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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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und die Frösche ließen ewig ihren verrückten Chor im Schilf ertönen. Als sie den Rand von Chadrih erreichte, sah sie den ersten der nördlichen Barrows vor dem von Blitzen erhellten Himmel, dahinter kam dann der Barrow-Felsen und ihr Zuhause.
    Zu beiden Seiten glitten nun wieder Erhebungen vorbei, gewaltige konische Aufwerfungen, Schatten, von denen sie vorübergehend umschlossen und dann wieder dem sich beziehenden Himmel preisgegeben wurde.
    Und dort, genau im erwarteten Augenblick und an der richtigen Stelle, erblickte sie das Licht, bei dem es sich um den Turm von Barrow-Feste handeln mußte, ein Flackern hinter vom Winde bewegten Bäumen, ein sternenhafter Schimmer im Dämmerlicht.
    Das Wasser war hier ruhig und flach. Jhirun wagte einen Blick zwischen Himmel und Hügel und vermochte nur leere Dunkelheit auszumachen. Sie zwang sich dazu, nicht weiter darüber nachzudenken, und blickte wieder nach vorn, starr auf das anheimelnde Leitfeuer, und ließ das Boot weiter zwischen den Hügeln hindurchgleiten.
    Das Licht flackerte stärker, und plötzlich wurde der Wind heftiger, peitschte ihre Röcke, rauhte das Wasser auf. Im Schilf erhob sich zischelndes Geflüster und in den mageren Büschen, das diese sumpfseitigen Barrows bedeckte. Das Unwetter hatte Jhirun fast erreicht, und Blitze tanzten über das schwarze Wasser. Jhirun machte einen schmerzhaften Atemzug und strengte sich noch mehr an, als die ersten mächtigen Tropfen sie trafen, unwillig, den Kampf aufzugeben und sich so dicht vor dem Ziel noch einen Unterschlupf zu suchen.
    Zwischen den Schlägen ihrer Stange hörte sie das Brodeln und Klatschen von Wasser, Schritte eines Wesens, womöglich auf der anderen Seite des Hügels, den sie eben passierte.
    Sie hielt einen Augenblick inne und ließ sich frei treiben, und das Geräusch setzte sich fort.
    Vielleicht ein verirrtes Tier aus dem Sumpf, vom Sturm vertrieben; es gab dort noch wilde Ponies und gelegentlich auch ein wildes Reh. Sie ließ das Boot weitertreiben und lauschte dem Geräusch nach, versuchte festzustellen, von wo es ausging, ob es von vier Füßen oder zweien verursacht wurde. Kalter Schweiß rann ihr über die Rippen.
    So dicht vor dem Ziel: vielleicht war es einer ihrer Verwandten, der den Weg nach Hause suchte. Aber die Bewegung klang so erbarmungslos, so gleichgültig gegenüber dem Lärm, den ihr Boot gemacht hatte, außerdem rief keine Stimme sie an. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, als sie an Geächtete dachte und wilde Tiere, die sich selten aus dem tiefen Sumpf herauswagten — Dinge, wie sie von Flut und Sturm aus ihren Höhlen vertrieben werden mochten.
    Da ertönte ein Schrei, dünn und verzerrt durch die Luft über den Hügeln.
    Und da erkannte sie das Meckern einer dummen Ziege; so nahe war sie dem Zuhause schon. Sie hatte den unbezwingbaren Drang zu lachen; es mußte ein Tier aus der eigenen Herde sein. Jedenfalls hoffte sie es. Das Boot bewegte sich nun schneller, als es ihr recht war, und sie fürchtete den Lärm, den die Stange machte, wenn sie es zu bremsen versuchte. Sie hatte es in die Hauptströmung gleiten lassen, mit der sich das Wasser um die Hügel krümmte; sie mußte anhalten. Vorsichtig setzte sie die Stange ein und erzeugte trotz ihrer Bemühungen eine Erschütterung. Angstvoll dachte sie immer wieder an das Gold, das, zu ihren Füßen ausgebreitet, von den Blitzen erhellt wurde — ein Schatz, der jeden Geächteten, jedes Gespensterwesen und jeden zufälligen Reisenden in Versuchung führen konnte. Hier in der Dunkelheit kam ihr noch einmal klar zu Bewußtsein, woher diese Dinge stammten, und sie spürte ganz deutlich das Möwenamulett zwischen den Brüsten, das Metall, das mit jeder Stangenbewegung einen scharfen Schmerz hervorrief, dieses Objekt, das zwischen den Fingern eines toten Königs gelegen hatte.
    In ihrer Konzentration verschätzte sie sich mit dem Kanal; die Stange fand plötzlich keinen Halt mehr, und sie trieb hilflos balancierend weiter und wartete darauf, daß die Strömung sie an eine Stelle trug, wo sie wieder Boden fand. Das Boot wurde von einem Wasserwirbel herumgerissen und verlangsamte die Fahrt, als es um die Krümmung einer Insel getrieben wurde.
    Und so wirbelte sie einem Reiter entgegen, einer schattenhaften Gestalt, dessen Tier bis zum Bauch im Wasser stand. Die biegsame Rüstung des Reiters schimmerte da und dort. Jhirun wurde auf den Fremden zugeschwemmt und angelte verzweifelt nach dem Grund. Die Kraft wich aus ihren Händen, und

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