Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
Vom Netzwerk:
gebeten habe, ist ohnehin ein
anderer. Ich habe mit Philips Tod nichts zu tun, wie Sie zweifellos über kurz
oder lang selbst herausfinden werden, aber ich möchte Sie bitten, Ihre
Kenntnisse bezüglich der finanziell prekären Lage meines Vaters mit äußerster
Diskretion zu behandeln."
    Lina hatte bei der subtil angedeuteten Beleidigung die Fäuste
unterm Tisch geballt und möglichst unauffällig tief Luft geholt. Sie hatte
nichts gegen Reiche, wie Max angedeutet hatte, oh nein, aber sie hatte etwas
gegen arrogante Reiche. "Ich versichere Ihnen, dass wir niemanden unnötig
bloßstellen", erwiderte sie höflich. "Allerdings habe ich absolut
keinen Einfluss darauf, was unsere Presseabteilung an die Medien weitergibt und
was nicht."
    Katja Ansmann wurde blass. "Das heißt, es ist bereits
aktenkundig, dass dem Bankhaus meiner Familie möglicherweise die Insolvenz
droht?"
    Lina lehnte sich zurück und betrachtete die Frau vor sich.
Wie viel Überwindung musste es sie gekostet haben, sich heute mit Lina zu
treffen und mit ihr über dieses Thema zu reden? Eigentlich müsste sie
Befriedigung empfinden, ihre Gegnerin so gedemütigt zu sehen, doch stattdessen
empfand sie Mitleid, was sie selbst überraschte. Max könnte es mir bestimmt
erklären, dachte sie unvermittelt, und bei dem Gedanken an Max wurde sie auf
einen Schlag ruhiger. Sie holte tief Luft, blickte in Katja Ansmann
erwartungsvoll auf sie gerichtete Augen und sagte: "Nein."
    Jetzt hob die andere verblüfft die Augenbrauen. "Nein?
Aber … "
    In diesem Moment kam der Kellner und brachte Linas Latte
macciato. Lina lächelte dem Mann übertrieben freundlich zu und beschloss, ihm
für das perfekte Timing später ein gutes Trinkgeld zu geben.
    "Ich dachte", sagte Katja Ansmann leise, sobald der
Mann wieder fort war, "Sie müssten alles protokollieren, was Sie
herausfinden."
    "Wir … haben da einen gewissen Ermessensspielraum",
sagte Lina vage. Der wahre Grund, weshalb nichts von dieser möglichen Insolvenz
in den Akten stand, ging niemanden etwas an, schon gar nicht diese Frau. Ehe
Katja Ansmann nachhaken konnte, erklärte sie: "Die Insolvenz Ihres Vaters
taucht bislang nur als wilde Spekulation mit einem riesigen Fragezeichen auf
ein paar Notizzetteln auf." Sie bedachte Katja Ansmann mit einem leicht
spöttischen Blick. "Ob der Polizeipräsident darüber informiert ist, müssen
Sie selbst wissen. Sie kennen ihn vermutlich besser als ich."
    Der Ausdruck der Verblüffung auf dem Gesicht der
Unternehmensberaterin wurde noch intensiver. "Der Polizeipräsident? Ich
verstehe nicht … Sie haben neulich schon so eine seltsame Bemerkung gemacht,
die ich nicht verstanden habe."
    "Nun tun Sie doch nicht so!" Lina war unbeabsichtigt
lauter geworden, und Katja Ansmann warf einen warnenden Blick zum vorderen Teil
des Cafés. Unwillkürlich senkte Lina die Stimme. "Sie wissen doch ganz
genau, wovon ich spreche. Oder wollen Sie leugnen, dass Sie sich bei dem Herrn
über mich beschwert und versucht haben, mich von den Ermittlungen abziehen zu
lassen?"
    Katja Ansmann beugte sich ein Stückchen vor und sagte leise:
"Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich habe mich nie beim
Polizeipräsidenten über Sie beschwert, ich kenne diesen Mann nicht
einmal!"
    Lina runzelte die Stirn. Die Frau klang aufrichtig, ihre
Verwirrung wirkte echt. "Haben Sie mit irgendjemandem über die
Ermittlungen gesprochen?" Ihr ging ein Licht auf. "Mit Ihrer Freundin
zum Beispiel? Könnte sie nicht …"
    "Evelyn würde sich dergleichen niemals erlauben, schon
gar nicht hinter meinem Rücken. Aber", Katja Ansmann musterte Lina
nachdenklich, "meinem Vater habe ich davon erzählt. Und er kennt eine
Menge Leute. Es würde mich nicht wundern, wenn der Polizeipräsident darunter
wäre."
    Lina schnappte sich den Zuckerspender, schüttete das weiße
Pulver über ihren Milchschaum und begann, beides zu einer süßen Masse zu
verrühren. "Trauen Sie Ihrem Vater zu, sich ohne Ihr Wissen beschwert zu
haben?"
    Katja Ansmann nickte ohne zu zögern.
    "Weiß er von diesem Treffen?"
    Diesmal zögerte Katja Ansmann, ehe sie den Kopf schüttelte.
Sieh mal an, dachte Lina, wie der Vater, so die Tochter. Nachdenklich nahm sie
einen Löffel von dem süßen Milchschaum. Er hatte genau die richtige Konsistenz
und lag wie weiche Seide auf der Zunge. Beinahe hätte sie vor Entzücken
geseufzt, doch auch so musste sie schon ein verzücktes Gesicht gemacht haben,
denn Katja Ansmann musterte sie skeptisch, als frage sie sich, ob mit Lina

Weitere Kostenlose Bücher