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Morenga

Morenga

Titel: Morenga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Timm
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sich zwei Hügelketten trichterförmig verengten und durch einen querliegenden Höhenzug das Tal fast abgeriegelt wurde, ließ er Stellungen ausbauen und plazierte seine Leute. Nach einem Sieg über die deutsche Abteilung wollte er noch in derselben Nacht mit seinen Leuten nach Narudas zurückreiten, wo er sich mit der sich langsam zurückziehenden Morris-Gruppe vereinigen und an der Steilschlucht Stellung beziehen wollte. Hier sollte dann die über dreihundert Mann starke Abteilung Koppy geschlagen werden. Danach wäre die Gruppe um Stürmann zu Morenga und Morris gestoßen, und man hätte jetzt, in voller Mannschaftsstärke, am Westzugang der Schlucht die Hauptabteilung Kamptz mit ihrem Kommandeur Deimling in den Hinterhalt laufen lassen. Dieser operative Plan basierte auf dem Vorteil der Aufständischen: ihrer Landeskenntnis, ihrer genauen Feindaufklärung und ihrer größeren Beweglichkeit.
    Die zwingende Logik in Morengas Schlachtplan war, daß zunächst die schwächste Abteilung der Deutschen von einer etwa gleich starken der Aufständischen sozusagen im Bündnis mit der Natur des Landes geschlagen werden sollte, woraufhin sich die aufständischen Abteilungen unter Morenga und Morris vereinigen und gegen die nächst stärkere deutsche Abteilung vorgehen würden. Die Deutschen wurden also immer schwächer, die Aufständischen von Gefecht zu Gefecht stärker.
    Das Gelingen dieses Plans hing ganz wesentlich davon ab, daß die beiden Unterführer Morris und Stürmann mit Geschick und Standfestigkeit die jeweiligen deutschen Abteilungen solange wie möglich aufhielten, damit Morenga mit seiner Abteilung die ungefähr sechzig Kilometer lange Strecke von Aob nach Narudas nach dem Gefecht durchreiten konnte, um zum zweiten Gefecht rechtzeitig Stellung beziehen zu können.
    Der Vormarsch der deutschen Abteilung verlief zunächst planmäßig und störungslos.

    Am 10. März gegen 3 Uhr nachmittags erhält die Spitze der Kolonne Kirchner in einem Talkessel Feuer. Hauptmann Kirchner läßt sofort absitzen und ausschwärmen. Vom Feind ist aber überhaupt nichts zu sehen. Das ist das Unheimliche. Die deutschen Reiter gehen, zunächst ohne große Verluste, näher an die feindlichen Stellungen heran. Die beiden Geschütze feuern aufs Geratewohl in die Richtung, aus der die Schüsse der Aufständischen kommen. Aber zu sehen ist nichts. Es gelingt der Schützenlinie, sprungweise bis auf wenige hundert Meter an die quer zum Tal liegende Höhe heranzukommen. Beim nächsten Sprung wird ein lebhaftes und gezieltes Feuer von den Höhenzügen rechts und links eröffnet. Es gibt sofort erhebliche Verluste auf deutscher Seite. Hauptmann Kirchner läßt die beiden Geschütze und die zwei Maschinengewehre nach vorn bringen. Es entwickelt sich ein Feuergefecht, das von Seiten des noch immer unsichtbaren Gegners von Minute zu Minute zunimmt. Das Gros der Abteilung droht samt der Artillerie eingekreist zu werden. Daraufhin entschließt sich Hauptmann Kirchner zum Sturm der feindlichen Stellung. Heißt: Rein muß er, und wenn wir beide weinen. Die deutschen Reiter stürmen mit aufgepflanzten Bajonetten und Hurra den Hang hoch. Der Angriff scheint zu gelingen, denn jäh räumen die Aufständischen ihre Stellungen, aber nur, um ungefähr hundert Meter weiter oben sich in vorbereiteten Stellungen festzusetzen. Die Deutschen, außer Atem von dem langen Sturmlauf, rennen in einen immer enger werdenden Sack und werden von vorn und den Flügeln zusammengeschossen. Der Sturm bricht zusammen. Hauptmann Kirchner fällt. Wer kann, flieht zu den Geschützen. Aber die Munition der Geschütze ist verschossen. Gegen 6 Uhr abends gehen die Aufständischen, ganz gegen ihre Gewohnheit, zum Sturmangriff über, können aber mit Hilfe der zwei Maschinengewehre wieder zurückgedrängt werden. Die Gewehrmunition wird knapp. Verwundete, die im Gelände liegen, schreien. Das Wasser ist ausgegangen. Die Lage der deutschen Abteilung ist, wie es später im Generalstabs-Werk heißt, verzweifelt.
    Gegen 1 Uhr nachts entschließt sich Oberleutnant Freiherr Grote, mit den restlichen Leuten den Durchbruch zu wagen. Die dreißig noch gefechtsmäßigen Leute bilden die Spitze. Zur allgemeinen Verwunderung stoßen sie auf keinen Widerstand. Die Aufständischen sind, bis auf ein paar Beobachter, bei Einbruch der Dunkelheit abgezogen. Die Überlebenden der zerschlagenen Abteilung gehen nach Keetmannshoop zurück.
    Morenga durchreitet in der Nacht in einem gebirgigen Gelände die

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