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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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sie konnte das Boot nicht halten. Der Reiter ragte dicht vor ihr auf, das bleiche Gesicht eines jungen Mannes unter spitzem Helm. Das schwarze Pferd wich scheuend zur Seite, und im Licht eines Blitzstrahls war zu sehen, daß es die Augen rollte.
    Jhirun konnte nicht schreien. Der Fremde streckte die Hand aus und rief ihr etwas zu, eine dünne Stimme, die im Wind unterging, als die Strömung sie weiterzog.
    Im nächsten Augenblick erinnerte sie sich an die Stange in ihren gefühllosen Händen und stürzte sich darauf, trieb das Boot in einen anderen Kanal, auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem Labyrinth. Hinter ihr schäumte Wasser auf.
    Es mußte das schwarze Pferd sein, das ahnte sie, ohne sich umzudrehen. Sie bewegte sich nun mit mehr Hektik als Geschicklichkeit, und ihr Haar behinderte sie, als sie endlich doch hinschauen und sich überzeugen mußte. Durch die Strähnen sah sie seinen Umriß schwarz auf dem blitzeerhellten Wasser.
    Krampfhaft drehte sie den Kopf wieder nach vorn, als das Boot zwischen zwei Hügeln hindurchglitt. Ja, dort vor ihr lag das Licht des Turms von Barrow-Feste, dort wartete die Sicherheit der Türen und Lichter und Verwandten. Sie setzte ihre ganze Kraft und Geschicklichkeit ein und vertrieb aus ihren Gedanken das Ding, das sie verfolgte — der schwarze König unter dem Berg, der König in der Maske, dessen Knochen sie unverändert hatte liegen lassen. Ihr war kalt; sie fühlte weder die Hände noch die Balance ihrer Füße; sie spürte nur noch ihr Herz, das heftig gegen die Rippen schlug, und die Kante des Schmerzes, die sich mit jedem Atemzug bemerkbar machte.
    Die Barrow-Feste füllte ihr Blickfeld, der Hang des Aufstiegs lag vor ihr. Sie steuerte darauf zu, spürte, wie das Boot auf Schlamm und Schilf auflief, dann hindurchglitt. Sie sprang ans Ufer, blickte zurück und sah den schwarzen Reiter noch in einiger Entfernung; und selbst in diesem Augenblick dachte sie an das Gold und das kostbare Boot, mit dem sie sich den Lebensunterhalt verdiente. Siö schleuderte die Stange zu Boden, ergriff die Leine und zerrte das Boot an Land, wobei sie im Schlamm mehrfach ausglitt; ein letzter Blick auf den näher kommenden Reiter, das Wasser schäumte weiß um die Brust des Pferdes, das immer weiter vorrückte, und sie häufte Goldgegenstände in ihren Rock.
    Dann machte sie kehrt und begann zu rennen, wobei ihre nackten Füße an Grasbüscheln Halt suchten, die ihr das Klettern erleichtern sollten. Über ihr ragte das Haus auf, in den Spalten der verschlossenen Fenster schimmerte Licht, und der alte Turm leuchtete, damit die verstreuten Kinder der Barrower nach Hause fanden. Sie ließ ein kostbares Stück fallen, hob es stolpernd vom Boden auf. Es regnete noch immer, und der Sturm trieb ihr die Tropfen schmerzhaft in die Augen. Donner grollte. Sie hörte das saugende Geräusch von Wasser hinter sich, die Bewegung eines großen Körpers, und als sie sich umdrehte, sah sie das schwarze Pferd und den Reiter. Die Blitze funkelten kalt auf den Ringen des Brustpanzers und erhellten ein bleiches Gesicht. Die Hunde begannen wild zu bellen.
    Jhirun berührte mit einer Hand die Glücksamulette, preßte mit der anderen die klumpige Last an sich und lief los, als sie den Reiter näher kommen hörte. Das Gras war glatt. Sie ließ ein Stück ihres Fundes fallen und blieb diesmal nicht stehen. Wieder glitt sie auf dem. glitschigen Steinpflaster vor der Tür aus. Sie gewann das Gleichgewicht wieder und warf sich gegen die geschlossene Tür.
    »Großvater!« rief sie und hämmerte gegen das gefühllose Holz. »Beeil dich!«
    Sie hörte den Reiter hinter sich, die Geräusche des sich den nassen Hang heraufmühenden Tiers, das Klirren von Metall und das Keuchen seines Atems.
    Sie warf einen Blick über die Schulter und sah den Reiter absteigen, um seinem Pferd den Aufstieg zu erleichtern. Das Knie knickte ihm ein. Er fing sich und kam mühsam den Hang herauf, wobei er ihr die Hand entgegenhielt. Sie sah ihn in dem zuckenden Licht der Blitze.
    »Großvater!« schrie sie.
    Die Tür ging auf. Sie floh in das Licht und die Wärme und drehte sich um in der Erwartung, der Reiter sei verschwunden, wie es doch bei solchen Ereignissen sein sollte. Aber er war nicht verschwunden, er stand beinahe schon in der Tür. Sie entriß der unentschlossenen Hand ihres Großvaters die Tür und knallte sie zu, half ihm, den Riegel vorzulegen, wobei ihr Goldschatz auf dem Boden verstreut wurde. Teller und Kelche klapperten über

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