Mordswald - Hamburgkrimi
"Ach du bist das." Ach, du. Du nur. Du schon wieder.
Du Null. Du Stümper. Du Nichts. Er sah mich an, den linken Mundwinkel leicht
nach unten gezogen, wie immer, wenn er kurz davor war, den Mund aufzumachen.
Doch ehe er etwas sagen kann, schlage ich zu. Die Taschenlampe liegt angenehm
schwer in meiner Hand. Er schreit nicht einmal, sondern sieht mich nur erstaunt
an und hebt die Hand, als wollte er sich schützen. Ich schlage noch einmal zu,
weil ich nicht hören will, was er gleich sagen wird, dass ich ein Feigling bin
und dass ich gefälligst mit dem Scheiß aufhören und ihm helfen soll und dass er
verdammt noch mal keinen Bock auf solche Spielchen hat. Klar, denke ich und
schlage ein drittes Mal zu, solche Spielchen magst du nur, wenn du oben stehst
und der andere vor dir im Dreck liegt und du zutreten kannst, immer und immer
wieder, aber damit ist jetzt Schluss, verdammt noch mal.
Es hat angefangen zu regnen. Er liegt da im Dreck und rührt
sich nicht mehr. Ich sehe ihn an, sein weit aufgerissenes Auge scheint mich
vorwurfsvoll anzustarren. Ich lasse den Blick über die schwarzen Haare gleiten,
über das ebenmäßige Gesicht, die teure Lederjacke, die Designerjeans. Er hat
immer alles erreicht, alles bekommen, was es zu erreichen und bekommen gab. Der
Regen plätschert leise auf die Blätter. Ich merke, dass ich zittere, aber
innerlich bin ich ganz ruhig, als ich ihm den Rücken zukehre und gehe. Mein
Gesicht ist nass.
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