Mordsviecher
unterwegs?«
»Ein paar Stunden jedenfalls.«
»Sind Sie irgendwo eingekehrt, hat Sie jemand gesehen?«
»Nein, ich kehr nicht ein. Ich will biken, nicht trinken.«
»Hätte ich meinem Mann ein Alibi geben sollen?«, fragte Babsi, immer noch lächelnd.
»Nein, falsche Alibis fliegen gerne mal auf«, sagte Irmi und dachte im Stillen, dass die beiden das Ganze vielleicht etwas ernster nehmen sollten. Und sie war auf der Hut. Die zahnluckerte Psychologin war sicher nicht zu unterschätzen.
Irmi und Kathi verabschiedeten sich.
»Und?«, fragte Irmi, als sie wieder im Auto saßen.
»Geiler Arsch!«, sagte Kathi.
»Zweifellos, und sonst?«
»Na, ich weiß nicht. Der Typ ist unbeherrscht. Er hat Stowasser nicht gemocht. Und er hat das mit den Reptilien gewusst. Der war mal internationaler Radsportler, der hat Freunde auf der ganzen Welt. Vielleicht hat da einer Zugang zu Mambagift, oder! Und er hat kein Alibi. Der kann ja viel erzählen, wo er überall rumgebikt ist.«
Das stimmte, nur mussten sie einen Anhaltspunkt finden, dass er Kontakt zu Stowasser gehabt hatte.
Irgendwie verfransten sie sich in Rosenheim und landeten schließlich bei einem türkischen Restaurant. Das sah zwar nicht sonderlich spektakulär aus, aber das Essen war herrlich, der Service reizend, und einmal mehr dachte Irmi, dass es eigentlich immer die Ausländer waren, bei denen man echte Gastfreundschaft erfuhr. In den bayerischen Wirtschaften hatte man oftmals das Gefühl, man müsse sich entschuldigen für die Bestellung, die die Bedienung und den Koch aus der Lethargie riss.
Nach einer schier endlosen Rückfahrt waren sie um vier wieder in Garmisch.
Irmi beauftragte Andrea, Fotos von Veit Hundegger und seiner Frau von der Firmen-Homepage auszudrucken. Dann erteilte sie Sepp und Sailer den Auftrag, den Nachbarn in Krün und den Mitarbeitern bei KS -Outdoors die Bilder zu zeigen. Währenddessen sollten Andrea und Kathi doch mal intensiver die Lebensfäden der engeren Mitarbeiter entwirren. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass niemand von Krün gewusst haben sollte, und sie konnte sich auch nicht vorstellen, wie ein Betrug mit falschen Daunenpartien ohne das Wissen vom Produktionschef oder von jemand anderem in der Führungsebene hätte stattfinden können.
Da Kathi heute so aufgeräumt war, ging sie das Wagnis ein, sie und Andrea vor einen Karren zu spannen. Wenn nicht heute, wann dann?
Irmi saß vor einem Berg Akten und blätterte lustlos. Puh, nun hatte sie also Listen all jener »boarischen Freinderl«, wie Babsi Hundegger gesagt hatte, die eventuell mal eingeladen worden waren, Stowassers Reptiliensammlung zu begutachten. Sie googelte all jene, die ein Kreuzchen bekommen hatten: ein Verleger, ein Sockenproduzent, ein Metallbetrieb, eine Molkerei, das waren die besten Freunde von Stowasser. Die musste sie wohl unter die Lupe nehmen. Und wenn da einer darunter war, der auch dem Hobby mit den wechselwarmen Tierchen frönte? Wie sollte sie das in Erfahrung bringen?
Irmi griff zum Telefon und rief in Oberammergau an. Der AB sprang an, wenig später rief der Schlangenmann aber zurück.
»Frau Mangold, hallo. Ich musste nur eben ein paar Mäuse und Ratten an meine Freunde verteilen.«
»Sehen Sie, das allein wäre für mich schon ein Grund, warum ich mir so was nie zulegen würde!«
»Ja, damit geht es doch schon los. Die wenigsten prüfen sich vorher ernsthaft: Mag ich meinem Reptil lebende Ratten zum Fraß vorwerfen, oder halte ich es mit gefrorenen Mäusen? Leider reagieren Schlangen auf Bewegung und Wärme. Will heißen: Ich muss meine Frost-Maus erst mal anwärmen und vor der Schlange hin und her bewegen, damit sie zubeißt. Mag nicht jeder!«
»Nö, danke. Müsste ich auch nicht haben.« Irmi lachte.
Er lachte. »Sehen Sie, darum sind Kaninchen und Meerschweinchen viel beliebter, das sind nette Vegetarier. Wer würde sich schon vor einer Gurke oder einer Karotte grausen? Die kann man auch überall kaufen.«
Irmi dachte mit Entsetzen an die armen Kaninchen auf Stowassers Grundstück zurück. Putzig und stumm waren sie gewesen. Stumm waren die Schlangen auch, konnten aber zubeißen, wie die Mamba. Wenn sie es denn getan hatte. Und irgendwas sagte Irmi nach wie vor, dass Stowassers Tod kein Unfall gewesen war.
»Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte der Schlangenmann und riss sie aus ihren Gedanken.
»Auf welchem Weg kann ich herausfinden, ob jemand Reptilien hält?«, sagte Irmi.
»Ihn fragen?«, schlug der
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