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Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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dieses Ortes kennen. Und
sie
wird ihn vernichten, wird allen Hoffnungen ein Ende machen. Das ist ihr Ziel.«
    Vanye richtete einen durchdringenden Blick auf Roh und lehnte sich gegen das Mauerwerk, denn er zitterte heftig im Wind. »Du kannst mich auf keinen Fall überreden«, sagte er und hielt die narbige Hand ins Mondlicht. »Roh oder Liell, du solltest wenigstens daran denken, was ich bin.«
    »Du zweifelst an mir«, stellte Roh fest.
    »Ich zweifle an allem, was mit dir zusammenhängt.«
    In Rohs Gesicht, das Haar vom Wind zerzaust, zeigte sich schmerzlicher Nachdruck. »Ich wußte, daß sie mich verfolgen würde. Sie war immer unser Feind. Aber von dir hatte ich mir etwas Besseres erhofft, Nhi Vanye i Chya. Du hast Unterkunft bei mir genommen. Du hast an meinem Kamin geschlafen. Bedeutet dir das gar nichts?«
    Vanye bewegte die Finger an dem verschnürten Griff des Schwertes, um die Kälte daraus zu vertreiben. »Du vermutest nur, was zwischen mir und Roh vorgefallen ist — was aber bei den Chya allgemein bekannt war — und ich bezweifle nicht, daß du deine Spione hattest. Wenn du willst, daß ich dir glaube, dann wiederhole, was mir Roh zuletzt in Ra-koris sagte, als keiner mithören konnte.«
    Roh zögerte. »Daß du wiederkommen mögest«, antwortete er, »frei von ihr.«
    Es stimmte. Vanye war wie betäubt, denn damit hatte er nicht gerechnet. Er lehnte an der Mauer und hörte sogar auf zu zittern und wandte abrupt das Gesicht von Roh ab. »Durchaus möglich, daß sich Roh mit anderen beriet, ehe er mir das sagte.«
    Roh faßte ihn um die Schulter und schnitt eine Grimasse in den Wind.
    »Dasselbe könntest du zu allem anderen sagen, mit dem du mich auf die Probe stellen willst. Du kannst dir deiner Sache nicht sicher sein, und das weißt du auch.«
    »Etwas kannst du mir aber nicht sagen«, meinte Vanye. »Du kannst mir nicht verraten, warum du hier bist. Roh wäre nicht auf der Straße geflohen, die wir einschlugen; er hatte dazu keine Veranlassung.«
    »Er ist hier«, sagte Roh, eine Hand auf sein Herz gelegt. »Hier. Und ich auch. Meine Erinnerungen ... sie gehören alle Roh ... sie sind beides.«
    »Nein«, sagte Vanye. »Nein. Morgaine hat gesagt, das würde nicht geschehen; und ich möchte mich lieber auf ihr Wort verlassen als auf deines — egal, worum es geht.«
    »Ich bin dein Cousin. Ich hätte dich töten können; aber ich bin dein Cousin. Du hast das Schwert. Es gibt hier keinen Zeugen, der behaupten könnte, es wäre kein fairer Kampf gewesen — sollte es den Shiua-Lords wirklich darum gehen. Du bist bereits als mehrfacher Sippentöter bekannt. Benutze das Schwert. Oder hör mich an.«
    Vanye löste sich aus Rohs Arm, blind gemacht durch Haar, das ihm bei einer Kopfbewegung in die Augen fiel. Er schüttelte es zur Seite, entfernte sich auf dem Wehrgang und starrte auf das Elend des Hofes hinab, während der Wind ihm gegen den Rücken preßte, stark genug, um ihn loszureißen und in den Abgrund zu stürzen.
    »Nhi Vanye!« rief Roh. Er machte kehrt und sah, daß Roh ihm gefolgt war. Entschlossen wandte er sich wieder dem Panorama unter sich zu, er betrachtete das Pflaster und die armseligen Bauten, die an den Mauern des Burgzwingers lehnten. Er spürte, wie der Wind in seiner Kraft nachließ, als Roh dazwischentrat.
    »Wenn du mit mir verwandt bist«, sagte Vanye, »befreie mich von diesem Ort. Dann will ich deine Zuneigung glauben.«
    »Dich allein? Hast du nichts für das Kind übrig, das dich begleitet?«
    Gekränkt, ohne Argument, erwiderte Vanye den Blick des anderen und bemühte sich schließlich mit einem Achselzucken.
    »Jhirun? Hier wollte sie doch hin, nach Shiuan, nach Ohtijin. Dies ist das Land, das sie sich ersehnt hat. Was bedeutet sie mir?«
    »Ich hatte eine höhere Meinung von dir«, sagte Roh nach kurzem Schweigen. »Und sie bestimmt auch.«
    »Ich bin
ilin.
Sonst nichts. Es gibt hier Menschen, sie kann überleben. Sie leben ja auch.«
    »Dort sind Menschen«, sagte Roh und deutete auf den verkommenen Hof hinab, auf dem Tiere und Menschen dicht zusammenlebten. »Das ist das Schicksal der Menschen in Ohtij-in. So sieht ihr Leben aus, von der Geburt bis zum Tode. Heute nur die Menschen. Morgen werden auch die übrigen, die in diesem Land noch leben, in solcher Armut vegetieren, die
qujal-
Lords wissen das ganz genau. Leben von ihrer Gnade, ihrer
Gnade,
Nhi Vanye, die Lords haben den Menschen in ihren Mauern Zuflucht geboten, aus Gnade haben sie ihnen Kleidung und zu essen

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