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Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel

Titel: Morgaine 1 - Das Tor von Ivrel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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einmal einen Dolch bei sich. »Wenn schon nicht das ihre, dann wenigstens irgendeine Waffe.«
    »Nicht, solange ich dich hinter mir weiß«, sagte Erij und würdigte damit den Eid herab, der zwischen ihnen bestand. Aber dieses Recht stand Erij zu; die Wirksamkeit des Schwurs wurde dadurch nicht vermindert.
    Zornig preßte Vanye die Lippen zusammen und schwieg. Er hielt es für Wahnsinn, die Pferde dermaßen anzutreiben und ohne Schutz einer Gruppe nachzureiten, zu der Morgaine gehörte – nach der bitteren Lektion bei Irn-Svejur hätte es Erij besser wissen müssen. Nun bedauerte Vanye den Schwur aus einem anderen Grund: Erij würde sich und Vanye in die Vernichtung führen und damit
Wechselbalg
dem Feind ausliefern, der verrückter war als Chya Roh und beinahe ebenso dumm.
    Die Straße beschrieb zahlreiche Kurven, und die Felsen behinderten ihren Blick nach rechts, die Bäume nach links, so daß sie selten weite Strecken überschauen konnten.
    Und dann kam es, wie es kommen mußte: die Nachhut von Liells Truppe, vorgewarnt durch den Huf schlag, bereit, sie mit einer Lanzenbarriere zu empfangen, ein gezackter Schatten in der Dunkelheit.
    Erij zog
Wechselbalg,
ließ die dunkle Scheide achtlos fallen, hielt sich nicht mehr zurück. Er spornte sein unsicheres Pferd an und ließ das Tier auf die Speere zugaloppieren, während die Klinge hell aufschimmerte und eine seltsam sternenfleckige Dunkelheit an ihrer Spitze erschien. Die Leth, die davon berührt wurden, verschwanden sofort im Nichts: andere wichen aus, umzingelten die Angreifer mit frisch erwachender Entschlossenheit, als Vanye durchzubrechen versuchte – aber es waren nur noch wenige, wenige. Statt dessen kamen dunkle, pelzgekleidete Gestalten vom Felshang, stürzten zuhauf auf den Weg – Hjemurn,- mit blutrünstigem Geschrei. Vanye warf einen letzten Blick auf die Reiterkolonne weiter vorn und entdeckte ein weißes Schimmern zwischen den Pferden – Siptah: dann ergriffen die Leth-Reiter die Flucht, ließen die Unberittenen im Stich; vielleicht wußten sie ja, was da über sie hereinbrach.
    Dunkle Gestalten wimmelten dazwischen. Vanye trieb sein nervöses Pferd an, während er und das Tier bereits zu Boden gerissen wurden. Eine Lanze wurde in seine Rippen gerammt und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Waffenlos packte er den Schaft mit beiden Händen und versuchte ihn dem Angreifer zu entreißen.
    Dann brach das Pferd zusammen, und Arme umschlossen ihn, zogen ihn zu Boden. Eine Klinge zuckte herab und prallte von seinem Kettenhemd ab, was den Hjemur sichtlich überraschte. Andere hackten mit demselben Ergebnis auf ihn ein – sie brachten ihm lediglich üble Prellungen bei und raubten ihm den Atem. Er wurde von Angreifern förmlich erdrückt. Dunkelheit hüllte ihn ein.
    Ebenso plötzlich kam er wieder frei.
    Er rappelte sich verwirrt auf und sank schließlich in den verschmutzten Schnee. Geschrei hallte ihm in die Ohren, dann herrschte Stille, durchbrochen nur von einem seltsamen Windheulen, das ebenfalls abrupt erstarb.
    Er stemmte sich langsam auf ein Knie hoch, als sich knirschende Schritte näherten, und blickte betäubt zu Erij empor, der das Schwert in der Scheide hielt. Tote waren nicht zu sehen, Hjemurn waren nicht zu sehen – sie waren allein, dahinter die Pferde, Seite an Seite.
    Hastig drehte sich Vanye um und blickte in die Richtung, in der die Reiter verschwunden waren. Auch dort nichts.
    »Die Reiter«, sagte Vanye. »Tot oder geflohen?« 
    »Geflohen«, antwortete Erij. »Wenn du nicht gestürzt wärst – aber das muß das Chyablut in dir sein. Steh auf.«
    Unerwartet half ihm Erij auf die Beine; ein Blick in das Gesicht seines Bruders überraschte Vanye: er trug denselben düsteren Ausdruck zur Schau, den er schon aus Ra-morij kannte – Zorn mit einem Element der Gewalttätigkeit –, aber die Hand, die ihn stützte, war sicher und behutsam.
    »Warum hältst du dich mit mir auf?« fragte Vanye spöttisch, ahnte er doch brüderliche Gefühle in dem anderen. »Liegt dir so sehr an deiner Rache?«
    Erijs Lippen zitterten vor Zorn. »Obwohl du ein Bastard bist, will ich nicht einmal den Abschaum der Nhi für die Hjemurn zurücklassen. Steig auf.«
    Die Widersprüche, die Erij ausmachten, veranlaßten ihn, nach Vanye auszuholen. Er knuffte ihn nicht nur, sondern schlug richtig zu, daß Vanye in die Knie ging, so schwindlig war ihm noch. Vanye kämpfte sich hoch und stürzte hinter Erij her – doch als Erijs Langschwert vor ihm in den Schnee

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