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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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paar
Familien eilten schwer bepackt mit kompletter Strandausstattung zu ihren
Feriendomizilen, aber weit und breit kein flüchtender Lukas Birkner. Direkt auf
der anderen Straßenseite begann die Steilküste. Knorrige, verwachsene Eichen
klammerten sich verzweifelt in den mageren Sandboden. Die letzten Urlauber
packten hektisch ihre Sachen zusammen und flüchteten über einen steilen Sandweg
vor dem herannahenden Gewitter. Max und Lina stürmten an ihnen vorbei. Unten
angekommen, sahen sie sich erneut um. Der Himmel war dunkelanthrazit, hier und
da mit ein paar helleren Einsprengseln. Der Wind trieb Blätter, Sand und Zweige
vor sich her. Links ging es zum Kurzentrum und dem bewachten Badestrand mit den
Strandkörben. Am Flaggenmast stand die rote Flagge fast senkrecht im Wind.
Rechts setzte sich die Steilküste fort, der Strand wurde steiniger und wirkte
naturbelassener. Zu beiden Seiten waren nur noch vereinzelt Menschen unterwegs.
Am Badestrand kämpfte ein Mann mit einer flatternden Plane, vielleicht von
einer Strandmuschel. Rechts jagte eine Frau ihrem Strandtuch nach. In der Ferne
lief schwankend ein Mann. Sein weißes Hemd leuchtete grell im unwirklichen
Gewitterlicht. Die Luft roch nach Schwefel.
    Max und Lina sahen sich an, dann rannten beide nach rechts.
Lina trug Turnschuhe zu ihren kurzen Hosen, der vom Wind vorangetriebene Sand
biss an ihren Beinen. Rechts ragte die Steilküste zwanzig Meter über ihnen in
die Höhe, links hatte sich die brave, zahme Ostsee in einen tosenden Ozean
verwandelt. Weiß schäumende Gischt fraß am immer schmaler werdenden
Uferstreifen. Als sie durch eine weit hinaufreichende Welle rannte, spürte Lina
den Sog des Wassers, und ein Stein prallte schmerzhaft gegen ihren Knöchel. Max
rannte ein paar Schritte vorweg. Der Mann vor ihnen kam nur langsam und
schwankend voran, ein paarmal sah es fast aus, als würde er stürzten.
    Der Wind dröhnte in den Ohren, das Donnergrollen wirkte
bedrohlich. Lina konnte sich nicht entsinnen, wann sie das letzte Mal bei so
einem Unwetter so weit von einem schützenden Unterstand entfernt gewesen war.
    Hinter sich hörte sie Schreie und Pfiffe. Als sie sich
umwandte, sah sie jemanden mit knalloranger Warnweste hinter sich herrennen.
Sie konnte nicht erkennen, ob es ein Mann oder eine Frau war. Die Person
schwenkte hektisch ein rotes Fähnchen und deutete immer wieder auf die
Steilküste. Lina blickte nach rechts. Kurz vor ihnen hing ein Bäumchen
bedrohlich schief an der Sandklippe. Nicht mehr lange, und es würde sich
losreißen und auf den Strand wehen. Lina versuchte Max einzuholen, aber der
hatte einen Sprint eingelegt und befand sich mindestens zwanzig Meter vor ihr.
Der Mann, den sie verfolgten, drehte sich um. Lina erkannte Lukas Birkner,
dessen bleiches Gesicht im ersten Blitz fast so hell aufleuchtete wie das Hemd.
Er wandte sich wieder um und rannte überraschend schnell weiter. Jetzt erkannte
Lina vor sich die Masten der Jollen, die wild im Wasser schaukelten. Gut
möglich, dass sie bei schönem Wetter am Strand lagen, der hier wieder breiter
wurde. Eine Holztreppe führte die Steilküste empor, und als der nächste Blitz
aufzuckte, erkannte sie ein paar einfache Gebäude fast direkt an der
Abbruchkante. Auf einer Flagge am Mast erkannte sie mit Mühe und Not das Wort
Schule. Eine Segelschule, deshalb also die ganzen kleinen Boote hier unten.
Nussschalen für Anfänger. Wollte Birkner etwa in einem dieser Dinger abhauen?
    Hinter ihr krachte es. Lina wollte sich gerade umdrehen, als
sie einen Schlag auf den Schädel bekam. Ihr wurde schwarz vor Augen.

 
    Als sie die Augen wieder aufschlug, sah sie ein leuchtendes
Orange vor sich. Jemand hielt ihren Kopf fest und schien sie nach Verletzungen
abzusuchen. Hinter dem Orange war der Himmel immer noch grau, fast schwarz. Der
Wind röhrte immer noch, und die Ostsee, diese winzige Badewanne, leckte an
ihren Füßen. Sie lag halb auf einem kleinen Baum, der bis eben noch oben an der
Steilküste gestanden und jetzt beinahe einen Polizistenmord auf dem Gewissen
hatte. Lina war klatschnass, und die junge Frau, die neben ihr kniete, sah sie
mit einer Mischung aus Erleichterung und Verärgerung an.
    "Wissen Sie denn nicht, dass es lebensgefährlich ist,
bei so einem Sturm an der Steilküste lang zu laufen? Sind Sie wahnsinnig?"
Die Frau musste beinahe schreien.
    Max! Wo war Max? Lina setzte sich auf. Ihr war etwas
schwindelig, aber nach einigen Momenten wurde es besser.
    Die junge Frau mit dem

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