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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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wirklich. »Sie waren aber trotzdem sauer?«
    »Natürlich war ich sauer.«
    »So sauer, dass Sie einen ganz schönen Disput mit ihm auf dem Golfplatz gehabt haben?«
    »Sie sind ja gut informiert!«
    »Information ist das halbe Leben«, meinte Irmi und bedachte ihn mit einem scharfen Blick.
    Er seufzte. »Frau Mangold, ich gebe ja zu, dass ich etwas impulsiv bin. Ich sage den Leuten schnell mal die Meinung, aber ich bin nicht nachtragend. Nach der Verleihung ist Kilian wie ein aufgeblasener Gockel herumgelaufen und hat mir gegenüber triumphiert, dass meine ›Radlhoserl‹ halt nie eine Chance gegen seine Schlafsäcke gehabt hätten. Da hab ich ihn etwas geschubst.«
    Etwas geschubst, nette Formulierung. Aber vielleicht tat er ja auch noch anderes als schubsen. »Wussten Sie, dass er Reptilien gehalten hat?«, fragte Irmi unvermittelt.
    »Ja, schon.«
    »Ach, das wussten Sie?«, mischte sich Kathi wieder ein.
    »Das wussten viele. Es gab ja immer mal Unternehmertreffen und so. Da hat er damit geprahlt, was er wieder an neuen abstrusen Tieren hätte.«
    »Hat er denn nie dazu eingeladen, die Tiere mal zu besichtigen?«
    »Nein, zumindest mich nicht. Aber mir kam er auch vor wie diese Superreichen, die einen Kunstdieb beauftragen, ein Kunstwerk von Weltruhm zu klauen, und die es dann im Keller in den Tresorraum stecken. Dann gehen sie täglich runter und schauen sich dieses Ding an. Wenn Sie mich fragen, hat mit diesem Stowasser Kilian irgendwas nicht gestimmt. Aber ich war da ziemlich allein mit meiner Meinung.«
    »Ich fand das auch«, kam es von der Tür. Frau Hundegger war gekommen. »Entschuldigen Sie, dass ich mich einmische. Ich hab eigentlich mal Psychologie studiert, und manchmal geht es mit mir durch. Ich hatte immer das Gefühl, dass Kilian extrem unter Druck steht. Er hat den jovialen bayerischen Gaudiburschen-Unternehmer nur gespielt. Auch dieses Reptiliengedöns erscheint mir unnormal. Da wertet jemand sein Ego auf, indem er mit der Gefahr spielt. Hat ihn wirklich so ein Tier gebissen, wie es in der Zeitung steht?«
    »Das versuchen wir herauszufinden.« Irmi wusste, dass das lahm klang, und sie wusste auch, dass ihre Anwesenheit bei den Hundeggers wohl nur den Rückschluss zuließ, dass mit dem Todesfall etwas nicht stimmen konnte.
    »Sie sagten eben, dass viele von den Reptilien gewusst haben?«, versuchte Irmi abzulenken.
    »Ja, wahrscheinlich so ziemlich alle, die an den bayerischen Unternehmerstammtischen saßen«, sagte Babsi Hundegger mit einem Lächeln, das wieder diese hinreißende Zahnlücke zum Vorschein brachte.
    »Hat er auch von Krün erzählt?«, wollte Kathi wissen.
    »Krün?« Veit Hundegger runzelte die Stirn. »Nein. Er hat doch auf dem Fabrikgelände in Eschenlohe gewohnt, oder?«
    Entweder, er konnte sehr gut schauspielern, oder aber er wusste wirklich nichts. Da aber Veit Hundegger sicher kein Spezl von Kilian Stowasser gewesen war, hatte dieser den Biker wohl tatsächlich nicht zu sich eingeladen. »Gab es denn so eine Art harten Kern bei diesen Stammtischen? Gute Freunde von Stowasser?«, hakte Irmi nach.
    Babsi Hundegger nickte. »Ich hab die Liste von der letzten Sitzung in Kloster Reutberg. Da stehen alle Teilnehmer drauf. Ich mach Ihnen Kreuzchen bei denen hin, die gute boarische Freinderl vom Kilian gewesen sind. Ich hol eben die Liste.« Sie verschwand.
    »Stimmt es denn nun, dass Stowasser betrügt?«, fragte Irmi unvermittelt. »Das haben Sie doch behauptet.«
    »Nein, ich habe in ein paar Interviews nur mal gesagt, dass ich daran zweifle, ob er wirklich ausschließen kann, keine Daunen aus Lebendrupf zu bekommen. Das ist etwas anderes.«
    »Hatten Sie mal Kontakt zu einer Tierschutzorganisation namens FUF ?«
    »Nein, ich weiß aber, dass ihn da mal jemand am Wickel gehabt hatte. Im Prinzip muss er denen ja danken. Erst durch diese Reuige-Sünder-Nummer ist er wirklich bekannt geworden«, sagte Veit Hundegger.
    Inzwischen war Nutella-Babsi zurückgekommen und übergab Irmi die Liste.
    »Danke. Wo waren Sie beide denn am letzten Dienstag?«
    »Ach, das ist ja doch wie im Fernsehen«, meinte Babsi Hundegger lachend. »Ich war bei meinen Eltern in Traunstein.«
    »Und ich war biken«, sagte Veit.
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Wie lange?«
    »Ich bin in Rottach-Egern am Tegernsee los, übern Riederstein rüber zum Schliersee, rauf zum Spitzing und über die Valepp wieder nach Rottach.«
    Das klang in jedem Fall nach einigem Auf und Ab. »Sie waren also den ganzen Tag

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