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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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fähig. Und daran liegt mir nicht.«
    »Hör zu! Was immer sie mit den Zauberfeuern vorhat, was immer sie mit Thiyes Macht anzufangen gedenkt, sobald sie ihn überwunden hat – sie ist auf keinen Fall unser Freund. Wir würden nur einen Thiye gegen den nächsten austauschen, sie an seinem Platz, unmenschlicher, als er es je war. Sieh doch, was Thiye damit angefangen hat – dabei ist er wenigstens halbwegs menschlich. Sie aber… solche Macht wäre wie ein Atemzug für sie, wie das Element, in dem sie sich bewegt; sie ist ehrgeizig, sie dürstet nach Rache, nach Macht, nach anderen Dingen, die wir noch nicht kennen. Was bedeutest du ihr angesichts des Ziels, des Drangs,der sie erfüllt? Denk einmal darüber nach, Bruder!«
    »Du sagst, sie lagert in der Nähe von Baien-ei«, antwortete Vanye. »Das sieht mir nicht gerade danach aus, als hätte sie mich ganz aufgegeben. Sie wartet vielmehr. Sie erwartet von mir, daß ich ihr nachfolge, wenn es mir irgend möglich ist.«
    Erij lachte, doch sein Lächeln erstarb allmählich unter Vanyes kaltem, bedrücktem Blick. »Du bist naiv«, sagte Erij dann. »Nicht auf dich wartet sie, nicht auf etwas, das ihr so wenig bedeutet.«
    »Worauf dann?«
    »Erklärst du mir die Kräfte, die sie besitzt?« fragte Erij. »Ich verlange nicht, daß du deinen Eid brichst. Wenn es ihr um Thiyes Tod und Hjemurs Untergang geht, so ist mir das recht; will sie dann aber selbst die Macht übernehmen, hat sie dich schändlich mißbraucht,“ meinst du nicht auch, Vanye? Ist das der Schwur, den du getan hast – ihr zu helfen, die Macht über dein eigenes Volk zu erringen? Wenn das so wäre, war’s ein übler Schwur.«
    »Sie will Thiyes Macht brechen«, erklärte er. »Von der Schaffung einer neuen Macht war nicht die Rede.«
    »Ich bitte dich!« sagte Erij. »Wenn ihr Thiye vernichtet habt… was dann? Will sie in Armut leben, wieder in den Hintergrund zurücktreten? Oder will sie es riskieren, von den Blutfehden so vieler Feinde überrollt zu werden? Sobald sie die Macht in den Händen hat, wird sie sie festhalten. Du bedeutest ihr nichts; ich habe ihr angeboten, dich ihr zu überlassen, wenn sie mir verspräche, in den Süden zurückzukehren. Sie hat abgelehnt.«
    Vanye zuckte die Achseln, wußte er doch, daß er keine Bedeutung für sie hatte, soweit er ihrem Ziel nicht dienen konnte; in diesem Punkt hatte sie ihn nie getäuscht.
    »Sie tat dich einfach beiseite«, fuhr Erij fort. »Und wozu ist ein Herz wie das ihre fähig, sobald sie die Macht in Hjemur besitzt, sobald sie nichts mehr braucht? Sie wird um so kälter reagieren, um so gefährlicher für uns. Ein Feind, der Stimmungen unterworfen ist und gesunde Haßgefühle aufbringt, ist mir viel lieber – ein Mensch. Thiye ist alt und halb verrückt; er spielt mit seinen Ungeheuern herum und ist sich selbst gegenüber ein wenig zu großzügig, aber er rührt sich selten. Er hat nie Krieg gegen uns geführt, weder er noch seine Vorfahren. Aber kannst du dir vorstellen, daß jemand wie Morgaine lange mit einem solchen Zustand zufrieden wäre?«
    »Und was würdest du daraus machen, Erij?« fragte Vanye barsch. »Dinge, wie ich sie in Ra-morij gesehen habe?«
    »Sieh dich in Morija um«, sagte Erij. – »Schau dir das Volk an.
    Es geht ihm nicht übel. Scheint dir etwas zu fehlen? Siehst du auf dem Land oder in den Dörfern Dinge, die geändert werden müßten? Wir haben unser Gesetz, die Segnung der Kirche, Frieden auf den Feldern, und die Feinde in Chya fürchten uns. Das ist mein Werk. Ich schäme mich meiner Arbeit hier nicht.«
    »Es stimmt, daß es Morija gut geht«, antwortete Vanye. »Aber du selbst wirst nicht mit den Dingen fertig, die Morgaine beherrscht, und sie wird sie dir nicht abtreten. Wenn du willst, kannst du ihr ein Bündnis antragen. Das wäre das beste für dich und Morija.«
    »Wie die Zehntausend in Irien, denen sie mit ihren Verbündeten geholfen hat?«
    »Sie hat sie nicht getötet. Das ist eine Lüge.«
    »Aber darauf lief doch ihre Hilfe hinaus! Solcher Gefahr möchte ich Morija und Nhi nicht aussetzen. Ich würde ihr nicht trauen. Aber diesem
Ding
würde ich trauen, das ihr viel wert zu sein scheint.« Erregt stand er auf und nahm aus einem Schrank am Tisch ein Stoffbündel. Als er es in die Hand nahm, fiel der Stoff an der Oberseite herab, und Vanye entdeckte zu seinem Entsetzen den Drachengriff von
Wechselbalg.
»
Dies
ist der Grund, warum sie in Baien-ei bleibt, ihr Streben nach dieser Waffe. Und ich wette,

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