht's? Ich hab eigentlich keine Zeit …« Brian versank erneut tief zwischen Zangen, Schraubenziehern und Drahtspulen.
Der Trainer nickte mir zu und verließ den Raum. Skrupel kamen wieder auf, ob ich wirklich das Richtige tat. Sollte ich nicht lieber meine ganze Konzentration auf die Fälle richten, anstatt mich zum Affen zu machen?
»Kennen Sie eine Diana Balke?«
»Diana wer? Sagt mir nichts.« Es klirrte, als der Hausmeister ein Rohr zur Seite warf.
»Rotes Haar, Stupsnase, große Augen, kleiner als ich.«
»Die von der Polizei?« Brian richtete sich jetzt auf und sah mich an.
»Genau die.«
»Was ist mit ihr? Hat sie Mist über mich erzählt?«
Ich war erstaunt über seine plötzlich schroffen Fragen. Seine Stimme überschlug sich und wurde piepsig. Seine ganze Erscheinung war unauffällig mit einem Allerweltsgesicht – keine guten Voraussetzungen für ein erfolgreiches Leben.
Was nicht heißen sollte, dass ich den Job als Hausmeister niedriger stellte als meinen eigenen, aber sein Auftreten rief einen leichten Anflug von Mitleid in mir hervor. Wie oft saß Brian wohl in seinem Kellerlein, wühlte in seinen Werkzeugen und spuckte auf die Welt, die ihm nur Scherereien bereitete?
»Weshalb sollte sie Mist über Sie erzählen?«, fragte ich verwirrt.
»Na, weil sie sich langgemacht hat, als ich gewischt hab. Rennt früh morgens wie ein Huhn durch das Studio und sieht nicht, dass ich mit meiner Arbeit noch nicht fertig bin. Wir haben 24 Stunden geöffnet, irgendwann muss ich ja putzen.« Er grunzte verärgert. »Ist weggerutscht und gegen ein Gerät geknallt, voll mit dem Hals. Jetzt hat sie einen blauen Fleck und hat sich beim Chef beschwert.«
Ich schluckte, als mir bewusst wurde, wie dumm ich gewesen war. Warum sollte sie mich auch anlügen?
»Haben Sie eine Abmahnung bekommen?«
»Nein, der Chef hat gesagt, ich soll aufpassen, wo ich meinen Lappen schwinge, wenn die Polizeischlampe wieder da ist.« Er kicherte bösartig. »Oder ich soll es gleich richtig machen, damit sie sich das Genick bricht.«
Ich bekam unbändige Lust, meine Hände um seinen schmierigen Hals zu legen und zuzudrücken, bis das letzte Quäntchen Luft aus seinem Körper
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