Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
junger
qhal.
Merir entließ ihn und die Frau, so daß sie mit dem Anführer des Lagers allein waren.
Vertrauen und Macht kamen in der Weise zum Ausdruck, wie der gebrechliche Greis sie empfing; Morgaine verneigte sich höflich, und Vanye folgte ihrem Beispiel.
»Setzt euch!« sagte Merir. Er hatte sich in einen schlichten braunen Mantel gehüllt, und zu seinen Füßen glühte ein Kohlebecken. Zwei Stühle waren leer, doch Vanye wählte aus Respekt den Boden; ein
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durfte einen Lord nicht beleidigen, indem er sich auf gleicher Stufe mit ihm niederließ.
»Es stehen Erfrischungen für dich bereit, wenn du willst«, sagte Merir, doch Morgaine lehnte ab, und Vanye schüttelte ebenfalls den Kopf. Er saß bequem auf der Matte dicht neben dem Kohlebecken und begann sich zu entspannen.
»Wir haben zuvorkommende Gastfreundschaft genossen«, sagte Morgaine. »Man hat uns gegeben, was wir brauchten; dein Entgegenkommen ermutigt mich.«
»Ich kann dich nicht willkommen heißen. Deine Nachrichten sind zu betrüblich. Trotzdem hinterläßt du in unserem Wald kaum Spuren; du knickst keine Äste ab, du schadest seinen Bewohnern nicht – deshalb machen wir dir hier Platz. Aus demselben Grund fühle ich mich ermutigt zu glauben, daß du gegen die Invasoren stehst. Es wäre sicher gefährlich, euch beide zum Feind zu haben.«
»Doch auch als Freunde sind wir gefährlich. Auch jetzt bitte ich um nichts anderes als um die Erlaubnis, dorthin zu reiten, wo ich eine Aufgabe habe.«
»Geheimnisse? Aber dies ist unser Wald.«
»Mein Lord, wir verwirren uns gegenseitig. Du schaust dir mein Werk an, und ich das deine; du bringst Schönheit hervor, und ich halte dich deswegen in Ehren. Aber nicht alles, was von äußerlicher Anmut ist, muß vertrauenswürdig sein. Verzeih mir, aber ich bin in meinem Leben nicht an diesen Punkt gelangt, indem ich all mein Wissen ziellos in jeden Wind gestreut habe. Da wäre beispielsweise die Frage, wie weit sich deine Macht wirklich erstreckt. Wie sehr könntest du mir helfen? Oder wärst du überhaupt bereit dazu? Und die Menschen hier: unterstützen sie dich aus Liebe oder Angst? Könnte man sie dazu bringen, sich gegen dich zu stellen? Ich bezweifle es, aber meine Feinde sprechen mit verlockender Zunge, und einige sind Menschen. Welches Können besitzen deine bewaffneten
khemi?
Das Lager hier sieht so friedlich aus – und es könnte sein, daß sämtliche
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und Menschen hier beim Beginn der Auseinandersetzung schreiend auseinanderlaufen; oder wenn sie Kampferfahrung haben, wo sind dann eure Feinde, und was würde mir von ihnen zustoßen, wenn ich mich auf deine Seite schlüge? Wie sieht die Ordnung in deiner Gemeinde aus, wo werden die Entscheidungen getroffen? Hast du die Macht, Versprechungen zu machen und dein Wort zu halten? Und selbst wenn die Antwort auf alle diese Fragen mir gefallen sollte, wäre ich trotzdem nur ungern bereit, meine Angelegenheit in andere Hände zu legen, die diesen Kampf nicht so lange und energisch ausgefochten haben wie ich.«
»Deine Fragen sind direkt und sehr präzise. Und in dem Mißtrauen, mit dem du uns begegnest, lese ich viel von deinem Charakter und dem deiner Feinde. Solche Art der Aufrechnung behagt mir nicht. Was die Antworten angeht... meine Lady, daß jemand durch die Feuer gekommen ist und sich hier niederlassen will, erschreckt mich. Wir haben es nicht für gut gehalten, jenen Durchgang zu nutzen.«
»Dann seid ihr klug.«
»Du aber hast es getan.«
»Unser Feind kennt in dieser Beziehung keine Zurückhaltung. Und er muß beseitigt werden. Du weißt von anderen Welten. Du weißt zu viel über die Tore, um nicht zu erkennen, wohin sie führen. Du wirst mich also verstehen, wenn ich sage, daß die Gefahr mehr als nur diese Welt betrifft. Es geht um einen Gegner, der keine Skrupel hat, die Tore rücksichtslos und bis zum Letzten auszunutzen. Was muß ich mehr sagen zu einem Mann, der soviel darüber weiß wie du?«
In Merirs Blick zeichnete sich eine tiefe Angst ab. »Ich weiß, daß häufiger Gebrauch der Passage Unglück bringen kann. Eine solche Katastrophe suchte uns heim, und wir gaben das Tor auf, befreundeten uns mit den Menschen und wandten allem den Rücken, was uns zu jenen bösen Einflüssen locken wollte. So haben wir seither in Frieden gelebt – und es gibt niemanden, der nicht bei uns zu essen findet, es kommt niemand zu Schaden – denn es gibt keine Diebe oder Mörder oder Volksverhetzer. Wir leben im Bewußtsein dessen, was wir
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