Mordsviecher
Schlangenmann vor.
»Na ja …« Wie sollte sie ihr Problem jetzt formulieren?
»Ach so, Sie meinen, das würde zu schnell schlafende Hunde beziehungsweise dösende Kriechtiere wecken?«
»Ja, so ähnlich.«
Es blieb eine Weile stumm am anderen Ende, dann sagte der Schlangenexperte: »Es gibt natürlich Vereine der Reptilienfreunde, und es gibt Internetforen, aber da tritt keiner mit Klarnamen auf. Es gibt Reptilienschauen, auf denen immer die gleichen Leute auftauchen. So groß ist die Szene nicht.«
»Ja, aber wie soll ich da als Laie Eingang finden?«
»Schwierig ohne Insiderwissen«, meinte er. »Sie wollen wahrscheinlich keine Namen nennen?«
Irmi zögerte wieder. »Und was, wenn ich es täte?«
»Ich bin verschwiegen wie ein Pharaonengrab. Sie wollen ja nur wissen, wer sich für Reptilien interessiert, oder?« Er lachte leise.
Korrekt war das nicht, das war Irmi auch klar, aber sie vertraute dem Mann. Er würde nicht durch die Lande ziehen und herausposaunen: Der Herr X ist verdächtig, und die Frau Y hat die Polizei auch auf dem Kieker. Bestimmt nicht.
Langsam nannte sie ihm vier Namen honoriger bayerischer Unternehmer. Sie zögerte ein bisschen und gab dann auch noch die von Gangkofer, Magerer und Sonja Ruf durch. Man konnte ja nie wissen. Und den von Hundegger. Sich lässig geben war das eine, aber wie sah es im Inneren aus? Der Schlangenmann versprach, sich »dezent umzuhören« und zurückzurufen.
So wirklich wohl war Irmi dabei nicht, aber sie steckten fest. Da lobte man sich doch eine klare Schusswunde, Kaliber klar, Schusskanal klar, Waffe klar. Musste nur noch die Person gefunden werden, die den Schuss abgegeben hatte.
Waren Giftmörder nicht eigentlich immer Frauen?, überlegte Irmi und wandte sich wieder ihrem Schreibtisch zu. Da lag auch die Liste der FUF -Mitglieder und heischte nach Aufmerksamkeit. Irmi überflog die Namen. Und blieb an einem hängen. Sonja Ruf. Sonja Ruf? Das war doch jene Frau, deren Isländer eingeschläfert worden war. Die war auch Mitglied bei FUF ?
»Andrea!«, brüllte Irmi über den Gang. »Andrea!«
Die Mitarbeiterin kam angeschossen und sah Irmi so entsetzt an, als hätte sie erwartet, die Chefin hätte sich soeben die Hand abgehackt oder Schlimmeres!
»Sorry, ich war etwas laut. Sag mal, Andrea, wie hat die Frau geheißen, die das dritte Pferd hat einschläfern lassen? Diesen Isländer?«
»Sonja Ruf. Warte mal!«
Andrea sauste hinaus und kam schnell mit ihrem Notizbuch wieder. »Sonja Ruf, genau. Sleipnir hieß das Pferd, das eingeschläfert wurde, und Sonja Ruf kommt morgen aus dem Urlaub zurück. Warum?«
»Sonja Ruf ist Mitglied bei FUF . Damit hat sie gleich einen doppelten Grund, Stowasser zu hassen. Seit Jahren kämpft sie gegen ihn als Tierquäler und steckt zusammen mit den anderen Mitgliedern einen Misserfolg nach dem anderen ein. Und dann ist der auch noch schuld daran, dass ihr Pferd sich diesen Virus einfängt. Wie viel kann ein Mensch ertragen?«
»Tierfreunde wenig!«, kam es von Kathi, die in der Tür stand, weil sie wohl auch hatte sehen wollen, warum Irmi wie am Spieß gebrüllt hatte. »Tierschützer verlieren sehr gern mal den Bezug zur Realität. Ich hab grad ein wenig gegoogelt wegen unserem Trenkle, und da ist auch was sehr Interessantes rausgekommen. FUF -Mitglieder haben vor vier Jahren mal Stowassers Gänse rausgelassen und Parolen auf seine Fabrikhalle gesprüht. Trenkle hat sich davon distanziert, er hat behauptet, die Vorstandsschaft habe nichts davon gewusst, und er könne nun mal nicht alle Mitglieder an die Leine legen. Er hat gemeint, jede seriöse Tierschutzorganisation lehne gewaltbereite Tierschützer ab, weil sie dem Anliegen einen Bärendienst erwiesen. Es ist echt der Hammer, wie es da abgeht: In England gibt es eine Gruppe namens Shac, die Kunden und Zulieferer von Europas größtem Tierlabor, Huntingdon Life Sciences, anscheinend mit Graffiti und Brandbomben terrorisiert hat. Extreme Gruppierungen, wie etwa Sea Shepherd, rammen auf hoher See illegal operierende Walfänger. Die haben bisher zehn Schiffe versenkt. In Florida haben Frauen vor einem M c D onald’s demonstriert, rot bemalt und in roten Bikinis, um zu zeigen, wie Hühner zu Tode verbrüht werden. Eine Aktion der PETA , die immer sehr spektakulär agiert und schon die NASA dazu gebracht hat, ein fast zwei Millionen Dollar teures Experiment abzublasen, weil dabei Affen einer schädlichen Strahlungsdosis ausgesetzt worden wären. Auf Druck von PETA
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