Mordsviecher
um nicht rechtzeitig aufzugeben. Wir wissen, dass eine dritte weibliche DNA am Tatort gefunden wurde, so abwegig ist meine Idee ja nun nicht!«
Kathi saß da und schüttelte den Kopf. Immer wieder. Ihr brünettes Haar flog nur so.
»Was soll denn schon groß passieren?«, fragte Irmi. »Wir wollen doch nur wissen, wer sich besonders interessiert. Vielleicht kommt ja auch Trenkle. Vielleicht informiert eine der beiden den guten Max, den wir nicht erreichen können. Wie auch immer, es kommt Bewegung ins Spiel.«
»Bewegung? Irmi, du bist mehr als irr, oder! Was, wenn Mister oder Misses Unbekannt dir eine Giftspritze in den Wanst jagt?«
»Danke!«
»Wie jetzt danke?«
»Für den Wanst, den du natürlich nicht hast.«
»Irmi, mir ist es völlig egal, ob das ein Wanst oder eine Wampe ist oder ein Waschbrett. Und wenn dir jemand eine Spritze in den völlig fettfreien Knöchel oder in die Schläfe haut, auch gut. Das ist doch gefährlich, was du da vorhast, oder! Außerdem sagst du dauernd: Lass uns mal sehen. Wer ist ›uns‹?«
»Ach, komm, Kathi, seit wann bist du denn so ein Hasenfuß? Ich dachte, du bist dabei. Wahrscheinlich kommt gar niemand, und wir sind so schlau wie vorher. Und lange werden wir sowieso keine Rechtfertigungsgründe mehr finden, dass wir immer noch an einem Fall herumtüfteln, bei dem wir nicht mal wissen, ob es Mord war. Bevor die Staatsanwaltschaft uns abzieht, will ich das noch versuchen. Aber du musst natürlich nicht mitkommen.«
Kathi starrte Irmi an. »Ja klar, noch besser. Ohne Zeugin nützt dir die ganze Aktion doch gar nichts. Gut, ich komme mit – und sei es nur als Schutz!«
14
Sie waren schon um sieben Uhr morgens in Krün. Nebel stieg aus den Feldern, kein Wunder, nach all der Feuchtigkeit von oben, irgendwann konnte der Boden nichts mehr aufnehmen. Sie hatten den Wagen weiter unten in einer Seitenstraße stehen gelassen, und Kathi maulte über den strammen Fußmarsch von gut zehn Minuten.
Die Tore zum Anwesen waren geschlossen. Nach der Befreiung der Tiere hatten sie mit dem Türöffner aus Kilian Stowassers Herrenhandtäschchen die Tore zugemacht und damals schon festgestellt, dass man verdammt auf die Tube drücken musste, um durch beide Tore zu kommen, bevor diese rasend schnell wieder zugingen. Als Irmi mit dem Schlangenmann dort gewesen war, hatten sie ihre Autos jedes Mal zu Höchstleistungen getrieben, und als sie nun den Türöffner drückte, mussten sie und Kathi richtiggehend sprinten, um durch beide Tore zu kommen.
Sie betraten den Stadl, der die Geheimtreppe in die Katakomben barg. Vom Obergeschoss des Stadls, in dem grablig riechendes Heu lagerte, hatte man einen wunderbaren Weitblick übers Gelände. »So ein Zeug haben die den Pferden zum Fressen gegeben«, murmelte Irmi.
»Und wie stellst du dir das nun vor?«, fragte Kathi. »Wenn draußen wirklich Ruf, Bruckmann oder Trenkle vorfahren, was machen wir dann?«
»Erst mal abwarten und beobachten.«
»Grandioser Plan! Mensch, Irmi!«
»Jetzt wart doch mal«, sagte Irmi und reichte Kathi einen Becher Kaffee aus der Thermoskanne.
»Wir sind doch nicht auf einem Jagdausflug und warten am Ansitz. So ein Schwachsinn!«, maulte Kathi, trank den Kaffee dann aber doch.
Während Kathi weiter irgendwelche Tiraden abließ, blickte Irmi über das Gelände. Da waren diese vier Hügel unter den Planen gewesen, da hinten in dem Flachbau die beiden Hunde Mama und Schoko. Die Bilder der Erinnerung waren grausam. Sie sprangen einen einfach ohne Vorwarnung an. Sie musste sich unbedingt mal nach den beiden erkundigen. Das würde sie tun, sobald diese Geschichte hier endlich abgeschlossen war.
»Da«, stieß Kathi plötzlich aus.
Tina Bruckmann kam die schmale Straße herauf. Sie ging dicht an der Hecke entlang und sah sich immer wieder um. Um den Hals hatte sie eine Kamera mit einem großen Teleobjektiv hängen. Sie huschte am Wendehammer mit dem elenden Birkenstängel vorbei und nach links, hinein in einen kleinen Hain aus Haselnusssträuchern.
»Hast du dir eigentlich überlegt, dass diese Bruckmann ja auch bloß deshalb hierhergekommen sein könnte, weil sie eine coole Story wittert?«, fragte Kathi und flüsterte auf einmal.
»Ja, natürlich. Und wenn, dann ist es ja auch gut«, sagte Irmi lahm.
»Auch gut«, äffte Kathi sie nach. »Auch gut und völlig sinnlos. Und deshalb bin ich um halb sechs aufgestanden und frier mir hier den Arsch ab?«
»Da ist ja nicht viel zum Abfrieren«, konterte Irmi grinsend und
Weitere Kostenlose Bücher