Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
im schwachen Licht. Der
haril
deutete darauf, dann auf das Lager und machte schließlich eine anklagende Bewegung, in
seine
Richtung.
Nein, gab er zurück. Was immer der
haril
wollte oder über ihn und das Lager vermutete, erforderte die Antwort
nein.
Morgaine und die anderen holten auf, und wieder waren sie auf allen Seiten von
harilim
umgeben. Er blickte zu ihr empor, und sie betrachtete die Lagerfeuer des Feindes.
»Dies ist nicht die Hauptstreitmacht«, flüsterte sie, damit Lellin sie nicht hörte; und es stimmte, denn das Lager war nicht annähernd groß genug – auch hätten Roh oder Hetharu kaum ihre Gewalt über das Tor von Azeroth aufgegeben.
»Dies sollten wir nach Wunsch der
harilim
sehen«, sagte Lellin. »Sie sind zornig... wegen der gefällten Bäume, wegen der Toten. Sie geben uns die Schuld, daß es dazu gekommen ist.«
»Vanye«, sagte Morgaine leise. »Versuch es; steig schnell auf!«
Er setzte sich in Bewegung, ohne Ansatz, ohne zu zögern. Er sprintete auf Mais Flanke zu und hechtete in den Sattel. Die
harilim
gerieten in Bewegung, doch niemand versuchte ihn aufzuhalten. Er erinnerte sich an die vergifteten Waffen und saß mit klopfendem Herzen auf dem Rücken des nervösen Pferdes.
Morgaine zog Siptah langsam herum, um sich in den Schutz des Waldes zurückzuziehen.
Harilim
verstellten ihr den Weg, die dünnen Arme erhoben.
»Wir sind hier nicht erwünscht«, sagte Lellin. »Sie werden uns nichts tun, aber sie wollen uns nicht in der Gegend haben.«
»Wollen sie uns auf die Ebene hinausdrängen?«
»Es scheint ihre Absicht zu sein.«
»Liyo«,
sagte Vanye, der plötzlich ihre Gedanken erriet, die ihm ganz und gar nicht gefielen. »Bitte! Wenn wir diese Wesen angreifen, dann kommen wir im Wald nicht weit, bevor andere Artgenossen auftauchen. Diese Wesen verstehen es zu gut, sich in einen Hinterhalt zu legen.«
»Lellin«, fragte sie, »warum sind deine Leute nicht in der Gegend gewesen? Wo sind die
arrhendim,
die uns vor diesem Vordringen des Feindes hätten warnen müssen?«
»Wahrscheinlich sind sie von den
harilim
vertrieben worden – so wie sie es mit uns vorhaben. Wenn es um Wegerechte geht, legen wir uns mit den Dunkelhäutigen nicht an. Lady, ich habe Angst um Mirrind und Carrhend, große Angst. Ganz bestimmt ist das der Grund, warum sich die anderen
arrhendim
zurückgezogen haben; sie wollen jene Orte so schnell wie möglich schützen und warnen. Sie wären nicht so weit vorgedrungen, hätten sie gewußt, daß die Dunkelhäutigen hier sind. Lady, verzeih mir. Ich habe in meinem Auftrag versagt. Ich habe dich in diese Lage gebracht und sehe keinen Ausweg. Keiner der
arrhendim
aus dieser Gegend hatte Grund zu der Annahme, daß jemand an ihren Warnzeichen vorbeireiten würde. Sie haben diese Zeichen hinterlassen, aber wir sind durchgeritten. Ich dachte nur an die
sirrindim,
bei denen ich davon ausging, daß wir ihnen Widerstand leisten könnten. Ich rechnete nicht damit, daß die
harilim
sich hier breitgemacht haben könnten. Lady, durchaus möglich, daß die Schützer Nehmins sie aufgescheucht haben.«
»Die
arrhal«
»Es gehen Gerüchte um, daß die Schützer Nehmins die
harilim zu
Hilfe rufen können. Durchaus möglich, daß sie zu den Verteidigungskräften Nehmins gehören und gegen jene große, neue Gefahr alarmiert worden sind. Wenn das der Fall ist, müßte ich bekennen, daß ich überrascht bin; vernünftig mit ihnen zu reden ist ebenso schwierig, als wolle man mit Bäumen diskutieren; und sie hassen Menschen wie
qhal.«
»Aber wenn es stimmt, dann wäre auch denkbar, daß Nehmin selbst angegriffen wird.«
»Durchaus möglich, Lady.«
Einen Augenblick lang schwieg sie. Vanye spürte dasselbe wie sie, die Gewißheit, daß unter der friedlichen Hülle Shathans, die ihnen bisher Schutz gewährt hatte, die Dinge auf gefährliche Weise schiefgegangen waren.
»Vorsicht, ihr alle«, sagte sie und ließ
Wechselbalg
von der Schulter an die Hüfte gleiten. Eine Hand ausgestreckt hebend, in einer Geste, die die aufgeregt plappernden
harilim
zur Zurückhaltung veranlaßte, hakte sie die Scheide ab.
Mit beiden Händen zog sie langsam das Schwert, und das opalisierende Licht der Klinge wirbelte weich in der Dunkelheit. Die Helligkeit spiegelte sich in den dunklen Augen der
harilim
und nahm in dem Maße zu, wie sie die Klinge entblößte. Plötzlich flammte die Waffe zu vollem Glanz auf, und der düstere Kegel an seiner Spitze bildete sich. Die
harilim
wichen zurück, ihre
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