Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan

Titel: Morgaine 2 - Der Quell von Shiuan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
leicht humpelnd, und auf seinem Gesicht stand der ernste, leicht besorgte Ausdruck, der Rohs Ich entsprach. Und sein Blick wanderte in höchster Verwirrung von Vanye zu Jhirun.
    »Mädchen«, sagte er staunend, dann schüttelte er den Kopf, ging zu einem Stuhl und setzte sich, die Ellbogen auf die Lehnen gestützt. Er stimmte ein lautloses, humorloses Lachen an. »Ich dachte, es wäre Morgaine. Wo ist sie?«
    Die klare Frage löste die anderen Verwirrungen, ergab endlich einen Sinn — Rohs Gegenwart gab vielen Dingen in Ohtij-in einen Sinn. Vanye verschloß sein Gesicht vor ihm, dankbar, daß er nun wenigstens einen Gegner voll begriff, und wünschte, Jhirun würde weiter schweigen.
    »Sie ist doch hier irgendwo«, fuhr Roh fort.
    Es war ein Köder, den er schlucken sollte: Vanye hätte sich am liebsten erkundigt, was Roh denn wisse, doch er hielt das schließlich nicht für ratsam — er verlagerte sein Gewicht und atmete aus, wobei er erst merkte, daß er die Luft angehalten hatte. »Du scheinst hier mit offenen Armen empfangen worden zu sein«, antwortete er kühl, »bei deinesgleichen.«
    »Diese Leute sind mir sehr angenehm begegnet«, sagte Roh. »Das könnte dir auch so gehen, wenn du bereit wärst, auf die Stimme der Vernunft zu hören.«
    Vanye schob Jhirun zur entfernten Ecke des Zimmers. »Geh nach Hause zurück«, sagte er. »Was immer hier passiert, du solltest damit nichts zu tun haben.«
    Aber sie bewegte sich nicht, wich nur vor seiner Grobheit zurück. Sie rieb sich den Arm und beobachtete die Szene.
    Vanye ignorierte sie, ging zu dem Tisch, auf dem das Schwert lag, und fragte sich, wann Roh ihn aufhalten würde; aber der bewegte sich nicht. Er nahm die Waffe in die Hand, während er Roh beobachtete. Er zog die Klinge teilweise aus der Scheide, noch immer auf eine Reaktion Rohs wartend; aber Roh rührte sich nicht. Nur ein besorgtes Aufflackern war in seinen Augen zu bemerken.
    »Du bist eine Lüge«, sagte Vanye, »eine Illusion.«
    »Du weißt nicht, was ich bin«, antwortete Roh.
    »Zri ... Liell... Roh ... Wie viele Namen hast du vorher schon getragen?«
    Liell, der sarkastische Herr von Leth, dessen spöttischer Humor und dessen sanfte Lügen er nur zu gut kannte: wachsam hielt er Ausschau danach, wartete darauf, daß das arrogante und unberechenbare alte Ich ihn durch Rohs Menschenaugen anblickte — wartete auf die vertraute großartige Handbewegung, eine Geste, die den fremden Bewohner im Körper seines Cousins verraten würde.
    Aber nichts dergleichen geschah. Roh saß still da und beobachtete ihn, seine schnellen Augen folgten jeder Bewegung: er hatte Angst, soviel war klar. Tollkühn: das war ganz Roh, kein Zweifel.
    Vanye zog blank.
Jetzt,
dachte er. Jetzt, wenn überhaupt — vor dem Gewissen, vor dem Mitleid. Sein Arm spannte sich. Doch Roh starrte ihn nur an, nicht ohne ein wenig zurückzuzucken.
    »Nein!«
rief Jhirun von der anderen Seite des Raums. Er verlor beinahe den Arm, ehe er ihm einen bewußten Befehl geben konnte; er wehrte den Schlag ab — gewaltsam an einen Hof in Morija erinnert, und an Blut und eine Übelkeit, die sich in ihm ballte und ihm plötzlich die Kräfte raubte.
    Fluchend stieß er das Schwert in die Scheide, kannte er sich doch selbst am besten, so gut, so wie auch Roh ihn kannte.
    Feigling,
verkündete das kurzgeschnittene Haar. Er sah die leise Zufriedenheit in Rohs Augen.
    »Es tut gut, dich wiederzusehen«, sagte Roh mit hohler langsamer Stimme. »Nhi Vanye, es tut gut, in diesem elenden Land überhaupt eine verwandte Seele anzutreffen. Gleichzeitig tust du mir leid. Ich hatte angenommen, du wärst so vernünftig, nach Hause zu reiten. Ich bin gar nicht auf den Gedanken gekommen, daß du sie begleitet haben könntest, selbst wenn sie es befohlen haben sollte. Die Nhi-Ehre: das ist nun mal ein Zwang. Es tut mir leid deswegen. Aber dein Anblick ist mir sehr willkommen.«
    »Lügner!« sagte Vanye durch zusammengepreßte Zähne; doch wie ein Chya-Pfeil fanden die Worte ihr Ziel. Er spürte die Wunde, die Verzweiflung des Exils, in dem Roh — jeder, der beweisen konnte, daß es seine Erinnerungen tatsächlich gegeben hatte — eine unendlich kostbare Erscheinung war. Sogar der Dialekt der Heimat war eine herrliche Sache, auch wenn er von den Lippen eines Feindes kam.
    »Es ist sinnlos, sich vor Zeugen zu streiten«, sagte Roh.
    »Es ist sinnlos, überhaupt mit dir zu sprechen.«
    »Nhi Vanye«, sagte Roh leise, »komm mit! Nach draußen!
    Ich habe die Wachen

Weitere Kostenlose Bücher