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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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die Steine des Bodens und vermischte sich mit dem Blut aus einer Wunde am Bein.
    Oben weinten Kinder; er blickte zur Treppe und zum Boden empor, und Jhiruns Herz schlug heftig. Im nächsten Augenblick richtete er die Augen auf den Kamin. Er zog an den Zügeln und führte das Pferd zur Wärme, wobei er humpelte und eine Spur aus Blut und Wasser hinterließ.
    Und dann drehte er sich um, den Rücken zum prasselnden Feuer, und blickte sie mit gequältem, loderndem Blick an. Sie waren dunkel, diese Augen, dunkel auch sein Haar, wohingegen die Lords des Nordens ihres Wissens blond waren. Er war groß, gehüllt in eine einfache Rüstung nach altem Stil; die Gestalt war von einer Pracht umgeben, die bei allem Elend die kleine Feste schäbig erscheinen ließ.
    Sie wußte, was das für ein Mann war; sie wußte es. Die Möwe preßte wie ein Schuldgefühl gegen ihre Brust, und sie sehnte sich danach, ihm die Figur in die Hände zu drücken und ihn zu bitten, er möge gehen, sie in Ruhe lassen, zu dem werden, was er war. Ohne es zu wollen, begegnete sie seinem Blick, und ein Frösteln durchlief sie. Dies war keine Spinnwebe, die im Feuerschein verging; er warf einen breiten Schatten über den Boden, er hinterließ Spuren aus Blut und Wasser. Regen tropfte ihm aus dem Haar und ließ ihn blinzeln, langes Haar, nach Kriegerart zu einem Knoten zusammengerollt, wie es bei den alten Königen üblich gewesen war. Die Brust war von heftigem Atem bewegt; er machte einen tiefen Atemzug und stieß ein hörbares Seufzen aus.
    »Eine Frau«, sagte er, und seine Stimme war heiser, daß man sie kaum verstehen konnte; außerdem sprach er in einem seltsam melodischen Akzent, den sie außer in Liedern noch nie gehört hatte. »Eine Frau, eine Reiterin, ganz... ganz in Weiß...«
    »Nein«, sagte Jhirun sofort und berührte das weiße Federamulett. »Nein.« Sie wollte nicht, daß er weitersprach. In ihrer Verzweiflung öffnete sie den Mund, um ihn des Hauses zu verweisen, als wäre er ein aufdringlicher Sumpfbewohner; aber das war er nicht, das war er ganz und gar nicht, und sie kam sich vor ihm primitiv und machtlos vor. Ihr Großvater rührte sich nicht, ein Priester, dessen Schutzzauber nichts genutzt hatte; kein Wort auch von Jinel, die nie um eine Bemerkung verlegen gewesen war. Außerhalb des Hauses grollte der Donner, und der Regen rauschte vor der zerstörten Tür hernieder aufs Pflaster und brachte die Gewißheit, daß die Männer durch das Hochwasser an der Rückkehr gehindert wurden.
    Der Besucher musterte die Anwesenden mit einem seltsam verlorenen Ausdruck, als wolle er etwas von ihnen; dann machte er ungeschickt und mit erkennbarem Schmerz kehrt, nahm mit der Axtklinge den Kessel vom Feuer und schwang ihn auswärts. Dampf wallte empor, und verbreitete den schweren Duft von Zais Zusammengekochtem. Ein Stapel Holzteller stand auf dem Kaminsims. Er füllte sich einen mit der Schöpfkelle, setzte sich nieder, wo er stand, und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Steine. Das schwarze Pferd schüttelte sich plötzlich und besprenkelte den ganzen Raum und alle Anwesenden mit braunem Wasser.
    »Raus!« rief Großvater Kein plötzlich, und seine dünne Stimme brach vor Entrüstung.
    Der Fremde blickte ihn an, ohne selbst in Zorn zu geraten, in seinen Augen stand ein müder, verwirrter Ausdruck. Er bewegte sich nicht, sondern hob lediglich die dampfende Schale an die Lippen, um die Brühe zu schlürfen, wobei er sie weiter aufmerksam anblickte. Seine Hand zitterte so sehr, daß er ein wenig Flüssigkeit verschüttete. Sogar das schwarze Pferd sah mitgenommen aus, es ließ den Kopf hängen, seine Beine waren von der Flut verschmutzt. Jhirun schmiegte sich in den trockenen Schal und zwang sich dazu, mit dem Zittern aufzuhören, da sie doch offensichtlich nicht sofort ermordet werden sollten.
    Plötzlich bewegte sie sich, ging zu dem Regal auf der anderen Seite des Raums und zog eine der groben Decken herab, die bei Regenkälte und für grobe Dinge verwendet wurden. Sie brachte die Decke zu dem Eindringling am Herd; als er ihre Absicht erkannte und sich ein wenig vorbeugte, wickelte sie die Decke um ihn und um seine Waffen. Er blickte auf, die Schale in einer Hand, und raffte die Decke mit der anderen um sich zusammen. Mit der Schale deutete er auf den Kessel und in die Runde, als fordere er sie großzügig auf, sich ihres eigenen Essens zu bedienen.
    »Danke«, sagte sie und bemühte sich um eine feste Stimme. Sie war hungrig, schrecklich

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