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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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konterte er, doch Irmi spürte, dass er nicht mehr allzu lange die Contenance bewahren würde, und Kathi schoss natürlich mal wieder übers Ziel hinaus.
    »Herr Hundegger, lassen wir die Vergangenheit getrost mal aus dem Spiel, und konzentrieren wir uns lieber mal auf das unmittelbar Zurückliegende. Sie waren für diesen Unternehmerpreis der Favorit, und dann hat Stowasser ihn gekriegt. Sie waren ganz schön ungehalten und haben das auch öffentlich kundgetan.«
    Noch immer standen sie mitten im Hof. »Wollen wir uns nicht mal irgendwo hinsetzen, wo nicht das halbe Inntal mithört?«, schlug er vor.
    Irmi nickte, und sie folgten seinem Klickklack und seinem göttlichen Hintern bis in einen Showroom, in dem es lodenbespannte Sessel und Hocker gab, farbige Kissen und einen bunten Kronleuchter, der in spannungsreichem Kontrast zu den Chromregalen und der eher puristischen Kollektion stand.
    »Cool«, entfuhr es Kathi.
    Er nahm das wohl als Friedensangebot, bot Bionade an und lächelte wieder. »Ich war immer der Meinung, dass man als Radfahrer ja nicht unbedingt aussehen muss wie ein Papagei oder eine Stopfleber.«
    Irmi musste lachen. »Aber die Farbe Weiß für eine Radlhose ist ja auch nicht gerade klassisch, oder?«
    »Es gibt einen Mitbewerber in einem recht hohen Preissegment, der gerne mal weiße Hosen macht, und den ärgern wir ein bisschen. Es gibt dafür eben eine Zielgruppe.«
    »Sie ärgern gerne mal Leute, oder?« Kathi war sauer, dass er ihren Flirtversuchen bislang widerstanden hatte.
    Er ignorierte sie einfach, was für Kathi die viel größere Frechheit war. »Wir produzieren Bikewear in reduzierten Designs, auch mal in weiteren Schnitten, nicht jeder und jede hat einen Body, den man unbedingt in engste Fasern quetschen sollte.«
    Na, er selbst hatte da ja keine Probleme. Irmi musste aber zugeben, dass ihr persönlich ein polanges Shirt, das anmutig über den Hüftring fiel, auch lieber gewesen wäre – vorausgesetzt, sie würde Rad fahren …
    »Wir haben es geschafft, zu einer Marke zu werden, auch weil wir ganz klar sagen, dass wir eine bayerische Firma sind. Die komplette Produktion findet hier statt.«
    »Und für Bayern steht der Loden?«, fragte Irmi, die hoffte, dass Kathi sich zusammenreißen würde.
    »Meine Frau Babsi ist unsere Designerin, sie hat auch den Showroom eingerichtet.«
    Eine Frau, na klar, solche Sahneschnittchen hatten immer eine Frau, dachte Irmi.
    »Sie haben sie vorher doch kurz kennengelernt.«
    Irmi blickte etwas irritiert.
    »Am Empfang, Sie erinnern sich? Babsi hat mich gleich angerufen«, sagte er.
    Ach, die nette Frau, die weder magersüchtig noch geschminkt gewesen war. Die mit dem Nutellabrot! Wenn die einen Veit Hundegger halten konnte, wollte man ja fast ans Gute glauben. Eventuell gab es hübsche Männer auch für Mädels jenseits von XS . Hatte nicht auch Pierce Brosnan eine Frau ohne Modelmaße?
    »Sie haben jedenfalls Erfolg damit, Herr Hundegger, und Sie hätten einen Preis doch verdient.«
    »Sicher, und zwar mehr als Stowasser, denke ich.«
    An mangelndem Selbstbewusstsein litt er nicht, dachte Irmi. »Die Branche hatte damit gerechnet, dass Sie den Preis bekommen, oder?«
    »Ja, und ich hab mich da mitreißen lassen am End. Ich war mir nämlich gar nicht sicher. Kilian ist CSU -Mitglied, ich nicht. Kilian hat in einem pompösen und wirklich cleveren Schachzug seine illegalen Machenschaften in etwas Positives geführt. Er hat den reuigen Sünder gegeben. Ich bin ein vorbestrafter langhaariger Mountainbiker, der immer nur gesagt hat: Der Kas is bissn. Ich meine: Vorbei ist vorbei, lassen wir die Vergangeheit doch ruhen, oder, Frau Kommissar?« Er lächelte bezaubernd und fuhr fort: »Ich golfe nicht mit Ministerpräsidenten und Landräten. Biken wollen die fetten Säcke mit mir leider nicht. Ich trinke höchst selten Bier, Schnaps schon gar nicht, ab und zu mal einen guten italienischen Rotwein. Wie wollen Sie in Bayerns besseren Kreisen bestehen, ohne Bier zu trinken? Denken Sie an Stoiber!«
    »Koks als Alternative?«, fragte Irmi.
    Nun war er wirklich überrascht. »Ich? Du lieber Himmel! Ich bin viel an der frischen Luft, da bin ich auch so wach genug. Was ich übrigens als Jugendlicher vertickt habe, war Gras. Selbst angebaut hinter der Fabrikhalle von meinem Vater. Drum sind sie mir auch draufgekommen.«
    Dass Stowasser gekokst hatte, wusste er wohl wirklich nicht. Warum auch? Dass er ein Sauerstoff- und Sportjunkie war, glaubte ihm Irmi allerdings

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