Morenga
ausgeschaltet werden kann, falls er beschädigt ist. Der Kessel arbeitet dann trotzdem noch weiter.
Entsprechend den kolonialen Verhältnissen erfolgt die Feuerung durch Holz, das keineswegs sehr trocken zu sein braucht. Die Siederöhren werden durch Holzfeuer kaum angegriffen, und durch die Feuerungsart stellen sich die Betriebskosten billiger, z. B. gegenüber Benzin im Verhältnis 1:10.
Der Wasserbehälter befindet sich im hinteren Teil des Wagens, und ist dessen Füllung insofern einfach, als sie durch Eingießen von Wasser vermittels Eimer erfolgt. Der Behälter enthält genug Wasser für etwa 20 km Weg bei steigendem Gelände, in ebenem Gelände reicht der Wasservorrat auch für 30–40 km. Zur Speisung des Kessels dient eine Handanlaßpumpe, deren Griff sich rechts am Führersitz befindet und die, sobald der Wagen in Gang ist, selbständig weiterarbeitet. Die hintere Achse ist die Triebachse. Zwei Ketten treiben an. Beide liegen seitlich außerhalb des Wagens, nicht unter ihm, so daß sie leicht zugänglich sind.
Der Antrieb ist nicht als Explosionsmotor konstruiert und nicht auf Geschwindigkeitswechsel; er ist daher weniger delikat in der Konstruktion. Die Schnelligkeit wird durch die Expansion des in die Zylinder gelassenen Dampfes geregelt.
Bremsmöglichkeiten sind drei vorhanden, und zwar wirkt eine Bremse auf die Hinterräder, eine auf die Maschine, und ein weiteres Bremsen ist durch Umsteuerung des Dampfes möglich. Die Steuerung des Wagens erfolgt wie bei allen Selbstfahrern vermittels einer vom Führer durch Handrad betätigten Steuersäule, durch welche die Achse der Vorderräder bewegt wird.
Zur Bedienung des Wagens genügt ein Mann; dieser muß dann allerdings stets nach einigen Kilometern haltmachen, um Holz auf den Rost zu legen. Um dieses zu vermeiden, kann zur Ausführung dieser Tätigkeit ein kleiner Junge mitgenommen werden, so daß der Führer ausschließlich auf seinen Wagen achten kann.
Der Wagen läßt sich auch mit Spiritus, Petroleum, sogar mit Rohpetroleum heizen, und es wird zu diesem Zweck einfach ein Brenner über den Rost geschoben und ersterer mit unter Druck befindlicher Flüssigkeit gespeist.
Das Fahrzeug hat ein Eigengewicht von 10000 kg. Die Räder bestehen aus Stahlwänden mit dicken Lederwulsten, die wiederum mit eisernen Platten besetzt sind.
Der Wagen trägt eine Nutzlast von 10000–15000 kg und ersetzt somit 600 Träger. Oder aber er kann zwei Wagen mit jeweils 10000 kg ziehen, ersetzt also drei Ochsengespanne. Seine Maximalgeschwindigkeit in der Stunde beträgt 15–20 km, und er vermag Steigungen bis zu 20% zu überwinden.
Konstruktionszeichnung, Berechnungen und Modellbeschreibung des Tropenautomobils verschwanden auf eine nie geklärte Weise. Fast ein Jahr nach der Abreise Bansemers – Treptow stand inmitten seiner für die Heimreise gepackten Koffer – erreichte ihn ein Brief aus Chicago. Der Brief war mit der genialen Handschrift des ehemaligen Artillerieleutnants Bansemer bedeckt. Er schrieb, er sei in die Neue Welt ausgewandert, um dort sein Glück zu machen. Leider müsse er Treptow mitteilen, daß ihm damals auf der Rückreise von Südwestafrika sein Koffer abhanden gekommen sei, und zwar in Southampton, wo er, Bansemer, vor dem Zoll in einer Schlange stehend, gerade im Begriff war, an Bord eines Dampfers zu gehen, der ihn nach Hamburg bringen sollte. Er habe zeitunglesend einen in Southampton neu gekauften Handkoffer in hellbrauner Modefarbe ohne hinzublicken mit dem Fuß vor sich hergeschoben, während die Schlange langsam vorwärtsrückte. Beim Zollbeamten angekommen, hob er, unter dem Protest seines Vordermannes, den Koffer auf den Tisch. Es zeigte sich dann aber beim Öffnen des Koffers, daß dieser, was Bansemer zunächst empört zurückgewiesen habe, tatsächlich jenem Manne gehörte. Da der Koffer, wie schon gesagt, der Dernier cri war, es also viele in gleicher Form und Farbe gab, habe es so zu dieser folgenschweren Verwechslung kommen können. Er sei daraufhin sogleich die ganze Schlange zurückgelaufen, habe Polizisten, die man in England Bobby nenne, gerufen, allein der Koffer blieb verschwunden.
Treptow war danach noch jahrelang damit beschäftigt, alle Passagiere, die sich an jenem so merkenswerten Tag, dem 21. 4. 1889, an Bord der »Midsummernights Dream« begeben hatten (es waren immerhin einhundertdreiundfünfzig), ausfindig zu machen, sie zu besuchen oder aber, wenn sie in Sidney, Bombay oder Montevideo lebten, ihnen zu schreiben
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