Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
bestimmten Dorf aufgehalten, soviel habe ich erfahren; Hetharu weiß das ebenfalls. Dort leben Menschen, ziemlich zurückgezogen, und auch andere Wesen, nicht wahr?«
Vanye schwieg.
»Es stimmt. Ich weiß Bescheid. Ich glaube, es sind
qhal –
habe ich nicht recht, Cousin? Ihr habt Freunde hier. Vielleicht sind das die Leute, die mit ihr geflohen sind. Verbündete. Verbündete aus dieser Welt. Und es war ihre Absicht, den zentralen Ort aufzusuchen, die Kontrolle über das Tor zu gewinnen und mich zu vernichten. Na, ist das nicht ihr Ziel? Es wäre für sie der einzige vernünftige Weg. Aber angesichts des Zustands, in dem sie sich befinden muß, sorgt mich weniger die Frage, was sie tun oder nicht tun wird, als vielmehr die Frage, wer ihre Waffe in die Hände bekommt. Ein
qhal
und ein Mensch begleiten sie. Das hat Fwar gemeldet. Wer sind die beiden, und was würde jeder der beiden tun, bekäme er ein Schwert wie das ihre in seine Gewalt?«
Die Gedanken wirbelten Vanye auf chaotische Weise durch den Kopf.
Merir,
dachte er,
Merir würde das Schwert zum Guten einsetzen.
Aber dann kamen ihm doch wieder Zweifel, und er dachte daran, daß seine und Morgaines Ziele im Grunde den Absichten der
arrhendim
zuwiderliefen.
»Fwar hat mir etwas mitgebracht«, fuhr Roh fort. »Oh, er wollte es mir nicht geben, doch Fwar hat großen Respekt vor meinem Zorn, und um seiner Gesundheit willen trennte er sich sehr bereitwillig davon.« Aus dem Gürtel zog er ein Silberamulett an einer Kette – Merirs Geschenk. »Du hast dies getragen. Ich finde, dies ist eine sehr seltsame Arbeit, eine Kunst, wie wir sie zu Hause nicht finden, nicht einmal in Shiuan. Siehst du, hier stehen
qhalur-
Runen.
Freundschaft,
heißt das Wort. Wessen Freund bist, du, Nhi Vanye?«
Er schüttelte den Kopf, und die Welt verschwamm. Er war am Ende seiner Kräfte. Urplötzlich rückte die Angst, die bisher in weiter Ferne gelauert hatte, in immer beunruhigendere Nähe und begann ihn zu peinigen.
»Es ist wohl kaum ehrenhaft – dich so zu bedrängen, solange du noch mit dem üblen Zeug vollgepumpt bist, wie? Du bist so leicht zu lesen wie eine frisch beschriebene Seite. Na, ich werde dich jetzt in Ruhe lassen. Aber ich will dir noch eins sagen – denk darüber nach, wenn du wieder nüchtern bist – was ich von dir wissen wollte, danach strebe ich nicht, um dir zu schaden. Und du mußt wach bleiben, Vanye. Komm, laß deine Augen klar werden! Du mußt mich mit Verstand anschauen.«
Er versuchte es. Roh versetzte ihm einen Schlag, so fest, daß es wehtat, doch ohne Bosheit. »Bleib wach! Wenn ich dich auf mich wütend machen muß, um das zu erreichen, werde ich es tun. Die Droge läßt deine Augen noch immer glasig erscheinen, und solange dieser Film nicht verschwunden ist, bleibst du wach, egal, was ich dazu anstellen muß. Schon öfter habe ich Männer in diesem Lager daran sterben sehen. Sie schlafen in den Tod hinein. Und ich brauche dich lebend.«
»Warum?«
»Weil ich für dich heute abend alles riskiert habe und weil ich davon profitieren will.«
»Was willst du?«
Roh lachte. »Deine Gesellschaft, Cousin.«
»Ich habe dich gewarnt – ich habe gleich gesagt, daß deine Genossen sich nicht als dankbar erweisen würden. Du bist ein Mensch, und deswegen hassen sie dich.«
»Bin ich das?« Wieder lachte Roh. »Du gibst es also zu, daß ich dein Cousin bin.«
»Ein qhal... «
–
hat mir gesagt,
hätte er beinahe ausgeplaudert,
wie es für dich gewesen ist.
Aber er war doch nicht so betäubt, um diese Worte herauszulassen, und nahm sich rechtzeitig zusammen. Roh musterte ihn mit seltsamem Blick, zuckte die Achseln und ging nicht weiter darauf ein. Er setzte das Waschen der Wunden fort. Die Berührung schmerzte, und Vanye zuckte zusammen; Roh flüsterte leise vor sich hin.
»Ich kann nicht anders«, sagte Roh. »Deinen Dank mußt du Fwar abstatten. Ich bin so vorsichtig, wie es geht. Sei zunächst froh, daß du das
akil
im Körper hast.«
Roh arbeitete wirklich sehr vorsichtig – und geschickt; er reinigte die Wunden und beträufelte sie mit heißem Öl und kümmerte sich ganz besonders um die entzündeten Stellen. Das Knie umgab er mit heißen Kompressen, die er oft wechselte. Nach einiger Zeit ließ Vanye den Kopf nach vorn sinken. Roh scheuchte ihn hoch, um sich seine Augen anzusehen, und ließ ihn schließlich schlafen. Er weckte ihn nur noch, wenn er die Verbände wechselte. In einer dieser Wachperioden schätzte Vanye, daß die Nacht schon
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