Mordwoche (German Edition)
Nichts wie weg! Er hatte einen kleinen Vorsprung und den musste er nutzen. In aller Eile schraubte er sein Präzisionsgewehr auseinander, packte es ein und verließ die Wohnung.
Georg Haller und Lisa-Marie bogen gerade in die Marienstraße ein, als sie sahen, dass aus dem Mehrfamilienhaus fast am Ende der Straße ein Wagen rückwärts raussetzte. Der Hauptkommissar zog das Tempo an. Lisa-Marie hatte Schwierigkeiten zu folgen. Statt für ihre Uniformschuhe mit dem guten Profil hatte sie sich für Pumps entschieden, die zu ihrem Rock passten, den sie der Tarnung wegen ausgesucht hatte. Hier in der Nebenstraße war der Streuwagen noch nicht vorbeigekommen und die Straße war genauso glatt wie der Bürgersteig. Als die junge Polizistin ihre Schritte ebenfalls beschleunigen wollte, rutschte sie aus und fiel so unglücklich auf den Boden, dass sie mit dem Kopf auf den Asphalt aufschlug. Bewusstlos blieb sie am Straßenrand liegen. Georg Haller drehte sich nur kurz um, als er ihren Schrei hörte, lief jedoch weiter.
Stefano Zanolla hatte mehrere Stufen auf einmal genommen und unten angekommen war er schnell in seinen Mietwagen gestiegen. Zum Glück sprang das Auto gleich an. Er legte den Rückwärtsgang ein und fuhr an. Der Wagen schlingerte und reagierte nicht wie sonst. Was war da los? Das Auto hatte doch Winterreifen! Das bisschen Schnee durfte da eigentlich kein Problem sein. Der Wagen versuchte immer wieder auszubrechen und Stefano lenkte dagegen. Als er es mit Mühe aus der Einfahrt geschafft hatte, sah er im Rückspiegel, dass der Polizist, der ihn erkannt hatte, auf ihn zu rannte. Er musste lachen. Zu Fuß wollte ihn diese Witzfigur verfolgen? Der Sizilianer gab Gas, aber der Wagen gehorchte ihm nicht. Stattdessen drehte er sich auf der spiegelblanken Fahrbahn im Kreis. Fluchend brachte Stefano das Fahrzeug zum Stehen. So kam er nicht weiter. Er überlegte nicht lang und stieg aus dem Wagen. In dem Moment zog Georg Haller seine Pistole und rief zu ihm herüber: „Polizei. Bleiben Sie stehen und nehmen Sie die Hände hoch.“ Stefano dachte gar nicht daran, sich zu ergeben und rannte weg. „Stehenbleiben oder ich schieße!“ Als der Flüchtende auch auf seine dritte Aufforderung nicht reagierte, legte Georg Haller an und zielte. Der Schuss hatte gesessen. Stefano Zanolla ging zu Boden und krümmte sich vor Schmerz. Der Hauptkommissar kam vorsichtig näher, die Waffe immer noch im Anschlag. Nachdem er sichergestellt hatte, dass der Killer unbewaffnet war, nahm er seine Handschellen, machte den Verletzten am nächsten Gartenzaun fest und drückte die Wahlwiederholung seines Handys. Der Krankenwagen würde gleich da sein.
Georg Haller kehrte um, und sah, dass seine Kollegin immer noch benommen auf der Straße lag. „Lisa-Marie, kannst du mich hören?“ Der Hauptkommissar war neben der jungen Frau in die Knie gegangen und hatte ihr vorsichtig die Backe getätschelt. Die Polizistin stöhnte, öffnete aber die Augen. „Gott sei Dank! Wie geht es dir?“ „So ein Mist! Hast du ihn wenigstens erwischt, Schorsch?“ „Ja. Aber er wollte es auf die harte Tour. Ich hätte aber wohl kaum eine Chance gehabt, wenn der Kerl nicht versucht hätte, mit einem Auto mit zwei platten Hinterreifen zu flüchten.“ „Und wo ist er jetzt?“ „Ich habe ihn am Gartenzaun da drüben festgemacht. Der Krankenwagen müsste gleich hier sein. Die Sanis sollen auch nach dir schauen.“ „Mir geht’s schon wieder gut. Mach dir keine Sorgen. Ich will jetzt nur meine Ruhe.“ „Ja, das kann ich verstehen. Es wäre aber schon gut, wenn du nicht allein wärst heute. Immerhin bist du vorhin ganz ordentlich hingeknallt. Was hältst du davon, wenn wir heute gemeinsam Silvester ausfallen lassen?“ Georg Haller half seiner Kollegin auf die Beine und diese hielt sich, immer noch ein wenig benommen, an ihm fest. „Gern. Ich dachte schon, du fragst nie.“
- Nachwort -
Liebe Leserin, lieber Leser,
der Musiker freut sich über den Applaus nach dem Konzert und der Maler kann die Bewunderer seiner Bilder im Museum treffen.
Der Autor jedoch kann weder das eine noch das andere. Leider...
Ihre Meinung interessiert mich sehr. Ich würde mich deshalb freuen, wenn Sie mir sagen ob und was Ihnen an der „Mordwoche“ gut gefallen hat. Auch konstruktive Kritik ist willkommen.
... Und es gibt ihn doch, den Applaus für Autoren, zumindest bei Amazon. In diesem Sinne danke ich Ihnen herzlich
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