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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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hielt ihn zurück, sonst hätte er sich gleich auf die Wächter gestürzt und wäre daran vermutlich gestorben; ihre erschrockene Gegenwart neben ihm hielt ihn zurück, als der erste der großen, bleichen Männer auf ihn zukam und ihn mit ruhigen grauen Augen gelassen musterte.
    Ein Befehl wurde gegeben, eine Sprache, die er nicht kannte; die Wächter packten ihn an den Armen und drehten ihn nach links, wo sich eine weitere Tür befand; und einige andere bleiche Lords verließen ihre Positionen und gingen gelassen in dieselbe Richtung, als würden sie aus dem hellen Saal in den Nachbarraum gezogen.
    Es war ein kleinerer Saal mit einem lodernden Kamin, davor ein weißer Hund. Der Hund sprang auf und begann heftig zu bellen, und die lauten, widerhallenden Echos überlagerten die Musik, die nebenan wieder begonnen hatte; dann schlug einer der Wächter so lange auf das Tier ein, bis es wimmernd schwieg. Vanye verfolgte die Szene, erschüttert von der Mißhandlung des Tiers; er sah sich um und betrachtete den Luxus, das geschnitzte Holz, Teppiche, Bronzelampen, und die
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-Lords, die an der Tür zusammenstanden, prachtvoll anzuschauen in Brokatkleidung und Edelsteinen, sich mit leisen, erstaunten Stimmen unterhaltend.
    Endlich traten drei vor und setzten sich auf Stühle, die am langen Tisch standen: ein alter Mann in grüner und silberner Kleidung, er hatte die Ankömmlinge zuerst gemustert — und da er der erste und wohl auch der älteste war, hielt Vanye ihn für den Herrn dieser Burg. Zu seiner Rechten saß ein Jüngling in schwarzer und silberner Aufmachung; links davon ein zweiter Jüngling in Blau und Grün von phantastischem Zuschnitt; der Blick dieses Mannes war vage und seltsam und ruhte abschätzend auf Vanye. Dieser zuckte zusammen und spürte, daß Jhirun einen Schritt zurücktrat. Selbst jetzt noch erfüllte ihn der Drang zu fliehen, sie zu verlassen, obwohl Wächter und Ketten und doppelte Tore zwischen ihm und der Freiheit waren; was Jhirun an diesem Ort widerfahren konnte, kam ihm halb so schrecklich vor als die Chance, daß diese Wesen erkennen würden, was er war und wie er hierhergekommen war.
    Morgaines Feinde: er war ihrem Weg gefolgt und hatte sich gegen ihre Feinde gestellt, und nun kam das Ende. Sie musterten ihn, wobei sie sich flüsternd unterhielten, in einer Sprache, die er nicht verstand. Eine schwarzgekleidete Gestalt schob sich vorsichtig durch die bleiche, funkelnde Gruppe, vorbei an den schuppiggerüsteten Wächtern, und flüsterte den sitzenden Lords unterwürfig etwas zu: der Priester, der sich
qujalin-
Mächten beugte.
    Sie haben ihre Götter verloren,
hatte Morgaine ihm einmal gesagt; trotzdem war nun ein Priester bei ihnen. Vanye stand still und verfolgte die geflüsterte Debatte und hielt die Augen offen: ein Priester von Dämonen, von
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— diesem Mann hatte er vertraut und sich in die Hände solcher Wesen begeben. Der Saal schien ihm zu entrücken, und das leise Geräusch der Stimmen war wie das Summen von Fliegen auf einer Kurshin-Wiese, das Summen von Fliegen, die über jede Korruption erhaben waren, das ständige Rauschen von Regen an ein geschlossenes Fenster. Er verlor sich in dem Geräusch, fühlte ein Schwindelgefühl kommen und mußte sich Mühe geben, nicht die Besinnung zu verlieren.
    »Wer bist du?« fragte der alte Mann mit scharfer Stimme und blickte ihn direkt an; er erkannte, daß die Frage schon zum zweitenmal gestellt wurde.
    Wäre der andere ein menschlicher Lord in seiner Burg gewesen, hätte er sich nun verneigen müssen: als
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mußte er auf den Knien liegen und einem Klan-Lord seinen Respekt erweisen.
    Er stand aber still da und ließ sein Gesicht starr werden. »Lord«, sagte er mit seiner Flüsterstimme, »ich bin Nhi Vanye i Chya.« Er berührte Jhiruns Hand, die auf seinem Arm lag. »Sie ist Myya Jhirun i Myya Elas-Tochter und kommt aus einer Feste in Hiuaj. Sie nennt diese Feste ehrenhaft und sagt...«, fügte er in grimmiger Frechheit hinzu, »daß deine Ehre dir gebieten wird, uns Unterkunft für die Nacht zu gewähren und uns morgen mit Vorräten weiterziehen zu lassen.«
    Daraufhin trat ein Schweigen ein, und die unbedeutenderen Lords sahen sich an, während der alte Mann ein Wolfslächeln aufsetzte, wobei seine Augen hell und kalt funkelten wie die Augen Morgaines.
    »Ich bin Bydarra«, sagte er schließlich, »Herr über Ohtij-in.« Eine Geste nach links und rechts bezog die Jünglinge in Schwarz und Blau ein, deren unbestimmte, kalte

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