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Mordsviecher

Mordsviecher

Titel: Mordsviecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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beobachtete das Gebüsch, in dem Tina Bruckmann verschwunden war.
    Bevor Kathi noch etwas sagen konnte, hörten sie ein Motorengeräusch. Ein Polo kam die Straße hoch und hielt vor dem Tor. Jemand stieg aus. Sonja Ruf, ohne Zweifel. Irmi und Kathi konnten beobachten, wie sie den alten Schuppen außerhalb der Mauer aufstieß, der seit ihrem letzten Besuch noch windschiefer wirkte, und den Wagen dann rückwärts dort hineinsetzte.
    »Das hat die doch schon öfter gemacht«, flüsterte Kathi. »Das wirkt ja, wie wenn sie da ständig parken tät, oder?«
    Sonja Ruf stellte sich vor das Tor, die Handbewegung war kaum wahrnehmbar, doch das Tor ging auf wie von Geisterhand.
    »Scheiße!«, entfuhr es Irmi.
    »Die hat einen Türöffner!«, rief Kathi und schlug die Hand vor den Mund.
    Doch Sonja Ruf schien sie nicht gehört zu haben, denn ein lautes Röhren zerschnitt die Stille weit mehr als Kathis Ruf. Ein Lkw älterer Bauart schepperte heran, fuhr auf das sich bereits wieder schließende zweite Tor zu. Es ging wieder auf und blieb halboffen stehen. Das erste Tor verharrte ebenfalls in der halb geöffneten Position.
    Die Reifen des Lkws ließen die Kiesel nach hinten wegspritzen, bis der Wagen mitten auf dem Vorplatz stand. Sonja Ruf war herumgefahren und starrte den Lkw an.
    »Wo kommt der denn auf einmal her?«, wisperte Kathi.
    »Die Lkw sind doch immer samstags gekommen, heute ist aber Freitag. Vielleicht hatte Stowasser ihn einen Tag früher bestellt? Der Fahrer weiß vermutlich gar nicht, dass Stowasser tot ist. Verdammt!«
    Irmi verspürte Angst. Schlagartig. Die ganze Sache hier entglitt ihr. Das war völlig anders geplant gewesen. Sie starrten hinunter. Der Mann war aus dem Führerhaus gesprungen.
    »Warum Tür so schlecht offen? Wo ist Kilian? Wenig Zeit. Tiere mussen schnell runter, muss schnell weg.«
    Es war offensichtlich, dass weder Sonja Ruf noch der Mann mit dieser Situation gerechnet hatten. Sonja Ruf zitterte leicht. Sie war weiß wie eine Wand.
    »Was haben Sie dabei?«, stieß sie aus.
    »Wo Kilian?« Der Mann wirkte unsicher.
    »Kilian hat keine Zeit. Ich nehme die Ware in Empfang«, sagte Sonja Ruf, die sich offenbar wieder ein bisschen gefasst hatte. »Alles dabei?«
    »Sicher, was fragen? Feder, zwei Python und drei Pferde.«
    »Sie haben Pferde da auf dem Lkw?« Sonja Rufs Stimme war auf einmal schrill.
    Spätestens jetzt merkte der Mann, dass hier etwas nicht stimmte. Er schickte sich an, wieder in den Lkw zu steigen. Da sprang Sonja Ruf plötzlich auf ihn los. Im selben Moment hatte Kathi ihre Dienstwaffe gezogen und stürmte die Treppe hinunter. Irmi stolperte wenige Sekunden später hinterher.
    »Stehen bleiben! Ganz ruhig! Beide legen die Hände an den Wagen«, rief Kathi im Rennen über den Platz.
    Urplötzlich aber sprang Sonja Ruf auf den Mann zu und steckte ihm irgendetwas in den Kragen. »Verrecken sollst du, Tierquäler!« Ihr Blick flackerte. »Kommen Sie nicht näher, für Sie hab ich bestimmt auch noch einen Skorpion«, schrie sie Kathi an und steckte die Hand in ihre Jackentasche.
    Kathi richtete die Waffe auf Sonja Ruf.
    Auch Irmi kam langsam näher. »Frau Ruf, Sie kommen jetzt ganz langsam zu mir. Und Sie sagen mir sofort, was mit dem Mann da los ist.«
    Der Mann wand sich und wimmerte, er hatte sich das Hemd vom Leib gerissen und fummelte nun an seinem Unterhemd herum. Plötzlich hielt er etwas Schwarzes in Händen, das er mit einem markerschütternden Schrei wegschleuderte.
    Sonja Ruf lachte wie irr. In dem Moment löste sich ein Schuss. Irmi sah Kathi fallen und stürzte zu ihr. Es dauerte wieder ein paar Sekunden, bis sie die Situation erfasste. Kathi war beim Gehen in ein tiefes Loch getreten, das von Stroh bedeckt gewesen war. Sie stöhnte. Die Waffe lag am Boden.
    »Ich Knalltüte. Zu blöd zum Gradausgehen. Halt bloß diese Irre auf, Irmi, halt sie auf! Mir geht’s gut!«
    Auch Sonja Ruf war wegen des Schusses erschrocken und wie eingefroren stehen geblieben. Später dachte sich Irmi, dass sie bestimmt ein tolles Bild abgegeben hatten. Eine sich krümmende Polizistin am Boden, ein wimmernder Mann, eine Eissäule und sie, Irmi Mangold, Bayerns dämlichste Polizistin, ebenfalls mit der Reaktionsgeschwindigkeit einer Schnecke.
    Auf einmal begann die Eissäule zu rennen. Kopflos rannte sie, hinein in den Stadl. Und Irmi hinterher.
    »Frau Ruf, bleiben Sie stehen!« Es war einer der Momente, in denen sich Irmi verfluchte, mal wieder keine Dienstwaffe dabeizuhaben. Aber was

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