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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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hungrig, außerdem fror sie. Und um zu zeigen, daß sie mutiger war, als ihr zumute sein mochte, zog sie den Kessel zu sich heran, nahm eine andere Schale und holte sich eine großzügige Portion heraus. »Haben die anderen schon gegessen?« fragte sie mit ganz normaler Stimme.
    »Ja«, sagte Jinel.
    Sie erkannte an den Fettspuren in dem schwarzen Eisentopf, daß dies stimmte; für die Männer blieb noch genug. Ihr fiel ein, daß der Fremde annehmen mochte, die anderen hätten noch nichts gehabt, daß er daraus schließen könnte, wie viele sich noch im Haus befanden. Sie zog den Kessel so weit von ihm fort, wie es nur ging, setzte sich auf die andere Seite des Herdes und zwang sich das Essen hinunter trotz des Entsetzens, das ihre Magenmuskeln verkrampfte.
    Azael-
Äste und weiße Federn: sie hielt sie für wirkungslos, hielt die Macht ihres Großvaters für nicht existent. Sie war an einem Ort gewesen, an dem sie nichts zu suchen hatte; und nun kam er, der hier nichts zu suchen hatte. Sie blickte er an, als gäbe es niemanden sonst für ihn, als hätte er nichts im Sinne mit einem alten Mann und einer alten Frau, denen die Nahrung und das Feuer gehörte, die er hier genoß.
    »Ich wünschte, du würdest unser Haus verlassen«, erklärte Jhirun plötzlich und sprach mit ihm, als wäre er der Geächtete, als der ihr Großvater ihn angeredet hatte, als wünschte sie, dies würde sich als zutreffend erweisen.
    Sein bleiches, von Bartstoppeln beschattetes Gesicht zeigte keine Spur von Kränkung. Er blickte sie mit einem erschöpften Blick an, als könne er die Augen kaum noch offenhalten, und die Schale fiel ihm beinahe aus der Hand. Er fing sie im letzten Augenblick ab und stellte sie fort. »Frieden«, murmelte er. »Frieden über dieses Haus.« Dann lehnte er den Kopf gegen den Stein und blinzelte mehrmals. »Eine Frau«, sagte er und versank wieder in seiner wahnsinnigen Illusion. »Eine Frau auf einem grauen Pferd. Habt ihr sie gesehen?«
    »Nein«, sagte Großvater streng. »Keine Frau. Nichts.«
    Der Blick des Fremden richtete sich unsicher auf ihn und traf die zerschmetterte Tür, und sein Ausdruck ließ Jhirun herumfahren, wobei sie halb erwartete, eine solche Frau auf der Schwelle stehen zu sehen. Aber dort gab es nur den Regen, einen kalten Windhauch, der durch die Türöffnung wehte, eine Pfütze, die sich über die Steine ausbreitete.
    Dann wandte er sich der anderen Tür zu, der Öffnung in der Westwand.
    »Wohin führt die?«
    »Zum Stall«, antwortete Großvater und setzte vorsichtig hinzu: »Das Pferd wäre dort besser aufgehoben.«
    Aber der Fremde sagte nichts, und mit der Zeit wurden ihm die Lider schwer, und er stützte den Kopf gegen die Steinumrandung des Kamins, ließ sich von der Müdigkeit überwältigen, die ihn beherrschte.
    Wortlos ergriff Großvater die Zügel des schwarzen Pferdes, und der Fremde erhob keine Einwände; er führte das Tier auf die Tür zu, und Tante Jinel lief herbei, um sie zu öffnen. Von drinnen gaben die Ziegen meckernd Alarm, und das Pferd zögerte zunächst; vielleicht wurde es dann aber von dem warmen Stallduft angezogen, denn es drängte sich in die dunkle Leere hinein, und Großvater zog hinter ihm die Tür zu.
    Und Jinel setzte sich auf eine Bank in ihrem mißbrauchten Haus, verschränkte die Hände, biß die Zähne zusammen und begann zu weinen. Der Fremde beobachtete sie beunruhigt, und zur Abwechslung hatte Jhirun einmal Mitleid mit ihrer Tante, die mutiger war, als sie geahnt hatte.
    Zeit verging. Dem Fremden sackte der Kopf auf die Brust, seine Augen schlössen sich. Jhirun saß neben ihm und hatte Angst, sich zu bewegen. Sie stellte die Schale fort und merkte plötzlich, daß Jinel sich erhoben hatte und lautlos durch den Raum ging. Großvater, der neben Jinel gestanden hatte, begab sich in die Mitte und beobachtete den Fremden. Auf der Treppe knackte etwas.
    Jinel griff zur Wand empor, um das große Messer herabzunehmen, das zum Schlachten benutzt wurde. Sie versteckte es in einer Falte ihres Rockes. Dann kehrte sie zu Großvater zurück.
    Eine Diele quietschte. Cil stand auf der Treppe; Jhirun konnte sie sehen. Ihr Herz machte schmerzhafte Schläge; das Essen lag ihr wie ein Stein im Magen. Sie hatte gegen den Kriegerkönig keine Chance, etwas anderes war gar nicht möglich. Und Cil, die mutige Cil, eine treue Schwester, hochschwanger; wegen Jhirun wagte sich Cil nun nach unten.
    Jhirun schob sich plötzlich auf die Knie und berührte den Fremden. Voller

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