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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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zwitschernden Chor. Zorn lag in diesem Geräusch, das an das Quietschen von Mäusen oder Ratten erinnerte, wenn es auch tiefer klang. Ein Wesen trat vor und stellte sich neben dem Toten auf. Vanye wich einen Schritt zurück, aber nur einen Schritt, damit man ihm die Bewegung nicht als Flucht auslegte. Er stand dicht bei dem
haril,
und große dunkle Augen musterten ihn eingehend. Ein spinnenhafter Arm wurde ausgestreckt und berührte ihn; Finger betasteten seine Kleidung, und die Berührung kam ihm leicht klebrig vor. Er bewegte sich nicht. Das Sternenlicht lag auf der glatten dunklen Haut des Wesens und zeigte das gazeartige Gewebe der dicken Kleidung. Vanye erschauderte unwillkürlich, als das Geschöpf hinter ihn trat und ihn am Rücken berührte, und er blickte ratsuchend zu Morgaine hinüber. Ihr Gesicht war bleich und starr, und in ihrer Hand lag die Waffe, mit der sie den Hirsch getötet hatte. Wenn sie diese Macht hier einsetzte, würde er nicht mit ihr weiterreiten, davon war er überzeugt.
    Zwischen dem
haril
und Lellin wurden Zeichen ausgetauscht: zornige Bewegung seitens des
haril,
eindringliche von Lellin. »Sie glauben, du gehörst zur Streitmacht des Feindes«, sagte Lellin. »Sie fragen, warum wir in deiner Begleitung reiten. Sie haben euch beide hier schon einmal gesehen, allein.«
    »In der Nähe von Mirrind«, sagte Vanye leise. »Ich habe dort einen
haril
gesehen. Jetzt weiß ich, was das für ein Geschöpf war. Es ergriff die Flucht, als wir es zu jagen versuchten.« Die Hand des
haril
senkte sich von hinten auf seine Schulter, zart wie ein Windhauch, sich verkrampfend, ungeheure Kräfte verratend, den Wunsch ausdrückend, er möge sich umdrehen. Er gehorchte und blickte das Geschöpf an, und das Herz schlug ihm bis in den Hals, während er in das fremdartige, dunkle Gesicht starrte.
    »Du«, sagte Sezar aus dem Sattel, »du bist es, der sie beunruhigt – ein großer Mensch, zu blond für einen Shathana. Sie wissen, daß du nicht von unserem Blut bist.«
    »Lellin«, sagte Morgaine, »ich rate dir, etwas zu unternehmen, ehe ich selbst einschreite.«
    »Bitte, Lady, tu nichts! Wir sind hier ganz allein. Unsere Leute haben uns nicht gewarnt, und ich glaube nicht, daß sich Angehörige der
arrhendim
in der Gegend befinden – und selbst wenn sie bei uns wären, könnten sie nicht viel unternehmen. In diesem Augenblick gehört dieser Teil des Waldes den
harilim,
und unsere Fluchtchancen stehen nicht gut. Sie sind nicht gewalttätig – aber sehr gefährlich.«
    »Hol einen meiner Pfeile!« sagte Vanye. Als keiner sich rührte, fügte er hinzu: »Nun mach schon!«
    Lellin gehorchte mit vorsichtigen Bewegungen. Vanye hielt den Schaft empor, bis die
harilim
sehen konnten, was er in der Hand hielt. Dann deutete er auf die Federn, die braun waren, und auf den Pfeil, der im Rücken des Toten steckte und weiße Federn zeigte. Der
haril
sagte etwas zu seinen Genossen; und sie antworteten in einem Tonfall, der schon etwas besänftigter zu sein schien.
    »Sag ihm«, wandte Vanye sich an Lellin, »daß die Menschen dort draußen in Azeroth nicht unsere Freunde sind; daß wir die Absicht haben, sie zu bekämpfen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe«, sagte Lellin verzweifelt. »Es gibt kein festgelegtes System von Zeichen; schwierige Zusammenhänge lassen sich damit kaum ausdrücken.«
    Aber er versuchte es – und schaffte es vielleicht auch. Der
haril
wandte sich an seine Genossen, und einige nahmen den Toten vom Boden auf und trugen ihn in den Wald.
    Das Wesen hinter Vanye faßte ihn am Arm und begann ihn mit fortzuziehen. Er stemmte die Füße in den Boden und leistete Widerstand, von Furcht gepackt, denn der
haril
war kräftig, und seine Artgenossen bildeten noch immer einen dichten Ring um die Gruppe.
    Lellin stellte sich dem
haril
in den Weg und machte ein verneinendes Zeichen. Der
haril
fauchte eine keckernde Antwort und schwenkte die Arme.
    »Sie wollen, daß wir alle mitkommen«, sagte Lellin.
    »Liyo
– du solltest von hier verschwinden.«
    Aber sie bewegte sich nicht. Vanye drehte den Kopf und versuchte sich auszurechnen, welche Chancen er hatte, lebendig zu seinem Pferd durchzubrechen. Morgaine machte keine Bewegung, zweifellos gingen ihr andere Gedanken durch den Kopf.
    Sezar brummte etwas vor sich hin, das Vanye nicht deutlich verstand. »Die Waffen der
haril
sind giftig«, sagte Morgaine lauter. »Vanye, die Pfeile tragen ein Gift. Ich glaube, davon hat sich Lellin seit dem Beginn dieser

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