Morenga
müsse, insbesondere vor Cornelius, der inzwischen ein beängstigendes Interesse für alle militärischen Dinge der Deutschen an den Tag legte. Er als Militär, sagte Bansemer, könne beurteilen, was für eine fürchterliche Wirkung im Falle eines Aufstandes diese einfache Waffe in Händen der Eingeborenen hätte. Leicht könne man damit die neuerbauten Festungen in Brand setzen.
Noch in der gleichen Nacht schrieb Treptow einen ausführlichen Bericht und verfertigte eine kleine Konstruktionszeichnung von diesem Flaschenwurfgeschoß, dem er den Namen Moloch gab, für das Heereswaffenamt in Berlin.
Achtzig Jahre später in Hamburg, in einem Keller, gegenüber dem Philosophenturm gelegen, behauptete ein zugewucherter Typ namens Treptow, Student der Mathematik, im brüllenden Gelächter der anderen Revolutionäre, daß genaugenommen sein Großvater der Erfinder des Mollys sei, den man, nach einer Diskussion über die Anwendung von Gewalt gegen Sachen, in das Konsulat der Vietnam-Killer zu schleudern sich entschlossen hatte, wobei der Name Molly nicht von Molotow-Cocktail komme, sondern von Moloch, wie sein Großvater dieses Renngemisch genannt habe, das dieser alte Chauvinist aber nicht den Eingeborenen verraten, sondern dem deutschen Heer angedient habe. Schon damals habe sich aber die Interessenverzahnung von Staat, Kapital und Militär gezeigt, denn die Erfindung sei vom Heereswaffenamt nicht weiter verfolgt worden, weil die Lobby vom Kanonen-Krupp interveniert habe.
Außerdem habe man wohl zu Recht befürchtet, daß diese Waffe, die jeder herstellen konnte, in die Hände der Unterdrückten käme. Denn mit dem Molly in der Hand, kommst du leicht durch jede Wand.
Tatsächlich erhielt Urgroßvater Treptow erst viele Jahre später und erst nach etlichen mahnenden Eingaben einen amtlichen Bescheid, in dem ihm ein Hauptmann Engel, seines Zeichens Feuerwerker, mitteilte, das Flaschenwurfgeschoß sei inzwischen eingehend geprüft, aber dann doch als nicht optimal verworfen worden. Die neuentwickelte Handgranate sei handlicher und in Kampfhandlungen weniger störungsanfällig. Außerdem habe sie durch ihre Splitterwirkung einen größeren Effekt als das Benzin-Ölgemisch der Flaschenwurfwaffe Moloch, die, wie sich gezeigt habe, wenn sie nicht genau ins Ziel käme, bei den in der Nähe befindlichen feindlichen Objekten lediglich zu Verbrennungen von Uniform- und Hautteilen führe, die aber noch keine Kampfunfähigkeit bewirkten. Man danke aber dem Professor Treptow für seine patriotische Arbeit und Bemühung um eine neue Waffe. Treptow verwahrte diesen Brief griffbereit in seiner Schreibtischschublade.
Nachdem der Zufall ihm dieses Erfinderglück beschert hatte, konnte man Treptows über den Schreibtisch gebeugten Schatten bis in den Morgen sehen, wenn er Achsendruck und Radreibung berechnete. Er weihte schließlich auch Bansemer in seine nächtliche Arbeit ein, denn beide waren sich durch Treptows waffentechnische Erfindung nähergekommen.
Bansemer war von dem Plan eines Tropenautomobils begeistert. Er hatte ausgerechnet, daß dieses Automobil, bei der von Treptow geplanten Nutzlast von maximal 1500 kg, gut 1400 Flaschen besten schottischen Whisky innerhalb einer Woche von Walvisbaai nach Bethanien transportieren könne. Damit würde ein Tor der Zukunft aufgestoßen für eine stürmische Entwicklung, sagte er begeistert.
Treptow hatte die Arbeit an der Konstruktion des Tropenautomobils zugleich mit der Vermessung des Gebiets abgeschlossen. Wenig später erhielt er den Auftrag, nach Windhuk abzureisen. Die Konstruktionszeichnung und die dazugehörigen Erläuterungen gab er versiegelt Bansemer mit, der die Heimreise antrat. Er bat ihn, die Arbeit in Deutschland an das Patentamt zu schicken.
Darüber hinaus verfaßte Treptow eine Denkschrift an das Reichskolonialamt, in der er Funktion und Wert des Tropenautomobils für alle deutschen Kolonien knapp zusammenfaßte:
Das Tropenautomobil ist ein Dampfwagen, dessen Maschine 15-30 PS leistet. Die Dampfkraft als Betrieb wurde gewählt, weil Explosionsmotore einen besonders im Hinblick auf den Mangel geeigneter Werkstätten in den Kolonien unvorteilhaften, verwickelten Mechanismus haben, außerdem das Gewicht des Wagens bedeutend vergrößern würden. Die Maschine besteht aus vier Zylindern, welche paarweise aus Gußeisen gefertigt sind. Der Röhrenkessel ist aus vier Sonderabteilungen, sogenannten Elementen zusammengesetzt, viereckigen Kästen, von denen jeder einzelne
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