Mordsviecher
mei, des war halt Pech.«
»Pech? Das war doch fahrlässig, diese Pferde aus Rumänien zu holen!«
»Mei, Frau Mangold, was glauben S’, was sich die blöden Weiber do bei uns von de Händler aufschwatzn lassen! Do gibt’s oan, der hot a Schrankerl voll von falschen Papieren und Pässen. Wenn der Gaul halt braun isch und eine dünne Blässe hot und des Papier passt, dann kriegt er’s eben. Do wird a polnisches Kutschpferdl zu einem sauteuren Pinto. Und wie die Rumänen von der Stowasserin maushin waren, hot sie neue vom Viechmarkt in Miesbach g’holt. Und die standen dann bei mir.«
»Aber Sie haben einen zukunftsträchtigen Hengst eingebüßt!«, insistierte Irmi.
»Ja, scho, schad ist’s drum, aber des lasst sich nimmer ändern. I bau grad einen neuen auf.«
»Und nehmen ausgerechnet Frau Stowasser mit vier Pferden bei sich auf?«
Irmi kannte die Antwort bereits. Sie hatte wieder etwas mit der Geld-stinkt-ned-Philosophie zu tun.
»Mei, der Kilian …«, hob Gangkofer an.
Ach, der Kilian, der war ja gerne mit jedem per du gewesen, dachte Irmi. »Ja mei, der Kilian?«
»Der hot mir den Hengst ersetzt und zu der Halle was dazugegeben.«
Dazugegeben? Irmi war sich fast sicher, dass der Kilian die gesamte Halle finanziert hatte. Wie nobel, die Familie Stowasser war überall recht aktiv gewesen in der Verteilung von Schweigegeldern!
»Und was zahlt man dann so bei Ihnen im Monat?«, fragte Irmi.
»Dreihundertfuchzig!«
»Aha.«
»Des is günstig. Mit Halle und Koppeln, und i fütter aa ganz a guats Heu!«, ereiferte sich Gangkofer.
»Bestimmt«, sagte Irmi beschwichtigend. Bei zwanzig Pferden und »dreihundertfuchzig« sollte sie Bernhard vielleicht auch zu einer Umstellung auf Pferdeeinsteller raten. Aber ihr Bruder hasste Pferde, er war ein klassischer Kuhbauer, und in ihrer Familie gab es keinerlei Pferdetradition. Keinen Opa, der ins Holz gegangen wäre oder mit Rössern gearbeitet hätte. Ihre Ahnen hatten Ochsen gehabt.
»Wie lang waren die Pferde von Frau Stowasser denn da?«
Gangkofer beäugte Irmi ausgesprochen grantig und wandte sich dann an Andrea: »Was will dei Chefin eigentlich?«
»Och, die will einfach, dass ihre Fragen beantwortet werden.« Irmis Ton wurde schärfer. Sie konnte auch anders. »Die kann Sie nämlich sonst auch vorladen lassen.«
Das schien ihm wenig verlockend, und nun gab er brav Auskunft. Die Pferde seien bis zum Tod von Frau Stowasser da gewesen, und nach dem Tod der Stowasserin habe ihr Mann Kilian sie abholen lassen. Wahrscheinlich waren sie in Krün gelandet, dachte Irmi. Am Tag des tödlichen Unfalls war Gangkofer gar nicht vor Ort gewesen, sondern mit seinem zweiten Hengst Vinaro bei der Zugleistungsprüfung.
»Do hab i Zeugn grad gnug«, sagte er, »und außerdem hob i des aa scho den Kollegen erzählt.«
Das stimmte, Irmi hatte die Aussagen gelesen. Auch die Liste der Anwesenden.
»I woaß scho, warum ihr fragts! I lies aa Zeitung. Der Kilian is tot. Schad, war so a guade Haut. Hot die oide G’schicht was damit zum tun?«
Ja, dumm war er nicht, der Gangkofer Anton!
»Was meinen denn Sie?«, konterte Irmi.
»Dass ihr wissen wollts, wer den Stowasser ned mögen hat?«
»Klug gefolgert, und ich nehme mal an, das war unter anderem der Herr Magerer, der sein Springpferd verloren hat.«
»Falsch, ganz falsch! Der Nobel Boy vom Magerer war hoch versichert. Der Gaul war bei uns quasi auf Sommerfrische. Der hat einen Spring-Burn-Out gehabt. Des gibt’s aa bei Rössern. Aber der wär aa nach seinem Sommerurlaub nimmer mehr g’hupft. Des woaß i g’wiss, und der Magerer hot des aa g’wusst!« Nun hatte Anton Gangkofer richtig rote Backen. »Dem hot die Stowasserin an G’falln getan. Der is richtig gut aussi kemma aus der G’schicht.«
Das klang wirklich überzeugend, wiewohl Irmi Andrea mit einem Kopfnicken bedeutete, seine Aussage später zu überprüfen.
»Da war aber noch ein totes Pferd, oder?«
»Ja, der Sleipnir. Wenn wer die Stowassers ned mögen hot, dann die Sonja.«
»Sonja?«
»Sonja Ruf, die wo auch des Ross hat einschläfern lassen müssen. Den Sleipnir, des war ein Isländerwallach. Sie hot noch so an kloanen Heustockmarder, die Bjalla. Und wissts was?«, fragte er erneut an Andrea gewandt.
»Nein?« Sie schüttelte den Kopf.
»De Sonja war auch damals beim Fest do, bis zum Schluss, bis die Frau Stowasser die Treppn runtergepoltert is. Was muss die auch so blöd fallen? Nix als Ärger hot des gebn. Polizei, Berufsgenossenschaft,
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