Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
bitte ich dich entsprechend zu handeln. Es gefällt mir nicht, mit meinem Gefährten allein gegen die vielen tausend Kämpfer zu stehen, und wenn es einen anderen Weg gäbe, das mußt du mir glauben, würde ich ihn liebend gern beschreiten.«
»Was schlägst du vor?«
»Nichts. Meine Absicht geht dahin, Schaden von dem Land und seinen Bewohnern abzuwenden, ich möchte mir deine Untertanen nicht zu Verbündeten machen. Vanye und ich stehen nicht in Harmonie zu diesem Land; ich würde ihm nicht, schaden wollen und möchte daher so wenig wie möglich darauf einwirken.«
Damit sprach sie beinahe offen aus, was diese Runde sicher nicht gern hörte, und Vanyes Muskeln verkrampften sich, wenngleich er sich Mühe gab, gelassen zu erscheinen. Lord Merir dachte nach, glättete schließlich sein Gewand und nickte. »Lady Morgaine, sei heute abend und morgen in diesem Lager unser Gast; gib uns Zeit, über diese Dinge nachzudenken. Vielleicht kann ich dir das Gewünschte gewähren: die Erlaubnis, Shathan zu bereisen. Vielleicht müssen wir weitergehende Vereinbarungen treffen. Jedenfalls hast du von uns nichts zu befürchten. In diesem Lager bist du sicher und brauchst auf keine Gefahren gefaßt zu sein.«
»Mein Lord, jetzt bittest du mich um sehr viel, ohne mir irgend etwas mitzuteilen. Weißt du, was zur Zeit in Azeroth passiert? Hast du Informationen, die uns nicht zur Verfügung stehen?«
»Ich weiß, daß sich dort Streitkräfte massieren, wie du gesagt hast, und daß es einen Versuch gegeben hat, die Kräfte des Tors anzuzapfen.«
»Einen Versuch, der keinen Erfolg gehabt hat? Dann hältst du also noch das Zentrum der Macht, abseits von Azeroth.«
Merirs graue Augen, wäßrig vom Alter, musterten sie. Er runzelte die Stirn. »Macht haben wir, vielleicht genügt sie sogar, um mit dir fertigzuwerden. Aber wir werden sie nicht ausprobieren. Ich bitte dich ebenso zu handeln, Lady Morgaine.«
Sie stand auf und neigte den Kopf, und Vanye rappelte sich auf. »Deiner Versicherung folgend, daß es noch keine Krise gibt, bin ich gern dein Gast – aber diesem ersten Versuch der Gegenseite wird Schlimmeres folgen. Ich beschwöre dich, die Mirrindim zu beschützen.«
»Sie sind auf der Jagd nach dir, diese Fremden, habe ich recht? Du fürchtest, Eth habe deine Anwesenheit in Mirrind verraten, und deshalb fürchtest du um die Mirrindim.«
»Der Feind möchte mich vernichten. Er fürchtet die Warnungen, die ich über ihn verbreiten kann.«
Merirs Stirnrunzeln vertiefte sich. »Und vielleicht auch andere Dinge? Du hattest von Anfang an eine Warnung im Gepäck, du sprachst sie aber erst aus, als in Mirrind ein Mann gestorben war.«
»Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal. Ich hatte Angst, diesen Menschen die Wahrheit zu offenbaren, das gebe ich offen zu, weil die Mirrindim Wesenszüge besitzen, die mich verwirrten – zunächst ihre Sorglosigkeit. Ich vertraue niemandem, dessen Motive ich nicht kenne – auch nicht die deinen, mein Lord.«
Das gefiel den Anwesenden nicht, doch Merir hob die Hand und unterband alle Widersprüche.
»Du bringst uns etwas, das neu und nicht gerade willkommen ist, Lady Morgaine. Es umgibt dich, es umweht dich; es ist der Krieg, es ist Blut. Du bist ein unbequemer Gast.«
»Ich bin stets ein unbequemer Gast. Doch solange eure Gastfreundschaft währt, werde ich den Frieden dieses Lagers nicht stören.«
»Lellin wird sich um euch kümmern. Ihr braucht um eure Sicherheit hier nicht zu fürchten – weder von Seiten eurer Feinde, noch von uns. Hierher kommt niemand ohne unsere Einwilligung, und unsere eigenen Gesetze liegen uns sehr am Herzen.«
»Ich glaube diesen Leuten nicht ganz«, sagte Vanye, als sie sich in einem kleinen Zelt häuslich eingerichtet hatten. »Ich habe Angst vor ihnen. Vielleicht liegt das daran, daß ich mir einfach nicht vorstellen kann, die Interessen eines
qhal
könnten... « Er unterbrach sich, gebannt von Morgaines unmenschlichem, grauem Blick. Er kämpfte den Verdacht nieder, der sich seit Beginn des gemeinsamen Ritts in ihm gerührt hatte, und fuhr fort: »Die Interessen eines
qhal
könnten mit den unseren übereinstimmen – vielleicht weil ich es mir zu eigen gemacht habe, allen
qhalur-
Äußerlichkeiten zu mißtrauen. Sie machen einen sanftmütigen Eindruck – ich glaube, das beunruhigt mich am meisten –, daß ich beinahe glauben könnte, sie stellten uns ihre Motive wahrheitsgemäß dar.«
»Ich sage dir eins, Vanye, wenn uns diese Leute belügen, schweben
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