Mordsviecher
zusammengestellt.«
Irmi nickte.
»Und noch was«, fuhr Andrea fort. »Der junge Hundegger ist aktenkundig wegen Drogenhandel und Körperverletzung. Da gab’s eine Jugendstrafe in Form von Sozialstunden wegen Drogenhandel an einem Rosenheimer Gymi, und dann hatte er mit einundzwanzig noch eine saftige Geldstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung. Er ist international Mountainbike-Downhill-Rennen gefahren, und der Typ, den er zusammengehauen hat, war ein Konkurrent aus Kanada.«
»Das ist ja ein Ding! Der Bayern-Biker schlägt den kanadischen Holzfäller zusammen.« Irmi überlegte kurz. »Und damit empfiehlt man sich dann zum bayerischen Unternehmer des Jahres?« Sie stockte und lachte. »Na ja, wir haben allerdings auch genug vorbestrafte Politiker in unserer schönen Republik!«
»Der Hundegger ist jetzt sechsunddreißig, das liegt ja auch alles etwas zurück«, meinte Andrea.
»Jugendsünden, meinst du?«
»Ja, so ähnlich.«
»Hm, aber Leute, die ein bisschen cholerisch reagieren, tun das gerne auch im gesetzteren Alter. Mit sechsunddreißig ist der sicher noch nicht altersmilde geworden. Ich glaube, den Herrn Hundegger besuchen wir mal. Ist das Hasenteam schon da?«
»Ja, der Oberhase wartet in deinem Büro.«
Wie immer sah Kollege Hase aus wie das Leiden Christi. Er war so dünn, dass Irmi sich jedes Mal fragte, ob er nicht bald durch den Duschsiphon fallen würde.
Was er aber mit seiner Flüsterstimme zu sagen hatte, war nicht uninteressant. Neben Fingerabdrücken von Stowasser und dessen DNA hatte der Hase Spuren von drei weiteren Männern gefunden und außerdem Spuren von drei Frauen. Eine davon hatte er Frau Rosenthal zuordnen können, eine zweite der verstorbenen Gattin, die wegen des Unfalls damals im Computer gewesen war. Und er hatte weibliche Abdrücke gefunden, die nicht aktenkundig waren, aber recht frisch.
Die geheimnisvolle Dritte? Irmi war für solche Annahmen zu pragmatisch, sie wollte der Schnapsdrossel Rosenthal ohnehin noch mal auf den Zahn fühlen. Wer die Männer sein mochten, blieb ein Rätsel. Einer war vermutlich der Fahrer des tschechischen Lkws, das zumindest schien logisch zu sein. Doch zu wem könnten die beiden anderen Spuren gehören? Zu Trenkle vielleicht?
Als der Hase wieder hinausgeschlichen war, ging Irmi zu Andrea hinüber und bat sie, sich die Akte vom Unfall der Frau Stowasser zu holen, denn nun interessierte sie sich doch für die Geschichte.
Zurück in ihrem eigenen Büro, klingelte das Telefon. Irmi sah auf die Uhr. Es war halb vier. Freitags um halb vier saßen die meisten schon im Biergarten. Es war Doris Blume.
»Frau Dr. Blume, ich hoffe, Sie wollen mich nun nicht lynchen, weil wir Ihnen die Journalisten auf den Hals gehetzt haben?«
»Nein, kein Problem. Ich bin ganz froh, wenn das Problem Animal Hoarding angesprochen wird. Dass das eben entgegen der landläufigen Meinung kein Unterschicht-Asozialen-Problem ist, sondern quer durch alle Schichten geht. Wie bei den Messies. Nein, aber ich wollte Sie auf etwas anderes aufmerksam machen, keine Ahnung, ob das interessant für Sie ist.«
»Nur zu, jeder Hinweis kann wertvoll sein.«
»Wir haben unsere bürokratischen Arbeiten erledigt, wir haben dokumentiert und dann dokumentiert und auch noch zusätzlich dokumentiert – in der Medizin kommt keiner mehr zur eigentlichen Arbeit vor lauter Dokumentation. Dabei ist mir der Name Stowasser irgendwie aufgestoßen, und zwar nicht nur, weil auch ich einen KS -Schlafsack habe. Nein, eine Frau Liliana Stowasser ist meinen Kollegen im Ostallgäu 2007 und 2008 schon mal ziemlich negativ aufgefallen. Die gute Frau Stowasser hatte auch schon im Ostallgäu einen sogenannten Gnadenhof, auch da blieben die Zustände lange unentdeckt, weil sie ein abgelegenes Grundstück in der Nähe eines Weilers mit dem passenden Namen Eiterberg gepachtet hatte. Das Ganze liegt wirklich in ›Hinterpfuideifel‹, wie der Kollege sagte, irgendwo nördlich von Rückholz. Dabei ist ja Rückholz selbst auch nicht gerade ein tobendes Weltdorf. Die Kollegen im Ostallgäu haben das gesamte Procedere durchgemacht: Verwarnung, erneute Kontrollen, aufgrund einer vorübergehenden Verbesserung erst mal Ruhe, wieder Anzeigen, wieder Kontrollen … Frau Stowasser wurden am Ende die Pferde entzogen, woraufhin sie den Pachtvertrag kündigte und weg war.«
»Weg?«
»Nun, sie fiel zumindest den Kollegen nicht mehr auf. Wissen Sie, das zentrale Problem ist eben, dass wir keine bundesweiten Daten
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