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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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mit jedem Schritt durch die Tore verliert er mehr von sich selbst. Wer böse genug ist, ein dermaßen verlängertes Leben anzustreben, muß dafür seinen Preis bezahlen.«
    Bei diesen Worten legte sich ein Gefühl der Kälte um Vanyes Herz. Seine Hand fiel von Mais Flanke, und voller Verzweiflung suchte er nach Worten für eine Frage, die er nicht einmal in seiner Muttersprache klar hätte formulieren können. »Wenn er sich schlechte Menschen aussuchte, um sein Leben weiterzutragen, dann würde ein Element von ihnen in ihm weiterleben und über sein Tun bestimmen?«
    »Bis er den Körper abwürfe, ja. So heißt es in unseren Überlieferungen. Aber du sagst, dein Cousin war ein guter Mensch. Vielleicht ist er schwach, vielleicht nicht. Das müßtest du doch wissen.«
    Ein Zittern überkam ihn, eine tiefgreifende Bestürzung, und Lellins graue Augen blickten beunruhigt.
    »Vielleicht gibt es eine Hoffnung«, sagte Lellin. »Und das versuche ich dir klarzumachen. Wenn Charakterzüge deines Cousins Einfluß nehmen können, und das ist wahrscheinlich, wenn er durch das Geschehen nicht total überrannt worden ist, dann kannst du vielleicht noch den Mann besiegen, der ihn getötet hat. Es ist eine geringe Hoffnung, die hochzuhalten sich aber lohnen könnte.«
    »Ich danke dir«, flüsterte Vanye, duckte sich unter den Leinen hindurch und machte Anstalten, den Pferden den Rücken zu kehren.
    »Ich habe dich bekümmert.«
    Vanye schüttelte hilflos den Kopf. »Ich spreche eure Sprache nur schlecht. Aber ich habe verstanden. Ich weiß, was du mir sagen willst. Vielen Dank, Lellin. Ich wünschte, es wäre so, aber ich... «
    »Du hast Grund, etwas anderes anzunehmen?«
    »Ich weiß es nicht.« Vanye zögerte, entschlossen, zum Zelt zurückzukehren, wobei er wußte, daß Lellin ihm folgen mußte. Er bot Lellin die Chance, neben ihm zu gehen. Lellin ging darauf ein; trotzdem fand er keine Worte, die er ihm sagen konnte, denn er wollte nicht weiter über die Frage sprechen.
    »Wenn ich dir Kummer gemacht habe, verzeih mir«, sagte Lellin.
    »Ich habe meinen Cousin geliebt.« Es war die einzige Antwort, die ihm einfiel, obwohl sie komplizierter war, als die schlichten Worte erkennen ließen. Lellin antwortete nicht und ließ ihn allein, als er sich vom Weg zu dem Zelt wandte, das er mit Morgaine teilte.
    Unwillkürlich lag seine Hand auf der Ehrenklinge an seiner Hüfte: Rohs Waffe – für den ehrenvollen Tod, den zu wählen Roh keine Chance gehabt hatte. Statt dessen hatte er das Gefäß für Zri-Liells Leben werden müssen. Der Eid, dieses Geschöpf zu töten, lastete auf ihm. Lellins Hoffnung bestürzte ihn, der Gedanke, daß sein einziger Verwandter – noch immer am Leben sein könnte, unentwirrbar verstrickt mit dem Feind, der ihn getötet hatte.
    Er betrat das Zelt, ließ sich wortlos in einer Ecke nieder, griff nach einem Stück seiner Rüstung und machte sich daran, einen Gurt nachzustellen, obwohl er kaum noch etwas erkennen konnte. Morgaine lag ausgestreckt da und betrachtete die Schatten, die über ihr auf der Zeltbahn zuckten. Sie warf Vanye einen kurzen Blick zu, als sei sie erleichtert, daß es keinen Zwischenfall gegeben hatte, aber sie löste sich nicht genügend von ihren eigenen Gedanken, um sofort das Wort an ihn zu richten. Oft erlag sie solchem Schweigen, wenn sie eigenen Sorgen nachhing.
    Völlig überflüssig, sein Herumhantieren am Harnisch – immer wieder streckte er die Gurte und brachte sie wieder durcheinander – doch es war ein Vorwand, stumm und für sich zu sein, nichts zu tun, was ihre Aufmerksamkeit erregte, bis das Zittern aus seinen Händen gewichen war.
    Er wußte, daß er sich gegenüber dem
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zu offen geäußert hatte, daß er kleine Dinge verraten hatte, die diesen Leuten am besten verborgen geblieben wären. Beinahe fühlte er sich bewegt, Morgaine sein Herz auszuschütten, ihr einzugestehen, was er getan hatte, auch andere Dinge zu gestehen: wie er sich in Shiuan einmal allein mit Roh unterhalten hatte und daß er selbst in jenem Augenblick keinen Feind gesehen hatte, sondern nur den Mann, den er einmal als Verwandten nahe wußte. Bei jener Begegnung hatte die Waffe in seiner Hand versagt, und er hatte ihr gegenüber versagt – einer Selbsttäuschung war er erlegen, wie er sich später eingeredet hatte, nur sehend, was er sehen wollte.
    In diesem Augenblick erfüllte ihn der verzweifelte Wunsch, Morgaines Meinung zu hören über die Informationen, die Lellin ihm gegeben hatte –

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