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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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sie sich nicht
bieten lassen. "Ich habe gearbeitet", sagte sie knapp.
    Hanno seufzte. "Und wieso warst du bei Katja
Ansmann?" Er blickte auf ein Blatt Papier vor sich auf dem Schreibtisch.
"Und hast sie beleidigt und bedroht?"
    "Beleidigt und bedr… Woher hast du das denn?"
    "Antworte erst einmal auf meine Frage. Was wolltest du
von ihr?"
    "Aus den Ermittlungen hatten sich noch ein paar Fragen
ergeben, die ich gerne mit ihr abklären wollte."
    Hannos Glatze ging nahtlos in einen gepflegten
Kurzhaarschnitt über, und der Bauch, der unter der Schreibtischkante
hervorlugte, hatte er sich in zäher Kleinarbeit angezüchtet. Er war schon lange
bei der Polizei, seit mehr als dreißig Jahren, und jetzt musterte er die
kleine, energische Person mit halb geschlossenen Lidern. "Und das hätte
nicht bis heute warten können?"
    Lina zuckte die Achseln. "Ich war einfach neugierig auf
ihre Reaktion."
    "Reaktion worauf?"
    "Zum Beispiel auf die Tatsache, dass sie beim Alibi
gelogen hat. Sie hatte angegeben, bei einem Vortrag gewesen zu sein, dabei war
sie bei ihrer Freundin." Hanno horchte auf. "Oder auf die Frage, was
sie mit den drei Millionen aus der Lebensversicherung anfangen will."
    Hanno hob die Augenbrauen. "Bist du dir sicher?"
    "Aber ja." Lina erzählte kurz, was sie am Sonntag
herausgefunden hatte, ohne jedoch den Anruf ihres Vaters zu erwähnen. Den Namen
Evelyn Riemann verschwieg sie hingegen nicht.
    "Meinst du die Evelyn Riemann, die …"
    Lina nickte.
    Hanno ließ sich in seinem Sessel zurücksinken und stieß
vernehmlich die Luft aus. "Und Frau Ansmann ist die Tochter von Johannes
Ansmann aus Blankenese?"
    Lina nickte erneut, und Hanno blickte stirnrunzelnd auf die
Notizen vor sich. "Darf ich jetzt endlich einmal erfahren, was eigentlich
los ist?", fragte sie.
    Hanno lehnte sich zurück. "Ich habe heute Morgen einen
Anruf vom Polizeipräsidenten höchstpersönlich bekommen. Er fragte mich, ob eine
gewisse Lina Svenson, die, soweit er wisse, meinem Team zugeteilt ist,
tatsächlich im Mordfall Birkner ermittelt." Als er dies bejaht hatte,
hatte der Polizeipräsident ihn aufgefordert, der Oberkommissarin Lina Svenson
den Umgang mit Frau Katja Ansmann, Lebensgefährtin des verstorbenen Philip
Birkner, zu verbieten und für Gespräche im Rahmen der Ermittlungen im Todesfall
Birkner andere Beamte einzusetzen, da Frau Svenson sich der Zeugin in
"beleidigender und bedrohlicher Weise" genähert habe.
    "Das ist nicht wahr!", verteidigte Lina sich
empört. "Und überhaupt, seit wann schaltet sich der Polizeipräsident
persönlich in die laufenden Ermittlungen zu einem Mordfall ein?"
    "Wenn er glaubt, er hätte Anlass dazu", sagte Hanno
knapp. "Jemand hat sich bei ihm beschwert, dass seine Beamten – in
diesem Fall wohl eine Beamtin im Besonderen – sich nicht korrekt
verhalten haben. Streng genommen ist es sogar seine Pflicht, sofort
einzuschreiten."
    Lina hatte noch nie erlebt, dass der Polizeipräsident
eingeschritten wäre, wenn sich "seine Beamten" bei einem Einsatz, zum
Beispiel bei einer Razzia auf dem Kiez, nicht korrekt verhalten hatten. Aber
eine Katja Ansmann war eben nicht irgendeine Nutte.
    "Das ging aber nicht über den offiziellen
Dienstweg." Sie stellte sich vor, wie Katja Ansmann, kaum, dass sie das
Haus verlassen hatte, zum Telefon gegriffen hatte.
    "Dazu kann ich nichts sagen. Ich habe hier eine
Beschwerde und eine Anweisung von ganz oben, das reicht mir."
    "Aber ich habe niemanden beleidigt oder bedroht!"
Lina spürte, wie ihr Magen sich vor Zorn zusammenzog, aber sie beherrschte sich.
"Ich habe ihr auf den Kopf zugesagt, dass sie lügt, aber das war
schließlich die Wahrheit."
    Hanno sah sie ernst an. "Die Frage ist natürlich: Bist
du wirklich auf was gestoßen, oder ist die nur empfindlich? Sie hat darüber
gelogen, wo sie den Abend verbracht hat, okay, das war nicht korrekt, aber sie
hat einen plausiblen Grund genannt. Und dann ist da diese Lebensversicherung.
Zugegeben, das klingt erst einmal verdächtig." Er runzelte die Stirn.
"Aber Katja Ansmanns Familie hat Geld, viel Geld. Die drei Millionen aus
der Lebensversicherung sind für sie vermutlich ein Klacks. Die hat es doch
nicht nötig, sich deswegen in Schwierigkeiten zu bringen."
    Lina wich seinem Blick aus. Wenn sie ihm von der drohenden
Insolvenz des Bankhauses Ansmann & Sohn erzählte, würde er wissen wollen,
woher sie das wusste. Und das sollte er auf gar keinem Fall erfahren. Nie im
Leben. Völlig undenkbar. Aber sie konnte die Sache auch

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