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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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dem Papier bestehen. Tötungen und Vernichtungskampagnen an Tieren passieren häufig in der Nacht – meistens durch private Auftragnehmer der Kommunen. Das Land ist zutiefst korrupt.«
    Irmi schwieg und wartete ab, was Doris Blume noch zu berichten hatte.
    »So – und nun gibt es eine ansteckende Blutarmut bei Einhufern, man nennt sie Equine Infektiöse Anämie, kurz EIA , und auf Englisch Swamp Fever. Das ist eine Virusinfektion, die Pferde und nahe Verwandte wie Esel und Maultiere befällt. Sie ist für Menschen ungefährlich. Der Erreger stammt allerdings aus derselben Virusgattung wie das Aids-Virus des Menschen. Nach einer Ansteckung zählen Fieber, Konditionsverlust und Schwäche zu den wichtigsten Krankheitsanzeichen. Manchmal versterben die Pferde in einem solchen ersten Schub. In vielen Fällen erholen sie sich aber und entwickeln eine chronische Form: Sie sind monatelang fieberfrei, haben zwar nicht mehr eine so gute Kondition wie früher, wirken aber auch nicht ernsthaft krank. Manche Pferde zeigen sogar zeitlebens keine Symptome, obwohl sie den Erreger weitergeben können. Infizierte Tiere bleiben lebenslang Virusträger. Die EIA ist in Deutschland eine anzeigepflichtige Tierseuche und galt hier lange Zeit als ausgestorben, bis es ab 2007 zu immer mehr Ausbrüchen kam und 2009 richtiggehend Panik in der Pferdeszene ausbrach. Die Pferde, die die Krankheit hatten, kamen alle aus Rumänien. Die Seuche ist dort endemisch, das heißt, sie tritt regelmäßig gehäuft auf.«
    »Und ich gehe recht in der Annahme, dass Frau Stowasser diese Krankheit eingeschleppt hat, oder?«, fragte Irmi.
    »Ja, eines ihrer Pferde hatte seltsame Symptome, man machte einen Bluttest – mit positivem Ergebnis. Das war bereits im Spätsommer 2008.«
    »Und was passierte dann? Ist das heilbar?«
    »Nein! Jedes Pferd mit einer positiven Blutprobe muss, so bestimmt es das Gesetz, getötet werden. Und das Virus macht nicht vor Stallmauern und Weidezäunen halt, denn es überträgt sich durch Stechmücken.«
    Irmi überlegte. »Es kann also sein, dass in der Nachbarschaft Pferde infiziert werden, weil so eine heimtückische Stechmücke zum nächsten Stall fliegt?«
    »Ja, und genau das ist im Dickicht des Kirnbergs geschehen. Wir gehen mit unserem momentanen Wissen davon aus, dass das Virus in der Stechmücke nicht sehr viel länger als dreißig Minuten virulent bleibt. Das heißt, dass eine Mücke, die vom Kirnberg nach Weilheim fliegt und dort ein Pferd sticht, mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr infektiös ist. In unmittelbarer Nachbarschaft aber …« Sie ließ den Satz unvollendet.
    Irmi versuchte sich zu konzentrieren und das Gehörte zu verarbeiten. »Was mich nun aber wundert, ist, dass Frau Stowasser Tierärzte an ihre Tiere ließ, ich meine, so versteckt, wie sie sonst gelebt hat.«
    »Das ist es ja, Frau Mangold!«, rief Doris Blume. »In einem Nachbarstall trat die EIA auf, drei Pferde wurden positiv getestet und mussten getötet werden. Es war absolut nicht einsichtig, woher das Virus kam, die Pferde waren ein Süddeutscher Kaltbluthengst, dann ein Hannoveraner, der im Turniersport ging, und ein Isländer – keinerlei Spuren nach Rumänien, bis in dem Stall eine Ahnung zur Gewissheit wurde. Unweit davon gab es nämlich eben jenen Gnadenhof, auf den uns der Stallbesitzer, gleichzeitig Besitzer des Kaltbluts, angesetzt hat. Verständlich, denn er sah natürlich seine Felle respektive seine Einnahmen über Einsteller davonschwimmen. Wenn die EIA auftritt, werden die betroffenen Betriebe gesperrt, das heißt, es dürfen aus dem Betrieb keine Pferde rein und raus.«
    »Und im Stall von Frau Stowasser war dann der Seuchenherd?«
    »Ja, im Bestand waren acht Pferde, von denen vier positiv getestet und dann auch getötet wurden. Dass Frau Rosenthal identisch mit Frau Stowasser ist, das wurde mir erst durch das Gespräch mit den Ostallgäuern klar. Wissen Sie, Frau Mangold, wir kommen ja kaum dazu, all den Anzeigen wegen Tierschutzvergehen nachzukommen. Da geht schon mal was unter.«
    Sie klang angestrengt.
    »Waren denn die Zustände damals anders als in Krün?«
    »In der Tat. Die Pferde standen zwar im Matsch, hatten aber sauberes Wasser, es gab eine überdachte Heuraufe, und es waren eben auch nicht so viele. Wenn ich Schlamm schon als Kriterium heranzöge oder schlecht gepflegte Hufe, dann müsste ich dem halben Werdenfels die Pferde entziehen.«
    »Und wie ging es dann weiter?«, fragte Irmi.
    »Die Pferdehalter in der

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