Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mordswald - Hamburgkrimi

Mordswald - Hamburgkrimi

Titel: Mordswald - Hamburgkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. C. Poets
Vom Netzwerk:
anders sah, und das war schließlich das Einzige, was
zählte, wenn es darum ging, ihre Beweggründe zu verstehen. "Ich brauche
den Namen und die Adresse der Frau", sagte sie.
    Katja Ansmann zögerte. Dann wandte sie den Kopf zur Tür und
rief: "Evelyn, kommst du bitte einmal?" Schritte auf dem Flur, dann
erschien eine schlanke Frau, älter als Katja Ansmann, jedoch ebenso perfekt
gepflegt und gestylt wie die Unternehmensberaterin. Sie trug eine weit
geschnittene Hose und ein enges Oberteil, das Eleganz und Qualität verriet.
Lina glaubte, das Gesicht irgendwoher zu kennen, war sich jedoch nicht sicher.
Leon trottete an der Hand neben ihr her.
    "Das ist Evelyn Riemann." Frau Ansmann seufzte
leise. "Staatsrätin der Behörde für Wirtschaft und Innovation. Ich bitte
Sie, diese Information vertraulich zu behandeln."
    Lina nickte langsam, weniger, weil sie Frau Ansmann damit
ihre Diskretion zusichern wollte, sondern vielmehr, weil ihr klar wurde, warum
die Freundin von Philip Birkner diese Liebschaft verschwiegen hatte. Über einem
Staatsrat oder einer Staatsrätin stand nur noch der Senator oder die Senatorin
selbst, die jedoch rasch ausgetauscht werden konnten. Die Staatsräte indes
blieben oft über Jahre im Amt und hatten beinahe mehr Möglichkeiten, Einfluss
zu nehmen als die Senatoren, denen sie formell unterstellt waren. Natürlich
machte Evelyn Riemanns hohe Position die Affäre mit Katja Ansmann zu einer
heiklen Angelegenheit - aber so sehr, dass sie deshalb der Polizei gegenüber
falsche Angaben gemacht hatte?
    Lina ließ es vorerst dabei bewenden und fragte die
Staatsrätin, wie sie denn - möglichst diskret natürlich – zu erreichen
sei. Evelyn Riemann nannte ihr eine Handynummer.
    "Wie lange … kennen Sie sich eigentlich schon?",
fragte Lina, solange Evelyn Riemann noch im Zimmer war und mit bedeutungsvollem
Blick auf den Jungen.
    Die beiden Frauen wechselten einen Blick. "Wir sind seit
etwa vier Jahren befreundet", sagte Frau Riemann schließlich.
    "Ach", machte Lina und sah Katja Ansmann an.
"Dann kennen Sie Frau Riemann also schon länger als Herrn Birkner?"
    "Ja."
    "Interessant."
    Katja Ansmann und Evelyn Riemann wechselten einen Blick, dann
verschwand die Staatsrätin wieder mit dem zweijährigen Leon im Kinderzimmer.
Katja blickte den beiden nach, und ehe Lina die Frage stellen konnte, sagte
sie: "Philip wusste, dass … es neben ihm noch jemanden gab, aber er wusste
nicht, wer es war. Das wollte Evelyn nicht." Sie sah Lina an. "Philip
und ich führten eine sehr offene Beziehung. Ich weiß, dass er ebenfalls
gelegentlich eine Geliebte hatte."
    Lina betrachtete die Frau nachdenklich. Sie kannte zwei
Paare, die offene Beziehungen führten, die ihre sexuellen Bedürfnisse auf
mehrere Partner verteilten, sich aber dennoch zueinander bekannten und
füreinander einstanden, aber von Katja Ansmann hätte sie so etwas nie und
nimmer erwartet. Eine Frau, die in allem, was sie nach außen von sich preisgab,
so ganz und gar den gesellschaftlichen Konventionen entsprach. Zudem eine Frau,
die sich in einem konservativen Umfeld bewegte, in dem Abweichungen von der
Norm nicht gerne gesehen waren.
    "Warum haben Sie auf die Frage, wo Sie am
Donnerstagabend waren, gelogen?"
    Katja Ansmann zuckte die Achseln. "Gewohnheit. Evelyn
und ich möchten nicht, dass unsere Beziehung bekannt wird. Wir haben, wenn wir
uns treffen, immer einen Vortrag oder eine Veranstaltung als Alibi – für
die Familie, für Freunde, für Fremde. Ich wusste nicht, dass der Vortrag bei
der IHK ausgefallen war, sonst hätte ich Ihnen gleich die Wahrheit
gesagt."
    Oder sich eine andere Veranstaltung aus dem Internet
herausgesucht, dachte Lina. Schon möglich, dass die lesbische
Unternehmensberaterin aus bester Hamburger Familie gute Gründe hatte, ein
falsches Alibi anzugeben, aber Lina war noch lange nicht bereit, die Frau von
der Liste der Verdächtigen zu streichen. Schweigend musterte sie Katja Ansmann.
Wenn der Hinweis ihres Vaters der Wahrheit entsprach und das Bankhaus Ansmann
& Sohn tatsächlich vor dem Aus stand, wäre davon auch ihre
Unternehmensberatung als Tochterfirma betroffen. Somit hätte Katja Ansmann ein
starkes Motiv, ihren Lebensgefährten zu töten, um das Geld von der
Lebensversicherung zu bekommen. Als Katja Ansmann sich ungeduldig räusperte,
blickte sie sich demonstrativ im Zimmer um.
    "Diese Wohnung ist ja sicherlich nicht ganz billig.
Haben Sie sie eigentlich gemietet oder gekauft?"
    Katja Ansmann wirkte pikiert, als

Weitere Kostenlose Bücher