Mordsviecher
können. Der hätt sicher schöne Geschichten erzählen können.«
»Vielleicht wurde er deshalb ermordet? Weil er nichts mehr erzählen sollte?«
»Von einer Kröte oder einem Pfeilgiftfrosch? Kann man die vielleicht als Mörder anheuern, indem man ihnen zehntausend Euro oder mehr Mäuse verspricht?«
»Ja, ja, ich weiß, das ist unlogisch. Da passt gar nichts zusammen.«
»Oder es war halt doch ein Unfall mit seinen giftigen Spielzeugen«, meinte Kathi.
»Jetzt hören wir uns erst mal an, was die Kollegen so zu berichten haben.«
Die Kollegen im Büro hatten einiges zu erzählen, Andrea hatte ganze Arbeit geleistet.
»Der Daunensaubermann hatte im Spätherbst 2008 eine ganz schöne Schmutzweste. Da hatte ihn eine Tierschutzorganisation schwer unter Beschuss«, berichtete sie. » KS -Outdoors muss ziemlich gelogen haben. Von wegen, alle Daunen kämen von glücklichen Gänsen und so.«
»Sondern?«, fragte Irmi.
»Also, da gibt es eine Tierschutzorganisation. FUF e.V. steht für ›Fell und Federn‹ und wurde 1990 gegründet. Der Hauptsitz ist Hannover, die Landesgruppe Bayern hat ihren Sitz in Garmisch, und der 1. Vorsitzende heißt Max Trenkle.«
Irmi nickte Andrea zu. »Sauber recherchiert, und was hat der FUF nun rausgefunden?«
»Dass KS -Outdoors sehr wohl Daunen aus Qualzuchten in Ungarn zugekauft hat. Auf der Homepage von FUF sind echt eklige Bilder.«
»Danke, nicht noch mehr solche Viechereien«, rief Kathi.
Auch Irmi war nicht unbedingt erpicht auf weitere Gräuelbilder. »Also, so ganz versteh ich das alles nicht. Die PR -Dame, die Schwägerin des Chefs, hatte heute eine Pressegruppe da und hat von einem Speziallabor gefaselt, das Federn und Daunen und die tierschutzgerechte Haltung prüft. Ich muss gestehen, das Innenleben von Schlafsäcken und Daunenanoraks hat mich bisher nicht wirklich interessiert.«
»Mir war das auch alles etwas zu kompliziert, und da hab ich mir gedacht, ich lad den Herrn Trenkle mal zu uns ein.« Sie unterbrach sich mit einem unsicheren Blick zu Kathi und Irmi. »Ich hab bei euch angerufen, aber Kathis Handy war aus. Deins hat geläutet, es ging aber keiner dran.«
Irmi lächelte. Andrea verfiel immer wieder in diese Obrigkeitsangst. Während Kathi zu sehr voranpreschte, nahm sich Andrea zu stark zurück und dachte zu viel nach.
»Andrea, du hast Herrn Trenkle hergebeten? Ja, wunderbar, das hätte ich auch getan. Wann kommt er denn?«
»Er sagte, wir sollen anrufen, er könne innerhalb von fünf Minuten da sein.«
»Gut, Andrea, dann lass den Mann antanzen. Wenn jemand schon mal erpicht darauf ist, mit uns zu reden, müssen wir das doch ausnutzen.« Irmi nickte ihr aufmunternd zu und wandte sich dann an Sepp Gschwandtner, dem sie eher eine längere Rede zutraute als Sailer.
»Irgendwas von den Nachbarn?«
»Oiso, es gibt ja ned bloß de eine Nachbarin, die direkt angrenzt. Es gibt noch zwei andere in der Stroß.«
Ja, das hatte sie zwar nicht wissen wollen, aber Sepp musste wohl erst in Fahrt kommen. Irmi wartete.
»Oiso, des Gelände is erscht im Frühling 2009 bezogen worden. Verkauft hat des a Bauer, der wo 2007 aufgeben hot. Er hot aber so an horrenden Preis verlangt, dass koaner des kauft hot. Erst 2009 hot sich do was bewegt, und dann is des aa ganz schnell ganga, sagen die Nachbarn. Dass sie des kaum richtig mitkriegt ham und dass da glei des Mordstor war.« Er atmete durch, Reden war für ihn offenbar anstrengend.
»De ham sich mehrfach beschwert, weil’s eben immer so laut is. Einer, der wo Herr Mühlbauer hoaßt, hot amol a Frau im Cabrio aufg’halten und sie g’fragt, was da oben los sei. Die hot ihm fünfhundert Euro gebn.«
»Wie bitte?«
»Ja, er hot g’sagt, sie hot g’sagt, sie tät halt Hunderl züchten, und da wär’s halt lauter, und des wär dann so eine Art Entschädigung. Er hot dann nimmer mehr bei uns ang’rufn.«
Das war ein starkes Stück. »Haben Sie gefragt, wie die Frau aussah?«
Sailer mischte sich ein. »Sicher, Frau Irmengard. Groß, hot er g’moant. Gepflegt, eine Dame eben. Er hot das Kennzeichen notiert.«
»Das Sie schon überprüft haben, Sailer?«
»Sicher.«
»Und von dem Sie den Halter ermittelt haben?«
»Sicher.«
»Der wie heißt?« Irgendwann würde Irmi mal Jod-S11-Sprechperlen an Sailer ausgeben.
»Des is aa de Frau.«
»Aber die hat doch auch einen Namen?«
»Sicher.«
Zum Glück schaltete sich Sepp ein: »Isabella Rosenthal.«
Was zu erwarten gewesen war: Frau Rosenthal, die mal eben
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