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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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tätig war. Außerdem konnte sie jede Vereinsabstinenz auf ihre unmöglichen Arbeitszeiten schieben.
    Irmi war unpassend für diese Welt, denn sie konnte mit vielen, sie war umgänglich und offen. Aber sie konnte mit den wenigsten länger und tiefer, weil die wenigsten Tiefe und Souveränität besaßen. Darum sah das Kapitel Männer eben auch so düster aus. Wen konnte sie wirklich ernst nehmen und lieben? Ihn womöglich, aber er war ja nie da. Und dann war auch nicht sicher, ob sie ihn würde lieben können, mitten in der Realität des Alltags. Sie hatten sich nie länger als eine Woche am Stück gesehen.
    Irmi sah ihre Kollegin kurz an – Kathi, gerade dreißig Jahre jung, laut und fordernd und im Prinzip viel spießiger, als sie es je werden würde. Klar, Kathi war der Kindsvater abhandengekommen, bevor das Kind noch auf der Welt gewesen war, aber sie lebte mit ihrer Mutter und ihrer Tochter ein Idyll dort oben in Lähn unter der Zugspitze. Was hätte sie Kathi über Zerrissenheit sagen sollen?
    Also sagte sie: »Na ja, flirten würd ich jetzt nicht sagen. Er hat dir doch ausdrücklich attestiert, dass du attraktiv bist.«
    Kathi schüttelte den Kopf. »Echt, Irmi!«
    »Echt was?«
    »Manchmal bist du verblendet, oder. Der will was von dir. Wahrscheinlich hast du deshalb keinen Typen oder bloß deinen Teilzeitlover, weil du gar nicht merkst, wenn einer was von dir will.«
    Rums, Kathi sprang mal wieder kopfüber ins Fettnäpfchen. Eigentlich hätte Irmi jetzt nicht nur was sagen können, sondern auch müssen, aber sie überging Kathis Attacke und wechselte das Thema. »Dann sollten wir in jedem Fall diese Tina Bruckmann mal kontaktieren.«
    »Hm«, murmelte Kathi zustimmend. Wie immer hatte sie keinerlei Schuldbewusstsein.
    Irmi rief Andrea dazu, berichtete vom Gespräch mit Trenkle und bat Andrea, die Mitbewerber von KS -Outdoors genauer unter die Lupe zu nehmen.
    »Wer sagt dir denn, dass dieser Trenkle sich nicht einfach in Hirngespinste verstrickt?«, rief Kathi. »Tierschützer sind doch meistens Halbirre. Oder Profilneurotiker. Oder sie kompensieren ihre eigenen Unzulänglichkeiten mit Tierschutz. Die tun das doch nicht für die Viecher, sondern für sich selber!«
    Irmi hielt die Luft an. Ein Teil in ihr gab Kathi recht. Diese Prominententierschützer mit hoher Medienpräsenz waren auch ihr suspekt. Aber Kathi würde wahrscheinlich nie lernen, etwas diplomatischer zu formulieren.
    Andrea starrte Kathi an. »Aber du hast diese armen Tiere doch auch gesehen, du hast gesehen, was die Tierschutzleute geleistet haben!«
    »Von diesen FUF s war da aber niemand dabei!«, insistierte Kathi.
    Andrea war aufgesprungen. »Und ich hab gedacht, du hättest dich geändert, du hättest mal was kapiert. Dass du nicht immer auf allen rumtrampeln kannst. Aber du hast gar nichts kapiert!« Schluchzend stürzte Andrea hinaus.
    Kathi sah ihr nach. »So eine Mimose.«
    Diesmal sagte Irmi sehr kühl: »Du bist so verletzend in deiner taktlosen Selbstherrlichkeit, dass es dir kaum zusteht, über die Motive anderer zu urteilen. Wir werden überprüfen, was Trenkle gesagt hat. Ob da was dran ist an den vielen Feinden des Gutmenschen Stowasser. Genau deshalb sind wir bei der Kripo. Wir schauen von außen auf die Menschen.«
    Schöner Satz und schon wieder gelogen: Niemand von ihnen blickte von außen auf die Dinge, weil sie alle nur Menschen waren.
    Immerhin: Kathi schwieg ausnahmsweise.

5
    Irmi ging zurück in ihr Büro. Im Nebenraum lachten sich die Kollegen scheckig über jenen Gockel, der mit seinem Krähen inzwischen Polizei und Anwälte wochenlang in Atem gehalten hatte – und nun war er an Altersschwäche gestorben. Manchmal hatte das Leben einfache Lösungen parat.
    Sie schloss die Tür. Setzte sich, atmete tief durch. Diese ganze Viecherei genügte eigentlich vollauf, wieso musste sie immer auch noch in die Schusslinie der Kolleginnen geraten? Und dann war ja immer noch die Frage, ob sie sich da völlig umsonst reinkniete, denn bei einem Reptilienunfall konnte ihr Stowasser völlig am Allerwertesten vorbeigehen. Es gab Kollegen, die sich mit Wirtschaftskriminalität beschäftigten, und es gab auch Urteile bei Verstößen gegen das Tierschutzgesetz. Es gab Staatsanwälte und andere Ankläger, und sie sagte auch gerne als Zeugin in einem Tierschutzprozess aus – aber wenn das kein sauberer Mord war, dann waren sie alle nicht zuständig.
    Sie griff zum Telefon und erreichte die Rechtsmedizin.
    »Ich muss schon sagen, von

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