Mordsviecher
FUF mit einem Mord in Verbindung bringt, schlafende Hunde wecken könnte. Und unsere Arbeit torpediert.«
Mehr wollte und würde sie nicht sagen. Man sollte es tunlichst vermeiden, Journalisten zu sagen, was diese zu schreiben hätten. Damit erreichte man oft das genaue Gegenteil.
»Informieren Sie mich, wenn es etwas Neues gibt?«, fragte Tina Bruckmann.
»Ja, das werde ich«, sagte Irmi und meinte das auch ernst.
8
Erst als die Journalistin draußen war, merkte Irmi, wie ausgelaugt sie war. Wenn der Adrenalinspiegel sank, kam eine Welle von Müdigkeit. Und Hunger. Irmi beschloss, zum Inder zu gehen, Inder am Mittag machte leicht und glücklich, die Gewürze beflügelten irgendwie ihre Sinne. Es war kurz nach eins, und bis sie zurückkam, wäre das Hasenteam wohl auch wieder da, und vielleicht hatten die ja Neuigkeiten.
Irmi aß gerne allein, man konnte so herrlich Leute beobachten und den Gesprächen lauschen. Am Nachbartisch saßen Menschen der Wir-um-die-dreißig-Generation. Sie entnahm dem Gespräch, dass sie alle ursprünglich aus dem Werdenfels stammten, in Ettal zur Schule gegangen und in die Welt hinausgezogen waren. Anlässlich eines Klassentreffens waren sie nun in Garmisch-Partenkirchen. Die Leute am Tisch bildeten quasi die Vorhut für das morgige Fest. Sie trugen alle Kleidung im Landhausstil mit urbanem Touch, und die jungen Frauen hatten sich alle Sonnenbrillen in der Größe von Schweißerbrillen ins blonde glatte Haar geschoben. Die eine rief zur Bestätigung der Heldentaten der anderen stets »oh my gosh«. Ja, hier war man nicht mehr im Himmelsacklzement-Land.
Was kaum aufgefallen wäre: Eine der Frauen hatte ein etwa fünf Monate altes Baby dabei. Sie trug es wie ein Accessoire in der Maxi-Cosy-Schale herum. Wie eine Handtasche. Wegen des kleinen Leopold Paul Oskar hatte sie ihrem Mann nicht nach Somalia folgen können, nach New York und Kapstadt dagegen schon. Oh my gosh!
Irmi versuchte ihre zuckenden Lippen unter Kontrolle zu bekommen. Die Kindsmutter ignorierte das Baby gänzlich, der Kleine war aber dankenswerterweise ein ganz braves Kind, das nur freundlich umherblickte. Irmi musterte die junge Frau ganz genau. Ein leichtes Doppelkinn schob sich vor, ja, der Zahn der Zeit und das unzulängliche weibliche Bindegewebe nagten eben auch an diesen gestylten jungen Frauen. Wartet ihr mal zwanzig Jahre, dachte Irmi, straffte ihr Kinn und zahlte.
Gegen halb drei kam sie zurück und fand Andrea vor, die ihr einiges an Informationen ausgedruckt hatte.
»Hast du eine Kurzform für mich, bevor ich das alles lese?«, fragte Irmi mit einem Lächeln.
»Ja, klar, ganz so kurz geht es aber nicht.«
Irmi zog sich einen Stuhl heran. »Bitte, nur zu, ich lausche gerne!«
»Also zuerst mal: Erben wird wohl der Bruder. Es gibt kein Testament, die Erbfolge ist klar. Der Notar von KS -Outdoors versucht den Bruder ausfindig zu machen. Der steckt wohl wirklich irgendwo in Australien. Zuletzt hat er aus Byron Bay gemailt. Der hat anscheinend null Komma null Interesse an der Firma oder an Geld. Wirtschaftliche Motive fallen also aus.«
»Schlecht für uns, also keine Spur. Dabei ist Geld so ein schönes Motiv. Was hast du sonst noch?«
»Dieser Veit Hundegger ist der Besitzer von BBT , das steht für Bavarian Bike Tools. Die stellen Radbekleidung her, neuerdings aber auch Radlschuhe und Jacken, die nicht bloß zum Radeln sind. Zum Beispiel Daunenjacken. Die Firma wurde vor zehn Jahren von Veit Hundeggers Vater betrieben und war ein bisschen altbacken. Dann hat der Junior übernommen, und in nur fünf Jahren hat das Unternehmen gescheit zugelegt. Jetzt schreiben die schwarze Zahlen und sind mittlerweile Kult. Der Junior war, wie du gesagt hast, nominiert für diesen Unternehmerpreis 2010. Ich hab da in ein paar Branchenzeitungen gelesen, und die waren sich alle sicher, dass er gewinnt. Nominiert waren insgesamt fünf, und er war der Favorit.«
»Tja, und dann ging der Oscar an Stowasser. Was für eine Schmach!«, rief Irmi.
»Ich hab da ein Interview mit Hundegger, das er nach der Preisverleihung einem Sportblatt und Bayern 5 gegeben hat. Und beide Male hat er kein Blatt vor den Mund genommen, sondern gesagt, dass Stowasser immer noch keinen … Moment, wie hieß das noch … richtig, keinen transparenten Nachweis für seine Daunen hätte. Und er hat gesagt, dass Stowasser zu billig ist, dass er bei der Qualität und Qualitätsprüfung mehr verlangen müsste. Ich hab dir das alles
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