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Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
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vergessen."
Sie dachte kurz nach. "Lukas war eben sein kleiner Bruder", erklärte
sie, als seien kleine Brüder per se ein lästiges Übel, mit dem man einfach
leben musste. Sie sah demonstrativ auf die Uhr. "Haben Sie noch weitere
Fragen, Frau Svenson? Sonst würde ich vorschlagen, dass wir uns ein anderes Mal
weiterunterhalten, falls nichts Dringendes anliegt." Sie lächelte dünn.
"Wie Sie sich denken können, haben meine Freundin und ich nicht viel Zeit
füreinander. Umso ärgerlicher ist es, wenn davon auch noch etwas verloren
geht."
    Lina nickte langsam, steckte den Notizblock ein, stand auf
und schob ihren Rucksack über die Schultern. Sie lächelte, als sie sich an der
Tür von Katja Ansmann verabschiedete, doch dann, sie hielt die Türklinke
bereits in der Hand, fragte sie: "Ach ja, stimmt es eigentlich, dass die
Bank Ihres Vaters kurz vor der Insolvenz steht?"
    Diesmal fiel Katja Ansmanns Reaktion sogar noch heftiger aus.
Sie wurde bleich und musste sich an der Kommode festhalten, um nicht
umzukippen. Sie schwankte leicht, als sie Lina anstarrte, dann holte sie tief
Luft, und drückte die Schultern durch, um sich wieder in den Griff zu bekommen.
Sie machte den Mund auf, aber Lina winkte ab.
    "Schon gut, Frau Ansmann, war nur so eine Frage."

9
    M ontagmorgen stand Lina gut
gelaunt auf, duschte und fuhr nach einem schnellen Frühstück ins Präsidium. Sie
war gestern direkt von Rothenbaum nach Hause nach Ottensen gefahren, den
Stadtteil, in dem sie aufgewachsen war und wo sie sich trotz aller Veränderung
weg vom Liebenswert-Schrabbeligen, hin zum snobistischen Schmuddel-Schick immer
noch am wohlsten fühlte. Sie hatte keine Ahnung, ob von ihren Kollegen jemand
am Sonntagnachmittag im Büro gewesen war, aber es hatte sie auch nicht
interessiert. Nach der Begegnung mit Katja Ansmann war sie regelrecht
euphorisch gewesen, so dass sie doch noch ihren ursprünglichen Plan für den
Sonntag umgesetzt und sich mit Lutz an der Elbe verabredet hatte.
    Als sie in der U-Bahn saß, überlegte sie, wie lange es wohl
dauern würde, bis der Richter einen Durchsuchungsbeschluss ausgestellt hatte.
Sie konnte es kaum abwarten, die Wohnung in Rothenbaum sowie die Geschäftsräume
der Unternehmensberatung auf den Kopf zu stellen. Katja Ansmann war in ihren
Augen höchst verdächtig, auf jeden Fall verdächtiger als Frank Jensen.
    Im Büro wünschte sie Max einen guten Morgen, pfefferte
schwungvoll ihren Rucksack neben den Schreibtisch und schaltete den Computer
ein. Max hob den Kopf und sah sie stirnrunzelnd an. "Was ist denn in dich
gefahren? Bist du verliebt?"
    Lina lachte. "Nein, aber ich habe gestern einiges
Interessantes über Katja Ansmann herausgefunden. Sie hat …"
    Max hob eine Hand. "Stopp. Ehe du mir alles haarklein
erzählst, solltest du mal bei Hanno vorbeischauen. Er hat schon nach dir
gefragt." Er deutete mit einem Kopfnicken auf die halb offene
Verbindungstür zum Nachbarbüro.
    "Das passt gut. Ich wollte sowieso zu ihm." Lina,
die sich gerade erst gesetzt hatte, sprang wieder auf. Sie war schon fast an
der Tür, als Max leise sagte: "Erwarte nicht zu viel. Er sah nicht
sonderlich … froh aus."
    In etwas gedämpfterer Stimmung klopfte sie kurz an und trat
in das Büro ihres Chefs. Sie wusste nicht genau, was auf sie zukam, aber
vermutlich hatte sie mal wieder irgendeine popelige Vorschrift missachtet, ein
Formular nicht richtig ausgefüllt oder eine Akte mit ihrer Sauklaue verhunzt.
Sie ließ die Tür hinter sich offen und ging lächelnd auf den Schreibtisch zu.
"Moin", sagte sie, bevor sie Hannos Gesichtsausdruck sah und ihre
gute Laune schlagartig verflog.
    "Mach mal die Tür zu", sagte er.
    Au weia. Lina machte kehrt, schloss vorsichtig die Tür, als
sei sie aus hauchdünnem Glas, und setzte sich auf den Besucherstuhl vor dem
Schreibtisch. Sie versuchte, Hannos Miene zu deuten, aber sie sah nur, dass es
Ärger gab.
    Hanno Peters starrte sie eine Weile an, doch solche Spielchen
hatten bei Lina keinen Erfolg, nicht einmal, wenn es ihr Vorgesetzter war, der
spielte. Sie hob das Kinn und starrte zurück. Schließlich schüttelte er den
Kopf und stützte die Ellenbogen auf den Schreibtisch.
    "Was hast du am Wochenende angestellt?"
    Lina musste sich zusammenreißen. Sie war zwar klein und sah
jünger aus als neunundzwanzig, aber sie war kein unartiger Teenager, mit dem
Hanno sie offensichtlich verwechselte. Er war mit seinen einundsechzig Jahren zwar
alt genug, um ihr Vater sein zu können, aber diesen Ton würde

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