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Mordwoche (German Edition)

Mordwoche (German Edition)

Titel: Mordwoche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Wierlemann
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anvertraut hatte. Es war ihm sehr wichtig gewesen, dass seine Töchter diese Kuverts nach seiner Beerdigung erhalten sollten. Adriano hatte versprochen, ganz bestimmt an die Umschläge zu denken. Jetzt brauchte er keine Zigarette und auch keinen Nikotin-Ersatz. Adrianos Miene hellte sich augenblicklich auf und er musste sogar lächeln. Natürlich, dass ihm das nicht schon viel früher eingefallen war! Jetzt hatte er sich ganz umsonst solche Sorgen gemacht. Karl hätte ihm diese wichtigen Briefe doch nicht anvertraut, wenn er ihm einen Killer auf den Hals gehetzt hätte. Die Briefe an die Merz-Töchter waren seine Lebensversicherung! Jetzt wagte sich Adriano nach draußen. Er musste unbedingt zu Valentina. Die würde ihm schon noch eine ordentliche Szene machen, sobald sie wieder zu Hause wären, da war sich Adriano ganz sicher. Ungestraft ließ man Valentina Felice nämlich nicht stehen. Aber auch das störte den Italiener jetzt nicht und so schlängelte er sich durch die Reihe der Trauergäste bis ganz nach vorn. Es war keine Frage für ihn, wo er seine Frau finden würde.
     
    Adriano erreichte das Grab als der Sarg von Karl Merz gerade von sechs livrierten Friedhofsgehilfen von dem Handwagen abgeladen wurde. Er konnte jetzt unmöglich direkt am Grab vorbeigehen, um zu Valentina zu kommen. So blieb er neben Gerda König stehen und beobachtete seine Frau. Sie hielt sich immer noch am Arm des Friseurs fest und hatte jetzt ihren ganz großen Auftritt. Sie weinte, als ob sie gerade ihre gesamte Familie zu Grabe tragen würde. Adriano liebte seine Frau und in Sachen Emotionalität stand er ihr nur wenig nach. Aber hier hätte er sich doch etwas mehr Zurückhaltung gewünscht. Aber Valentina dachte gar nicht daran, sich zu beherrschen. Im Gegenteil. Als der Sarg in die Tiefe gelassen wurde, begann sie laut zu schluchzen. Und als sie sich zu Otto König drehte, um sich von ihm trösten zu lassen, schrie sie spitz auf.
     

- 30 -
     
    Georg Häberle hatte die brisante Situation längst erkannt und Verstärkung angefordert. Seine fünf Kollegen aus Baichlingen, Gärlingen und Scheibleshofen hatten sich in Trauerkleidung unter die Beerdigungsgesellschaft gemischt und warteten. Sie sollten Ausschau halten nach einem Mann, Mitte dreißig, südländischer Typ, elegante Erscheinung. Es war höchste Alarmstufe gegeben worden, denn der mutmaßliche Attentäter war schwer bewaffnet. Lisa-Marie Töpfer stand hinten im Trauerzug und verhielt sich ebenso unauffällig wie ihre Kollegen. Die Polizeiobermeisterin hatte den gesuchten Italiener noch gut vor Augen. Es musste der Mann gewesen sein, der ihr gestern im Venezia aufgefallen war. So jemand blieb nicht unbemerkt in Bärlingen.
    Die Polizisten warteten, ab er der Mafioso ließ sich nicht blicken. Lisa-Marie sah sich um. Vielleicht war auch alles nur falscher Alarm und der Kerl war längst über alle Berge. Arschkalt war es hier draußen. Hoffentlich würden die sich ein wenig beeilen da vorne. Die junge Frau trat von einem Bein auf das andere. Wo steckte eigentlich Georg? Ihren Kollegen hatte sie heute nur ganz kurz gesehen. Er schien immer einen Grund zu haben oder zu suchen, um ihr aus dem Weg zu gehen. Erst musste er den Angehörigen die Nachricht überbringen, dass Elfi Merz nicht das Opfer eines perfiden Killers, sondern eines Unfalls geworden war. Und dann hatte ihn Frau König aufgeregt angerufen. Seitdem hatte Lisa-Marie von Georg Haller nur noch knappe Befehle empfangen. Es musste alles ganz schnell gehen. Verstärkung aus den Nachbargemeinden anfordern, Einsatzplan für die Mission „Totengräber“ erstellen, Kollegen einweisen und Abfahrt. Lisa-Marie hatte insgeheim gehofft, dass sie und Georg da anknüpfen könnten, wo sie gestern aufgehört hatten. Allerdings war Georg Haller heute zu beschäftigt und kümmerte sich nicht weiter um seine Kollegin. Aber so schnell würde diese nicht aufgeben!
     
    Der Hauptkommissar fror sich ebenfalls die Ohren ab, aber das hätte er nie im Leben zugegeben. Wer in diesen Breitengraden groß geworden war, der war kein Weichei und belächelte die Gäste von auswärts, die bei den kleinsten Schwankungen des Thermometers nach unten gleich die Pudelmütze zückten. Die schwäbische Provinz war nur was für echte Kerle. Und die ließen ihre Mützen im Schrank. Viel Zeit war ihm nicht geblieben, um den Einsatz hier zu organisieren. Aber jetzt waren alle bereit, die Kollegen hatten ihre Posten auf dem Friedhof bezogen. Georg Haller

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