Mordsviecher
haben?«, fragte einer von ihnen.
Isabella Brünhilde Rosenthal lächelte. »Wir sind die zweite oder dritte in Deutschland. In Bayern haben wir aber eindeutig eine Vorreiterposition mit dieser Überprüfung durch den, nennen wir ihn mal, Daunen- TÜV ! Inzwischen gibt es ein absolut undurchsichtiges Netz an Zertifizierungen und Öko-Labels, die dem Verbraucher vorgaukeln, er könne sich ein sauberes Gewissen erkaufen. Deshalb haben wir uns für das bekannteste internationale Testlabor entschieden. Es wird von Experten betrieben, die unabhängig von Daunenproduzenten und Daunenabnehmern arbeiten und kein Interesse daran haben, eine der Parteien zu bevorzugen oder zu schützen. Das Labor hat Niederlassungen in Europa, in den USA und in China. Ein zentraler Aspekt ist die Tatsache, dass das Labor in China auch einheimische Mitarbeiter beschäftigt, um Zugang zu den chinesischen Farmen zu erhalten. Sie finden die ganzen Informationen noch mal ausführlich in der Pressemappe. Wenn keine Fragen mehr sind, danke ich Ihnen für Ihren Besuch. Wir haben uns erlaubt, für Sie alle eine Daunenweste bereitzulegen, die sie am Empfang abholen können. Deshalb auch die Frage nach Ihrer Kleidergröße in meiner E -Mail.«
Sie lachte, für Irmis Geschmack ein bisschen zu aufgesetzt. Dann fiel ihr Blick auf Irmi. »Für die beiden Damen habe ich nun leider keine Weste, hatten Sie sich angemeldet? Für welches Medium?« Dabei klang sie wie Heidi Klum, wenn die sagte: »Ich hab heute leider kein Foto für dich.«
Irmi erwiderte: »Kein Problem, wir sind ja auch zu spät dazugestoßen. Wir würden Sie aber gerne noch kurz sprechen, wenn das ginge?«
Frau Rosenthal schien einen Moment aus dem Konzept zu geraten, nickte dann aber. Der Tross zog zum Empfang und nahm dort die Tüten entgegen. Frau Rosenthal zog einen der Journalisten zur Seite und wisperte ihm halblaut zu, dass sie auch für seinen Sohn eine Weste beigelegt habe. Aha, ein besonders wichtiger Kollege, dachte Irmi.
Sie und Kathi wurden in den Besprechungsraum gegenüber vom Empfang geschickt, wo noch Reste einer bayerischen Brotzeit standen. Kathi griff sich eine Breze und tauchte sie in eine Schüssel mit süßem Senf.
»Kathi!«, rügte Irmi sie.
»Ja, was? Ich hab höllisch Hunger. Schade, dass keine Weißwürst mehr da sind.« Nach einem männerbedingten Ausflug ins Kerndlfressen – ihr Ex war Veganer gewesen – aß Kathi nun wieder alles.
Sie mampfte noch an ihrer Breze, als Isabella Rosenthal den Raum betrat. »Noch ein Kaffee für die Damen?«
»Nein, danke.« Anscheinend war die Marketingchefin von ihren Kolleginnen noch nicht gewarnt worden und glaubte noch immer, sie beiden wären Journalistinnen.
»Was kann ich für Sie tun? Für welches Medium schreiben Sie noch?«
»Gar keins«, sagte Irmi und zeigte ihre Polizeilegitimation. »Irmi Mangold und Kathi Reindl, Kripo Garmisch.«
Brünhilde Rosenthal starrte sie schweigend an und wartete ab.
»Sie besitzen ein Grundstück in Krün«, fuhr Irmi kühl, aber nicht unfreundlich fort. Sie lehnte noch immer am Tisch und fixierte die Frau.
Frau Rosenthal zögerte nur kurz. Sie war clever genug, diese Tatsache nicht abzustreiten, denn natürlich gab es Grundbuchauszüge. Eine solche Lüge hätte sie nicht weit gebracht.
»Ja«, sagte sie schließlich.
»Was machen Sie mit dem Grundstück?«
»Geht Sie das was an? Ich habe meine Steuern immer bezahlt!«
Frau Rosenthal bemühte sich um Überlegenheit, aber Irmi spürte eine gewisse Unsicherheit. Sie maßen sich mit Blicken. Irmi war froh, dass Kathi noch an ihrem Breznstück herumkaute.
»Frau Rosenthal, Sie haben Ihren Hauptwohnsitz in Karlsruhe?«
»Ach, wollen Sie mich wegen eines Meldevergehens anklagen? Hah! Ja, ich habe den Hauptwohnsitz in Karlsruhe, weil dort auch der Sitz meiner PR -Agentur ist. Ich habe ordnungsgemäß einen Zweitwohnsitz in Eschenlohe bei meinem Schwager gemeldet. So, das hätten wir geklärt, deshalb hätten Sie sich nicht herbemühen müssen!«
»Ich wüsste dennoch gerne, was Sie mit dem Grundstück machen. Beantworten Sie doch bitte meine Frage!«
Wieder ein kurzes Zögern. Dann straffte sie die Schultern. »Ich betreibe einen Gnadenhof im Andenken an meine liebe Schwester, die 2009 verstorben ist. Sie war wie ich eine große Tierfreundin.«
Nun fehlten Irmi doch kurz die Worte. Gnadenhof! O ja, was für eine Gnade hatten die Tiere da erhalten!
»Ach, ein Gnadenhof?« Irmi versuchte die Kontrolle zu behalten.
»Ja, wir
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