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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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funktionierte. Sofern man den Toast rechtzeitig herausnahm, denn einen automatischen Auswurf hatte er nicht.
    Die Zeitung lag auf dem Tisch. Irmi beäugte sie. Die erste Seite war mal wieder mit irgendeiner Börsen- und Bankenkrisen-Geschichte belegt, das Aufmacherfoto zeigte verregnete Bierbänke und eine verlassene Maß, in der sich der Regen gesammelt hatte. Ja, als Biergartenbetreiber konnte man über diesem Nicht-Sommer verzweifeln und Konkurs anmelden. Einen Vorteil hatte ihr Job: er war wetterunabhängig, denn gemordet wurde immer, gestorben auch.
    Zögerlich klappte Irmi die Zeitung auf und zog den Garmischer Lokalteil heraus.
     
    Herr über 1000 Gänse tot
    Bayerischer Unternehmer des Jahres 2010 tot aufgefunden
    Eschenlohe/Krün.  Kilian Stowasser, mit dem bayerischen Unternehmerpreis ausgezeichnet, wurde Dienstag letzter Woche in Krün tot aufgefunden. Bei dem Anwesen handelt sich es sich um einen Gnadenhof seiner Schwägerin. Die Zustände dort waren allerdings so entgleist, dass die zuständige Amtstierärztin und das Tierheim Garmisch stundenlang Tiere sicherstellen, verarzten und teilweise sogar einschläfern mussten. Dr. Doris Blume sprach von »verheerenden Zuständen, die ich in der Form schon lange nicht mehr gesehen habe. Pferde, Hunde, Kaninchen und Wellensittiche vegetierten ohne Futter und Wasser dahin, es kam auch zu Kannibalismus.« Blume beschreibt die Zustände als einen besonders krassen Fall von Animal Hoarding, also krankhaftes Tiersammeln. Weltweit nimmt das Tiersammeln zu, auch »als Folge von Vereinsamung, einem Zurückziehen von den Menschen« – so Blume. Neben den Vögeln und Säugetieren befanden sich auf dem Anwesen auch Reptilien, die ebenfalls nicht artgerecht gehalten worden sind. Kilian Stowasser starb durch Schlangengift. Wie er genau damit in Berührung kam, ermittelt momentan die Kripo. Es könne sich eventuell um einen Biss handeln, ließ die Polizei verlauten. Momentan gilt es noch nicht als geklärt, ob Stowasser der Besitzer der Tiere war. Stowasser trug zudem Bissmale von Hunden. Dazu Irmgard Mangold: »Wir stehen noch ganz am Anfang.«
     
    Tina Bruckmann hatte sich an die Fakten gehalten. Irmi war ihr mehr als dankbar. Im Bayernteil gab es eine verkürzte Form, nun wusste also der ganze Freistaat, dass der Mann tot war, dass Schlangengift im Spiel gewesen war. Viel mehr aber nicht. Allerdings würden bald Boulevardmagazine auf den Fall aufmerksam werden, sie hatte also nicht viel Zeit.
    Bernhard kam herein. »Servus, Schwester.« Er plumpste auf einen Stuhl, Irmi schenkte ihm Kaffee ein. Bernhard nahm sich einen Toast, und während er das halbe Glas Marmelade draufschmierte, fiel sein Blick auf die Zeitung.
    »Wer ist tot?«
    »Kilian Stowasser, der stellt Schlafsäcke her. Drüben im Dorf.«
    »Ach, der Gänsebaron. Du kennst doch den Schmutterer Willi. Der hat mal eine Weile die Gänse gepflegt.«
    »Echt?«
    Das klang wohl zu interessiert, weil Bernhard sofort nachfragte: »Hast du was damit zu tun?«
    »Ja, quasi. Was hat er denn so erzählt, der Willi?«
    »Dass der Stowasser einen Mordsaufzug macht mit seine Gäns, dass es ja wohl übertrieben ist, wie viel Platz die haben müssen und dass die Frau Stowasser denen sogar Namen gegeben hat. Ich bitt dich schön, die sehen doch alle gleich aus!«
    »Aber jetzt ist er nicht mehr dort?«
    »Naa, des war vor ein paar Jahren, der Willi arbeitet jetzt beim Maschinenring.«
    Bernhard stopfte sich noch einen Toast rein und stand auf. »Ich fahr in den Forst. Muss mal schauen, was die Stürme alls umg’haut ham.«
    Irmi sparte sich jeden Kommentar von wegen nicht allein in den Wald und so weiter. Es war ja ungewöhnlich genug, dass ihr Bruder sie überhaupt in seine Pläne einweihte. Sie las noch ein bisschen in der Zeitung, beschloss dann, dem Staubsauger mal Bewegung zu verschaffen, und putzte schließlich noch das Bad. Sie hasste Putzen, aber Bernhard hatte gesagt: »Keine Putzfrau, was sollen denn die Leit denken, wenn mir als Bauernhaushalt a Putzfrau ham!« Jede weitere Diskussion war zwecklos.
    Es war halb elf, als Irmi bei Andrea anrief: »Ich tät zu Gangkofer fahren, kommst du mit?«
    »Klar, treffen wir uns in Saulgrub? Dann musst du nicht mit der Kirch ums Dorf fahren!«
    »Ja, wunderbar.« So konnte Irmi rüber nach Grafenaschau fahren und weiter nach Kohlgrub. Ein Katzensprung, während Andrea sich den ungeliebten Ettaler Berg hinaufwinden musste.
    Im Hof standen noch Pfützen, es hatte wohl ganz

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