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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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jemand legte ihr eine Decke über die
Schulter. Erst jetzt merkte sie, dass sie am ganzen Leib zitterte. Der Mann
wollte sie die Treppe hochgeleiten, doch sie schüttelte seinen Arm ab und
drehte sich suchend um.
    Lukas Birkner richtete sich gerade mühsam mit Hilfe von zwei
kräftigen Männern auf. Die Ostsee hinter ihm war im grauen Dunstschleier kaum
zu erkennen. Mit langsamen Schritten, mehr getragen als gestützt, näherte er
sich der Holztreppe, an der sich jetzt auch Max langsam aufsetzte. Der Regen
stand fast waagerecht in der Luft, ihre Retter vom DLRG drängten zur Eile, doch
Lina machte ein paar Schritte auf Birkner zu. Mit gesenktem Kopf blieb er vor
ihr stehen, das Gesicht tropfnass.
    "Lukas Birkner, Sie sind vorläufig festgenommen. Sie
stehen unter dem Verdacht, Ihren Bruder Philip sowie Ihre damalige Mitschülerin
Julia Munz getötet zu haben."
    Der Mann ließ den Kopf noch weiter sinken. Es wirkte fast wie
ein Nicken.

Epilog
    S cheiße, wieso haben die mich
nicht einfach absaufen lassen?
    Stattdessen fischen die mich halbtot aus dem Wasser,
verfrachten mich zurück nach Hamburg und sperren mich in den Knast. In so eine
winzige Zelle, in der es nach Klo und Pisse stinkt.
    Verdammte Scheiße, woher sollte ich denn wissen, dass der
gleich abkratzt? Ich wollte doch einfach nur, dass er die Fresse hält.
    Am Anfang war er ja sogar noch froh, mich zu sehen, als er da
im Dreck hockte, von oben bis unten mit seiner eigenen Kotze besudelt. Hat über
diese Schlampe geflucht, die ihm das eingebrockt hat, und über diesen
bescheuerten Penner, der ihm auch noch eins übergebraten hat. Dann hat er die
Hand ausgestreckt und gesagt. "Los, hilf mir mal."
    Ich hab' die Hand angeschaut und gedacht: Du kannst mich mal.
Keine Ahnung, wieso ich das gedacht habe. Ist mir noch nie passiert.
    Er fängt an, rumzumotzen. "Los, mach schon. Oder soll
ich hier verrecken?"
    Ich rühr mich immer noch nicht, sondern leuchte ihm nur mit
der Taschenlampe ins Gesicht, so 'nem großen, schweren Teil, das sie auch in
amerikanischen Krimis immer haben. Er blinzelt und versucht, allein
aufzustehen, aber dazu ist er zu besoffen, oder die Eier tun ihm noch weh. Die
Schlampe hat ja ganz ordentlich zugetreten.
    "Verdammt noch mal, jetzt hilf mir endlich." Er ist
richtig sauer. Als ich immer noch nichts mache, sondern sogar noch einen
Schritt zurücktrete, sieht er mich mit zusammengekniffenen Augen an. "Ach
nee, jetzt wirst du plötzlich mutig?"
    Ich zögere.
    "Pass bloß auf. Denk dran, ich kenne dein kleines
Geheimnis."
    Mir wird ganz heiß … dein kleines Geheimnis . Damit kommt er immer
an, wenn er mich wissen lassen will, wer von uns beiden der Boss ist. Mein
kleines Geheimnis, das er mit mir teilt. Ohne ihn … verdammt, ohne ihn hätte
ich das nie durchgestanden. Ehrlich, er war immer für mich da, auf ihn konnte
ich mich immer verlassen. Wenn er merkte, dass es mir mal wieder mies ging, hat
er mich in die nächste Kneipe geschleppt, und dann haben wir geredet.
Stundenlang. Über alles Mögliche, was echte Kerle eben so interessiert,
Fußball, Autos, Weiber. Er hat mir Tipps gegeben, wie ich am besten einen
eigenen Laden aufmache. Oder wie ich mal bei 'ner anderen Muschi landen kann,
wenn meine Alte pissig wurde. O Mann, was hatten wir für 'nen Spaß! Trotzdem …
diese eine Sache war immer nur dein kleines Geheimnis, nie unser Geheimnis. Weil ich derjenige
war, der es getan hat. Aber erst, nachdem er mir erzählt hat, dass Julia auf der
Party sein würde und dass man es dieser Schlampe echt mal besorgen müsste und
dass ich doch auch allen Grund hätte, auf sie sauer zu sein. Und dann hat er
damit angefangen, wie sie sich über mich lustig gemacht hat, flüsternd in dem
winzigen Zimmer unterm Dach, weißt du noch, wie sie dich vor allen anderen
damit aufgezogen hat, dass du keinen hochkriegst? Und ich war immer saurer
geworden, und als er meinte, nimm doch den Wagen und fahr hin, musste ich nicht
lange überlegen, bin runter und los, und dann war ich im Park, mit Julia, und
sie war tot. Irgendwie hab' ich es zurück geschafft, und da hat er schon
gewartet und hat mich angesehen und sofort gewusst, was Sache ist. "Das
bleibt unser Geheimnis", sagte er. Aber es war nie unser Geheimnis, immer
nur meins.
    Und dann stand ich wieder im Wald, die Taschenlampe in der
Hand. Es roch genauso nach Erde und Dreck wie damals, Philip stank genauso nach
Kotze wie sie, und in seinen Augen las ich genau dasselbe wie in Julias Blick,
als sie sagte:

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