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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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hat?"
    "Immer wieder. Immer wieder. Immer wieder hat sie das
erzählt. Ich konnte es nicht mehr hören. Ich hab ihr gesagt, sie soll aufhören,
aber sie hat nicht aufgehört. Sie hat einfach weitergeredet. Sie hatte schon
viel getrunken, sie hat gelallt, dann hat sie geweint, und dann hat sie wieder
von Philip erzählt." Die Bewegungen wurden langsamer. "Irgendwann hat
sie angefangen zu kichern, und dann wollte sie mich küssen. Mich! Küssen!
Nachdem sie mit Philip zusammen gewesen war, diese … diese …" Daniel
Vogler verstummte.
    "Und dann?"
    Daniel Vogler blieb stumm.

18
    I n der kleinen Straße
unterhalb des Michels reihten sich portugiesische Restaurants und
brasilianische Bars aneinander, und um diese Uhrzeit roch es verführerisch nach
Kaffee und frischem Gebäck. Vom nahen Hafen wehte Möwengeschrei und das
gelegentlich Tuten eines Dampfers herüber, vermischt mit dem Autolärm der
Hauptverkehrsstraße, die es schaffte, auf einer Länge von vielleicht
fünfhundert Metern dreimal den Namen zu wechseln, was selbst für Hamburger
Verhältnisse beachtlich war. Einer der Namen lautete St. Pauli Landungsbrücken.
    Lina musste nicht lange suchen, bis sie das kleine Café
gefunden hatte. Auf den Tischen davor saßen bereits die ersten Touristen in der
Sonne, und Lina schielte sehnsüchtig nach den Milchkaffees, Espressos und Latte
macciato. Sie schloss ihr Fahrrad ab, betrat das Café, und schlagartig umfing
sie schummriges Licht und leise südamerikanische Musik. Sie ging am Glastresen
vorbei, in dem Tapas und süßes Gebäck verlockend aufgebaut waren, und weiter
drei Stufen hoch in das Hinterzimmer, das bei diesem Wetter menschenleer war,
bis auf eine Frau, die ganz hinten am Fenster saß und in ihrer Espressotasse
rührte. Katja Ansmann trug heute Jeans und Pumps, dazu eine weiße Bluse und
einen hellblauen Blazer. Wie immer war sie sorgfältig geschminkt, doch selbst
in diesem Schummerlicht, und obwohl sie mit dem Rücken zum Fenster saß,
erkannte Lina die dunklen Ringe unter den Augen. Die Mundwinkel zeigten müde
nach unten, als koste es zu viel Anstrengung, sie zu einem Lächeln zu heben.
    Heute Morgen, Lina war gerade erst aufgestanden, hatte das
Handy geklingelt. Die Nummer auf dem Display kannte sie nicht. Also hatte sie sich
geräuspert, die grüne Taste gedrückt und sich förmlich mit ihrem Nachnamen
gemeldet.
    "Guten Tag, Frau Svenson." Diese kühl-kultivierte
Stimme kannte sie. "Hier ist Katja Ansmann." Ein winziges Zögern.
"Ich würde mich gerne mit Ihnen treffen."
    "Ach ja?"
    Frau Ansmann hatte leise geseufzt. "Unter vier Augen,
wenn es geht."
    Lina musste zugeben, dass sie neugierig war. "Gut,
meinetwegen. Können Sie morgen früh um zehn ins Polizeipräsidium kommen?"
    "Ich würde Sie gerne heute noch sehen, und ich würde
einen neutralen Ort bevorzugen, ein Café in der Innenstadt, oder wo immer es
Ihnen recht ist."
    Klar. Ein Gespräch unter vier Augen im Polizeipräsidium? Aber
ein Versuch war's wert gewesen. Die Ermittlungen waren ohnehin so gut wie
abgeschlossen, und Hanno hatte ihnen für heute freigegeben. Daniel Vogler hatte
zwar noch nicht gestanden, aber es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie
genug Indizien beisammenhatten, um ihn auch ohne ein Geständnis festnageln zu
können, vor allem die Auswertungen der DNA-Spuren von allen drei Tatorten.
    Katja Ansmann blickte auf, als Lina den kleinen Raum betrat
und mit wenigen Schritten an ihrem Tisch war. Sie nickten sich zu, ohne ein
Wort zu sagen. Kaum hatte Lina Platz genommen, als der Kellner kam und sie sich
eine Latte macciato bestellte.
    Aus dem vorderen Raum drang das Zischen der Kaffeemaschine zu
ihnen, ansonsten war es still. Die Frauen musterten einander stumm, Lina
wachsam und neugierig, was die andere wohl von ihr wollte, Katja aufmerksam und
skeptisch, ob ihre Entscheidung richtig gewesen war.
    "Danke, dass Sie so kurzfristig kommen konnten",
sagte die Unternehmensberaterin schließlich. "Ich nehme an, Sie haben
Philips Mörder noch nicht gefasst?"
    "Nein", sagte Lina, ohne zu erwähnen, dass Daniel
Vogler seit gestern in Untersuchungshaft saß. Sollte die Frau ruhig noch eine
Weile schmoren.
    Katja Ansmann seufzte und griff nach dem kleinen Löffel, als
wollte sie erneut ihren Espresso umrühren, nur um ihn gleich darauf wieder aus
der Hand zu legen. "Ich verstehe, Sie dürfen mir vermutlich nichts über
den Stand der Ermittlungen verraten. Auch gut." Sie holte tief Luft.
"Der Grund, weshalb ich Sie um ein Treffen

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