Mordsviecher
ihr noch einmal, wie sehr sie Bruckmanns seriösen Stil schätze. Und dass sie ihr nun quasi als Dank doch eine kleine Information zukommen lassen wolle.
»Wissen Sie, Frau Bruckmann, mir wäre wirklich sehr daran gelegen, dass die Erstveröffentlichung einen seriösen Anstrich hat. Sie können Ihre Geschichte ja sicher auch dem Bayernteil zur Verfügung stellen, dann wissen die Leser hier in Südbayern zumindest die Wahrheit, bevor die Boulevardmagazine sich drauf stürzen.«
»Ich versteh Sie also richtig, Frau Mangold? Sie haben morgen im Lauf des Vormittags ein Gespräch mit jenem Tschechen, der Stowasser beliefert hat. In Krün. Und der Mann hat Ihnen aufschlussreiche Neuigkeiten versprochen?«
»Ja, genau. Ich arbeite mit den Kollegen in Tschechien zusammen, und in dem Moment, wo ich die komplette Geschichte kenne, würde ich Sie kontaktieren und Ihnen exklusiv Bericht erstatten. Sie müssten mir allerdings einen Platz in der Samstagsausgabe frei halten.«
»Rechnen Sie damit, etwas über den Daunenbetrug zu erfahren und über den Mord?«
»Ja«, sagte Irmi ganz schlicht. Damit hatte sie sich nicht festgelegt, ob es um die Daunen oder den Mord gehen würde.
Der Köder war ausgelegt, Irmi war in Schwung und wählte gleich anschließend Sonja Rufs Nummer.
»Frau Ruf, entschuldigen Sie, dass ich Sie noch mal überfalle, aber manchmal überschlagen sich die Ereignisse.«
»So«, sagte Ruf nur.
»Ja, ich will ganz offen zu Ihnen sein. Ich brauche Sie morgen gegen Mittag für eine Art Gegenüberstellung. Wir stehen im Begriff, jenen Tschechen zu verhaften, der Stowasser beliefert hat. Da wir Ihren Vorsitzenden nicht erreichen konnten, können Sie den Mann doch sicher identifizieren. Sie waren ja auch in Krün dabei und haben den Mann gesehen. Ohne Zeugen kann er sich damit herausreden, dass er nur das eine Mal … Sie verstehen. Aber wenn wir ihm nachweisen können, dass er öfter in Krün war, dass also alle zwei Wochen immer derselbe Fahrer vor Ort war, dann haben wir ihn. Außerdem suchen wir dann gleich noch Stowassers Handy. Es muss noch in Krün sein, und ich gehe davon aus, das diese tschechische Nummer mehrfach auf den Anruflisten auftaucht.«
Sonja Ruf sagte einige Sekunden nichts. Dann fragte sie leise: »Und den Mann nehmen Sie wo fest?«
»Na, ich hoffe doch morgen Mittag in Krün«, sagte Irmi lachend. »Oh, das behalten Sie besser für sich! Kann ich auf Sie bauen?«
»Ja, sicher! Erwarten Sie denn Aufschluss über den Tod von Kilian Stowasser?«
»Natürlich, aber mehr kann ich Ihnen wirklich nicht sagen.« Irmi gab sich aufgeräumt. »Wir stehen vor dem Durchbruch, und für Sie muss es doch auch eine Genugtuung sein, wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass Stowasser wirklich betrogen hat.«
Irmi legte auf und hörte hinter sich ein Geräusch. Sie fuhr herum. Im Türrahmen zwischen ihren beiden Büros stand Kathi. Anders, als man es von ihr gewöhnt war, flüsterte sie fast. Es war klar, dass sie alleräußerste Beherrschung aufbot.
»Wie alt bist du, Irmi?«
»Du weißt doch, wie alt ich bin.«
»Ja, das weiß ich. Aber ich wusste nicht, dass man mit knapp über fünfzig schon unter Altersdemenz leidet. Bist du über Nacht wahnsinnig geworden, oder was?«
»Wie lange stehst du da schon?«
»Lange genug, um deine zwei seltsamen Geschichten zu hören. Was treibst du da?«
»Setz dich. Warte mal kurz, ich schenk dir ein Wasser ein …«
»Ich will kein Wasser eingeschenkt haben, höchstens reinen Wein. Was tust du hier?« Jetzt war sie wieder auf dem Kathi-Level, und man konnte sie sicher auch noch unten auf der Straße hören.
Irmi schloss beide Türen und begann zu erzählen. Vom Gespräch mit Sonja Ruf. Wie komisch diese Frau ihr vorgekommen war. Dass sie indirekt Tina Bruckmann beschuldigt hatte. Dass Käthe vielleicht doch noch da war. Dass man eventuell so einen Biss provozieren konnte.
»Du hast sie nicht mehr alle! Das ist keine Demenz, das ist der galoppierende Wahnsinn! Was bezweckst du damit?«
»Kathi, lass uns doch einfach mal sehen, ob eine der beiden Frauen morgen in Krün auftaucht. Wenn eine von ihnen etwas mit dem Tod von Stowasser zu tun hat, dann kommt sie. Dann will sie verhindern, dass der vermeintliche Tscheche aussagt. Dann konfrontieren wir die Dame mal mit der Wahrheit, und ich bin überzeugt, dass wir dann ein Geständnis oder zumindest eine Erklärung bekommen. Sonja Ruf ist sehr dünnhäutig, die bricht zusammen, und Tina Bruckmann ist zu intelligent,
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