Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
Augen etwas Träumerisches hatten. »Meine Söhne«, fuhr Bydarra fort. »Hetharu und Kithan.« Er atmete tief ein und wieder aus, und auf seinem Gesicht stand ein starres Lächeln. »Aus Hiuaj«, murmelte er endlich. »Stoßen Erdbeben und Flut weitere verlorene Seelen aus, die uns plagen? Du stammst aus den Barrow-Hügeln«, sagte er zu Jhirun und wandte sich an Vanye. »Du aber nicht.«
    »Nein«, antwortete Vanye, der sonst nichts zu sagen wußte; schon sein Akzent verriet ihn.
    »Aus dem tiefen Süden«, sagte Bydarra.
    Eine plötzliche Stille legte sich über den Raum. Vanye wußte, was der Lord mit seinen Worten sagen wollte, denn im fernen Süden gab es nur Wasser und einen mächtigen Hügel, gekrönt mit einem Ring Stehender Steine.
    Er schwieg.
    »Was ist das für ein Mann?« wandte sich Bydarra an Jhirun.
    Vanye spürte, wie sich ihre Hand verkrampfte: ein barfüßiges Bauernmädchen im Kreis der prachtvollen nichtmenschlichen Lords.
    Im nächsten Augenblick ging ihm auf, daß sie wohl ein Mensch war, doch mit ihnen zusammenhing: sie hatte den Priester, die Götter, die Herrschaft mit ihnen gemein.
    »Er ist ein großer Lord«, antwortete sie mit schwacher, atemloser Stimme, begleitet von einem Hauch von Dummheit, der im ersten Augenblick gefährlich ironisch wirkte; aber er kannte sie, und die Fremden nicht. Bydarra musterte sie einen Augenblick lang angewidert, und Vanye freute sich innerlich über ihre Raffinesse.
    »Fremder«, sagte Hetharu plötzlich, der Jüngling im schwarzen Brokat; Vanye blickte ihn an und ergründete etwas, das ihm zu schaffen gemacht hatte — die Augen dieses Mannes waren trotz des eisweißen Haars dunkel nach Menschenart, doch in seiner Stimme und in seinem Aussehen lag keine Sanftheit. »Du hast von einer Frau gesprochen«, fuhr Hetharu fort, »einer Frau auf einem grauen oder schwarzen Pferd oder zu Fuß. Wer ist sie?«
    Vanye zog sich das Herz zusammen; er suchte nach einer Antwort, während er seine voreiligen Worte verwünschte; dann zuckte er lediglich die Achseln und wies die Frage damit zurück in der Hoffnung, daß Jhirun es ihm nachtun würde; aber sie schuldete diesen Wesen nicht den Mut, der erforderlich war, um ihre Unwissenheit weiterzuspielen. Sehr bald würde man sich nicht darauf beschränken, mit Worten zu fragen. Und Jhirun — Jhirun wußte genug, um sie zugrunde zu richten.
    »Warum seid ihr hier?« fragte Hetharu.
    Um Schutz vor dem Regen zu suchen,
hätte er beinahe geantwortet, was frech und unklug gewesen wäre und vielleicht deutlich gemacht hätte, daß Jhirun sie sanft verspottet hatte. Er hielt sich zurück.
    »Du bist kein
khal«,
sagte Kithan von der anderen Seite, die verträumten Augen unter halb geschlossenen Lidern verborgen, die Stimme hell wie die einer Frau. »Du bist nicht einmal ein Halbling. Du kleidest dich wie die Könige des Südens. Dies ist eine Charade. Manche finden das eindrucksvoll. Doch wenn du dich mit den Brunnen auskennst, o Reisender — warum stehst du dann an unserem Tor und erflehst eine Gabe? Macht — die sollte besser ernährt und gekleidet sein.«
    »Mein Lord!« wandte der Priester ein.
    »Raus mit dir!« sagte Kithan im gleichen sanften Ton. »Geh und beeindrucke den Abschaum unten im Hof..
Mensch!«
    Bydarra richtete sich auf, stand umständlich auf und stützte sich auf eine Stuhllehne. Er blickte den Priester an, schürzte die Lippen, als wollte er etwas sagen, und hielt sich dann zurück. Sein Blick wanderte über die anderen Lords und die Wächter und kehrte schließlich zu Kithan und Hetharu zurück.
    Hetharu wirkte mürrisch; Kithan lehnte sich zurück, sein Blick war geistesabwesend, und er bewegte die Hand in einer elegischen abwinkenden Geste.
    Der Priester blieb, stumm und gepeinigt, und langsam wandte sich Bydarra an Vanye, nach seinen Bewegungen ein alter Mann, die Falten der Jahre umgaben die bleichen Augen und ließen den Mund streng erscheinen. »Nhi Vanye«, sagte er leise. »Möchtest du die Fragen beantworten, die meine Söhne dir gestellt haben?«
    »Nein«, antwortete Vanye und mußte an die Männer hinter sich denken, an die Dämonenhelme, die zweifellos weitere
qujal
verhüllten. In Andur-Kursh waren die
qujal
Flüchtlinge gewesen und hatten sich nicht offenbart; doch hier herrschten die
qujal.
Er dachte an den Außenhof, in dem die Menschen lebten, echte Menschen, die aufgeschrien und nach ihnen gegriffen hatten; statt dessen hatten sie sich auf
qujal
verlassen.
    »Wenn du Unterkunft

Weitere Kostenlose Bücher