Mordsviecher
wurde eine Lehrerin in Florida kaltgestellt, weil sie eine Schülerin zwingen wollte, einen toten Frosch zu sezieren.«
»Na, ich möchte auch keinen Frosch zerschneiden. Das ist ja greißlich«, sagte Andrea.
»Ja, ist greißlich. Ich wollte damit nur sagen, dass diese Tierschützer öfter Amok laufen, als man denkt.« Vermutlich hatte Kathi am Wochenende nicht nur einen Ritter oder Spielmann vernascht, sondern war allumfassender erfolgreich gewesen – so gut gelaunt, wie sie immer noch war. Irmi nahm sich vor, Kathi öfter ins Mittelalter zu versenden, wenn sie davon so milde wurde. Sie hatte sogar einmal Andrea recht gegeben!
»Ist der Name Sonja Ruf bei dieser Aktion mal gefallen?«, erkundigte sich Irmi.
»Müsste ich noch mal nachforschen. Mach ich gern«, meinte Kathi und verließ den Raum.
»Also, ich fass noch mal zusammen«, sagte Irmi. »Sonja Ruf hatte über Jahre Kontakt zu Stowasser und hat immer verloren. So was zermürbt. Und dann verliert sie auch noch das Pferd. So etwas kann einen Menschen zerstören, zumindest innerlich zerfressen.«
»Aber Mambagift? Ich weiß nicht!«, meinte Andrea.
»Ja, aber die Frau wird für mich immer interessanter, und ich möchte sie keinesfalls aus den Augen verlieren. Jetzt machen wir aber Schluss für heute.«
So ganz Schluss war allerdings nicht. Irmi saß noch lange über dem Papierkram. Bis sie heimkam, war es nach acht, und sie schaffte es gerade noch zum »Letzten Bullen«. Sie hätte das natürlich nie zugegeben, aber das musste sie einfach sehen. Die Idee, einen Beamten einfach mal zwanzig Jahre ins Koma zu versetzen und im 21. Jahrhundert wieder aufwachen zu lassen, war einfach hinreißend. Ein Macho, der sich in einer veränderten Welt nicht mehr zurechtfand. Der sich die Welt so geradebog, dass seine Ansichten aus den Achtzigern wieder passten. Manchmal ging es ihr wie der Filmfigur Mick Brisgau: Sie verstand diese Welt auch nicht mehr – dabei hatte sie nicht mal im Koma gelegen. Außerdem hätte sie gerne solche Sprüche wie Brisgau parat gehabt. »Hör ich da Ironie? Ironie ist die kleine Schwester des gebrochenen Herzens.« Wie wahr, Herr Brisgau!
11
Als sie am nächsten Tag ins Büro kam, war Kathi überraschenderweise schon da. Sie kam hereingepoltert, wie immer doppelt so laut, wie ihre zierliche Figur das vermuten ließe, und wedelte mit ein paar Papieren.
»Was ist das?«, fragte Irmi.
»Ja, lies halt, oder!«
Irmi las, nur war das eigentlich nichts, was man flüssig lesen konnte. Es waren Zahlen, genauer Kontoauszüge. Sie sah Kathi fragend an.
»Du hast uns doch gebeten, die näheren Mitarbeiter von Stowasser mal näher zu durchleuchten, oder? Ich hatte ja den Produktionsleiter in Verdacht, aber dessen Leben ist langweilig wie ein Regentag. Netter Ingenieur, nette Frau, zwei nette Kinder, die Frau so begütert, dass er sicher kein Schmiergeld annimmt. Er singt im Kirchenchor, das hat mich ja etwas alarmiert. Die Bigotten sind immer die Schlimmsten, oder?«
Irmi musste lachen.
»Jedenfalls konnte ich an dem einfach gar nix Kriminelles finden. Dann die Schnapsdrossel. Die weiß sicher vom Beschiss ihres Schwagers. Die ist aber auch nicht in Geldnöten. Die muss den Schwager auch nicht beerben. Hat genug eigene Knete. Schon blöd für uns – weder der Bruder noch die Schwägerin wollen das Geld. Die beiden Schwestern Rosenthal haben genug geerbt, Anlagen, Aktienpakete, Immobilien in Karlsruhe …«
»Stopp!«, rief Irmi. »Wenn das so ist, warum hat Stowasser dann überhaupt getürkt und getrickst? Dann hätte er doch sorglos seine netten Schlafsäcke in niederen Stückzahlen produzieren können. Hätte sich brüsten können mit Ökologie und Tierschutz, warum dann der Betrug?« Irmi machte eine kurze Pause. »Von dem wir bislang allerdings nicht mal wissen, ob er überhaupt stattgefunden hat.«
»Irmi, Frau Hauptkommissarin Irmgard Mangold, wo lebst du? In Bayern? Wo die Männerwelt noch in Ordnung ist, oder? Zeig mir den Mann, der problemlos damit leben kann, dass die Frau mehr Kohle hat als er selbst? Den zeig mir, dann lass ich den ausstopfen und führ ihn im Museum vor, oder! Der Mann musste sich doch was beweisen, sich und der Welt. Dass er ein ganzer Kerl ist. Dass er expandiert. Dass er Unternehmer des Jahres werden kann. Auch ohne seine Frau! Dass er sich gefährliche Tiere untertan macht, das ist doch pathologisch.«
Irmi sah Kathi aufmerksam an. Natürlich hatte die Kollegin recht mit dieser Einschätzung. In den
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