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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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gemeint oder die Reiterin? Andrea stand der Mund offen, Irmi war von der Show nun doch so gefangen genommen, dass sie noch etwas stehen blieb. Das Pferd mit einem dicken Hintern und einem winzigen Kopf trottete in der Halle im Kreis herum, bis es nach einer endlosen Weile in einen Zuckeltrab verfiel.
    An Irmi gewandt, flüsterte die Zuschauerin, bebend vor Ehrfurcht: »Adsila hat mal unter Mustangs gelebt.«
    Unter Mustangs? Irmi wollte sich das gar nicht so genau vorstellen.
    Dann rief die Futterspezialistin von eben in die Halle: »Adsila, Angel Spirit joggt ja göttlich!«
    Offenbar war Adsila doch die Frau. Sie war faltig wie ein überstandiger Pfirsich, und ihr hochgerutschter Rock legte unschöne fette Krampfadern offen. Angel Spirit war demnach das Pferd. Dieser Engelsgeist jedenfalls zuckelte noch eine Weile, bis Frau Adsila, die sicher auch Bokashi fütterte, wieder von dannen zog. Zum Glück entschwand die andere gleich mit ihr.
    Irmi starrte Andrea an. »Ich glaub, ich hatte eine Erscheinung. Ich stehe im Oberland und glaube, man hat mich auf einen fernen Planeten gebeamt.«
    »Also, das letzte Ross war ein Quarter Horse, ein amerikanisches Arbeitspferd, und im Westernreiten heißt dieser ganz langsame Trab Jog, daher hat sie vom Joggen gesprochen.«
    »Okay, und der Rest?«
    »Hempfling ist so ein Pferdeflüsterer, der mit den Hüften wackelt und einen ziemlichen Schlag bei Frauen hat. Auch hier in der Region ist eine wegen dem Hempfling durchgegangen und mit ihr viel Geld.«
    Irmi überlegte. »Hatten wir da nicht auch mal was wegen Sekten auf dem Tisch?«
    »Ja, genau. Einige Sektenausstiegsvereine betreuen auch Hempfling-Opfer. Es gibt inzwischen viele Geschädigte, die er mit seiner Finca in Spanien geködert hat. Die meisten haben da viel Geld reingesteckt und haben dort völlig umsonst geschuftet …«
    »Bloß Erleuchtung gab es keine?«
    »Ja, so ähnlich. Ganz genau krieg ich das auch nicht mehr zusammen, ich weiß bloß, dass eine Freundin von mir auf den Typen schwört. Sie hat Gott sei Dank kein Geld, drum passiert da nix. Einen Kurs bei dem kann die sich nie leisten.«
    Irmis Eindruck, schon wieder in einer Parallelwelt gelandet zu sein, vertiefte sich zunehmend. »Und was hat es mit den EM auf sich?«
    » EM sind effektive Mikroorganismen. Meine Oma versprüht die bei den Goaßn im Stall, weil sie sagt, dass sich dann der Kot und der Urin besser zersetzen und es weniger Fliegen gibt und die Goaßn mehr Milch geben.« Andrea machte eine Kunstpause. »Mein Vater sagt: Oma, spinnst jetzt auf deine alten Tag. Also, jedenfalls kann man die auch füttern, und dieses Bokashi ist fermentiertes Getreide, glaub ich, da waren diese EM vorher schon tätig. Das ist zwar irgendwie doppelt gemoppelt, wenn ich auf das Bokashi auch noch EM gebe. Aber so ganz genau weiß ich das auch nicht.«
    Irmi hatte eine Schnute gemacht und grinste. »Ich nehme an, dein Vater füttert kein Bokashi?«
    »Nein, wir füttern Heu und Gras.«
    »Wär ja no scheener, wenn s’ beim Gässler aa so spinnen täten«, kam es von hinten.
    Die beiden Kommissarinnen drehten sich um. »Andrea, griaß di«, sagte ein Mann und schickte ein »Griaß Eahna« an Irmis Adresse. Aha, das also war der Gangkofer Anton. Er steckte in einer blauen, etwas mistigen Latzhose. Natürlich hatte er die männliche bayerische Bierblase an der Frontseite, wirkte aber generell so, als sei er schon mal mehr gewesen, die Hose schlabberte jedenfalls ziemlich. Er war um die vierzig und wirkte nicht unsympathisch.
    Als Irmi sich vorstellte, runzelte er die Stirn, seine Begeisterung für Besuche der Polizei hielt sich augenscheinlich in Grenzen. »Lustiger Laden hier«, sagte Irmi in einem Versuch, die Stimmung aufzulockern. »Meine Mutter hat immer gesagt, der liebe Himmelpapa hätte einen großen Tiergarten. Sie haben sogar eine Frau Adsila?«
    Er grinste wieder. »Ja, der Name is indianisch. Sie hoaßt eigentlich Vroni Huber, also in einem andern Leben halt, aber des klingt natürlich ned guad zu Enschl Schpirit.«
    »Da haben Sie ja einiges an Show hier geboten?«
    »Ja mei…«
    »Und ja mei heißt, dass die Show Geld bringt?«
    »Und wenn’s so wär?«
    Geld stinkt nicht, das hatte es noch nie getan. »Und wenn das Geld von einer kommt, die schuld dran ist, dass der Viktorius eingeschläfert werden musste? Ändert das nichts?« Den Namen des Gauls hatte sich Irmi immerhin gemerkt.
    Gangkofer druckste herum und war sichtlich unangenehm berührt. »Ja

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